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Nr. 10. «JUGEND*

Fritz Hegenbart (München)

Herausforderung

Ja, tobe nur und reck' die pauste aus —

Jch fürcht' mich nicht I
Och schaue lachend in Pein wild Sesicht
Qnd wage mich aus meinem sichern Haus
Mt festem Schritt selbst in pein T^eich hinaus.
Pu rüttelst mich — das ist mir grade recht 1
Verlangtes mich doch aus all der Schläfrigkeit,
)\us all den stillen, sonnenschwülen Lagen
flach Kampf und Streit I

•€in übermüthig Vogen
Kommt über mich und lässt mir keine Kuh-
Pu locktest mich — nun wehr' pich, Sturmwind pul
Komm, lass uns ringen I prust an prust gedrängt
Qnd Jvtuad auf ;Mund, dass keuchend sich des/thems
Gefang'ner Sdave durch die ^ähne zwängt!

Pu packst mich gut 1 — Ö namenlose Xust,

Per eignen K^aft und Jugend sich bewusst,

On keckem prang sich einmal aus zu leben I
pie Sehnen spannen sich >n trotz'gem Mth,

€s gährt und schwillt des plutes träge fluth
Qnd reisst der Ordnung heil’ge pämme ein —
Frei will es sein I

Qnd zwingst pu mich, gewalt'ger Kämpe pu,

So jauchzt mein Herz dem Qeberwinder zu:
^uch das ist Xust, sein überschäumend Xeben
perauscht, besiegt, dem Größer» hin ru geben!

ANNA. RITTER

Sonne

Sonne! Sonne!

wie sie strahlend und Hell durch die Butzen-
scheiben bricht!

Ich ziehe die dunklen Vorhänge vor, — nur
ein kleiner Spalt, — sie stiehlt sich durch, und
ein kleiner Streifen küßt die Blumen auf dein
Tisch in der Mitte meines Zimmers. — Jetzt
ziehe ich weit die Vorhänge auseinander. —
Große Sonnenflecke spielen an der wand, auf
den Teppichen und auf den Möbeln!

„Sieh, Frauchen, wie schön es ist, daß sie
überall Blumen findet und küßt! Sieh die Mai-
glöckchen auf dem runden Tisch, auf dem
Schreibtisch, sieh die Veilchen auf dem Klavier!
Sieh, wie alle die Hälschen recken! Alles duftet,

sonnt sich I Die Kätzchen am trockenen Holze in
der hohen Glasvase auf dem Klavier blinken
weißer; die hängenden Mimosen richten sich
auf! Und schau die Farben im persischen Tep-
pich! wie gesättigt roth er leuchtet, dazwischen
das tiefe Blau! Aus dem Perlmutter im persi-
schen Tabouret scheint's in Regenbogenfarben
zurück! von den Rücken der Bücher im eichenen
Gestell strahlt's zurück, glänzend, golden! —
Die liebe, liebe Ianuarsonne! —

Laß die Kinder kommen! Laß mehr Sonne
herein durch Thüren und Fenster!"

Und sie eilt lächelnd hinaus aus dem Zim-
mer, mein liebes, liebes Weibchen mit den
Sonnenaugen, und kehret wieder, die Tilly auf
dem Arm, den Jungen an der Hand! Und
Tilly schaut mit großen, grün-bläulich schim-
mernden Augen aus dem pausbackigen Gestcht-
chen im Zimmer umher, und auf ihrem weißen
kahlen Köpfchen schaukelt ein großer Sonnen-
fleck ! Mit den Händchen greift sie um sich, nach
den anderen haschend, die auf dem rotheil
Morgcnkleid meines Frauchens liegen, und wie
ihre Händchen in sie ,hineintappen, rosig leuch-
tend in ihnen, da girrt sie wie ein Täubchen
und lacht über das ganze Gesicht I —

Und der Junge auf meinem Arm streichelt
meine Wangen mit weichen Händchen und ruft
in allen Tonarten „Papa!"

Tr setzt beim ersten „Pa" schmeichelnd an,
hebt die zarte liebe Stimme bis zur höchsten Höhe
und bricht dann jäh mit dem zweiten „pa" ab.

Dann reicht er mir sein Mäulchen zum Kuß,
und Mama muß immer gleich hinterher küssen!

Jetzt strampelt er mit den Beinchen, zeigt
mit beiden Händchen nach untener will auf
den Teppich; — und nachdem ich ihn hinunter
habe gleiten lassen, bückt er sich, langsam, —
vorsichtig, — immer abwiegend, daß er ja nicht
nach vorn oder rückwärts falle. — Endlich ist
er so tief, daß er mit den Händchen den Tep-
pich berühren kann. — Tr hebt etwas Glänz-
endes, eine Nadel, auf und reicht sie mir mit
freudestrahlenden Augen: die Sonne hatte die
Nadel im dicken Teppich sichtbar gemacht. Und
nun. ruft er: „Gange! Gange! Gange!" so-
lange, bis ich „Danke" sage, und dann eilt er
von Stuhl zu Stuhl, die Händchen hoch in der
Luft, daß er das Gleichgewicht behalte, und
wenn er den nächsten Stuhl erreicht hat, schlägt
er mit beiden Händchen drauf und schreit „Bum!
Bum!" Dann sieht er sich nach Beifall suchend
um und trippelt weiter, durch unsere lachenden
Mienen ermuntert.

Und die Sonne streut ihm große Flecken in:
den weg; — er stutzt, tritt zaghaft hinein uni»
strahlt uns an, wenn er darüber hinweggetrip-
pelt ist, ohne zu fallen.

Jetzt schlagen vom benachbarten Thnrme
die Kirchenglocken. — Er bleibt plötzlich stehen,
und das rechte Händchen mit ausgestrecktem.
Zeigefinger erhebend, ruft er: „Horch! Horch!"

Und wir horchen, still, — ganz still; er-
dröhnt dumpf und feierlich, und in das Zim-
mer scheint die liebe, liebe Sonne! ^

JA wand'»», «in sroher Geselle,
Äinans in dl« blühend« 2velt.

JA sAopse ans jegliAe» (Duelle,
JA rast« vor ^edein Gesell.

WoM bBute toi« jJ’attwt dl« Sieben!
CC9ie sarbig ersAillert mein Jefeib!
JA fnijje nnd Koje mit jebet
5ut QTtinn« tKtfotfreubc» Qltnib.

Z

wait

JA streiAl« di« Grethen nnd Annen
Qllit LartkiA begeisterte» Sand —

2lnd sAreite dann läAelnd von dannen
2lnd lasse sie KiUjf ans dem Sanb.

Na» sAeint mi» errieherisA-sittkiA:

Sie lernen so Tugend nnb JOsliAt,
<§inb Künftighin minder erbittliA,

QXnb »eigen ein streng'res GesiAt.

so sind' iA beseligt das Mleine
2lnd steure dein ethisAen 2V«H —
ONohlthäter, sobald iA ersAeine,
Mohkthäter anA, wenn iA dann geh'.

Jh» Tadler, nnn sühlt LnA gesAlagen.
2lnd stellt da» Denörgel hier ein!
2UiA ehrt es, zum eignen ^ehagen
Lrziehe» de» MenAheit zu sein.

lirust llelistein

N4
Register
Fritz Hegenbarth: Ein Urtheil des Paris
E. Mey: Sonne
Anna Ritter geb. Nuhn: Herausforderung
Ernst Eckstein: Der fahrende Don Juan
 
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