Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Suse

4 t. Jahrgang

tt -

t 9 3 6 / N r. z 9

Der 800jährigen Ltadt Wasserburg am Inn gewidmet

Wasserburg um 1580

„O Hollo Wasserburg" am Lun!

Von Christian Kobe, Wasserburg-Burgau

„Ein vielstimmiges ,O Hollo* erbrauste,
wenn sich die Pferde in steilem, schwerem
Gang in die Geschirre legen mußten."
(Hier!, über die alte Jnnschisfahrt).

2»n jenen Zeiten, da nach kein Blaßgesicht
seinen Fuß aus Manhattan gesetzt hatte, wo
diese Halbinsel nicht ahnen konnte, daß in ihre
Erdrinne jene New Aorker Häuserreihen ge-
rammt würden, die heute aus viele Seemeilen
hinaus den ankommenden Schissen Macht und
Wille bekunden, bot sich den innabwärtsgleiten-
den Plätten und Flössen an jener Stelle, wo der
Inn in eine enge, beinahe kreisrunde Schleife
biegt, Jahrhunderte vorauseilend, ein ähnliches
und doch so grundverschiedenes Bild: eine Halb-
insel, an dessem Saume vielstöckige hohe Häuser
aus den Fluten steigen — Wasserburg am Inn.

New Aork und Wasserburg in einem Atem-
zuge zu neuen, mag verwegen klingen, und den-

Reisebrief

Aus Wasserburg da cheten wir fragen,
Da khamen wir auf einen Höchen berg,
Da war ein weeg nach lengS vnnd zwerch.
Ich fach gen Wasserburg aus die Stat,
Gar wohl mir.die gefallen hat.

Sy liegt in einem tiefen thaal
Darin ist mancher scheuer Saal.

X ä m pes 1383.

Farbige Zeichnung von 1580

noch schlug in dieser traumhaft schönen Stadt
vor einigen Jahrhunderten der Pulsschlag an-
gespanntester Handelskraft und ausgeprägten
MachtwillenS. Der Jnnstrom war der Mittler
zwischen Italien, Deutschland und Ungarn, ja
donauabwärtS bis zum Schwarzen Meer; er
band Tirol mit Bayern und dem Niederöster-
reich. Wein, Salz, Getreide, Eisen, Honig und
Such bereiteten das Saatbeet WasserburgS
Blütezeit und gründeten den Reichtum seiner
Geschlechter. Die Stadt, vom Inn fast völlig
bis auf einen schmalen „Hals" umschlungen,
war Stapelplatz für Augsburg und Venedig.

Amerika hat an dem Schicksal dieser Jnn-
jtadt seinen Teil. Die Entdeckung der Neuen
Welt ließ den Welthandel, den bisher Venedig
und Augsburg fest in ihren Händen hielten, all-
mählich andere Wege gehen. Die Frachten auf
den bayerischen Flüssen und Straßen gingen
erheblich zurück, die Erzeugnisse des Landes
fanden geringen Absatz, der Stapelplatz Wajjer-
burg sank dahin.

610
Register
Unbekannt: Wasserburg um 1580
[nicht signierter Beitrag]: Reisebrief
Christian Kobe: O hollo Wasserbur am Inn!
 
Annotationen