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Jndifdfe Reife

Oon Max Dautljendey

l. hunäerläreizehn 5chM1e

Unter den weihen gehauen im Ifgra-Schloh
ift ein gefängnis für die ungetreuen trauen.
Nicht finfter, fröhlich weih auch schauen

drinnen die Wände wie ein festlich Ammer.
Dort blieben immer ungefeffelt die Hände

einer?rau und wa; fie leis nur wünschte,
Erhielt fie dort in allen 5tunden auf ihr geheih,
Und drelhlg Tage ward ihr jeder Wunsch

ob klein ob groh erfüllt um jeden Prei;.
Und wurde schwanger dann ihr 5choh,

lieh man fie frei und lo;
Und achtete die Heiligkeit der Mutter bloh.
Doch hat fie nach den dreihig Tagen

kein Rind unter dem her; getragen,
?ührt man fie hundertdreizehn Treppen tief

ln ein gelah,

Wo in der Mauerdecke ein mächtiger

Tifenhaken fah.

hoch über einem Brunnenschacht war dieser

haken angebracht.

Tin Tau mit einer Schlinge hing dran feil.

Die zog der Henker um den hals der?rau

schnell an,

Dom Leben war ein kurzer 5chrel der Re ft.

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Ueber dem Drunnentrog schwang sich die Leiche an dem

Strang noch manche Stund'
Und blieb, bis fie der Drunnenabgrund zu sich zog.

Tin Bündel bunten, welken Laubes fand ich an dem haken,

Fidus (Berlin

Und als ich übern Trog mich bog, hört ich ein Tcho unten,

JR; ob auf klügeln unten der Tod aufflog.

Jln unterirdischen Hügeln zog auch da; Rauschen von einem ?luh vorüber.
Zeh muhte lang die Todeslandfchaft am Brunnenrand belauschen.

ll. Mf äer Langesbiücke

Mein 2ug kurz vor Benares abend; kam

Zur Tifengitterbrücke, die den Strom im Sprung breit nahm.

Die Nacht lag drauhen wie ein Silberfaal, der hing überm gangestal.
Durch einen Zufall ging mit einem Mal im Zug da; glühlicht aus.
Die Köpfe aller Reifenden fah'n schnell erschrocken in die

Nacht hinaus.

Der Zug lief auf der dunklen gitterbrücke, unten lag breit,

Wie weite; Seid aus Tis und Schnee, der heilige Strom

vom Mond beschneit.

Tr zog, zum Horizont mündend, im Himmel wie in einem See.

Da; lüaffer schien aus eigener Rraft zu leuchten gleich wie

aus Milch und weihem Dlütenfaft.

Zm gange; kam der Mond wie eine weihe Lotosblüte angefchwommen.
Nun, schien mir, war ich erft im echten Indien angekommen.

Die Dfchungelufer unterm Nebel lagen, ich fühlte mid)

im Zug auf hoher Drücke,

gleich einer Mücke vom Tlephant hin überm Strom getragen.

Uralte götterfagen fangen in meinem Ohr

Und alle guten Kötter kamen im Mond hervor zum

gangeskrei; gegangen.

Mir war, als hörte ich aus Wedabüchern Namen und Tchos

aus der Weisheit Dom.

Sehnsucht, die immer reift, blieb einen Augenblick hier fromm gefangen
Und atmete den hehren keift vom heiligen Strom.
Register
Fidus: Rahmenzeichnung
Maximilian Dauthendey: Indische Reise I: Hundertdreizehn Schritte
Maximilian Dauthendey: Indische Reise II: Auf der Gangesbrücke
 
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