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Das Rennpferd

Runstversteigerung in Paris. 1012. Das
berühmte Werk von Degas „Les danseu-
ses ä la darre" brachte es auf 433 000
Franken. In einem Nebenzimmer wartete
der Meister das Ende der Versteigerung
ab. Raum war der letzte Hammerschlag
getan, reißt ein Journalist die Tür auf,
um dem wartenden atemlos das Ergeb-
nis mitzuteilen.

Der aber bleibt vollkommen ruhig:
„Ein schöner Erfolg!"

„was, und Sie platzen nicht vor Wut,
wo Sie von der ungeheuren Summe kei-
nen Sou erhalten-"

„Aber lieber Herr!" gibt Degas zur
Antwort, „das kann doch gar nicht anders
fein. Ich fühle mich wie das Rennpferd,
das den großen Preis gewonnen hat; ich
bin mit meiner Haferration zufrieden!"

Einst hatte Degas 500 Frank für das
Bild bekommen ...

Degas kann keinen Degas
bezahlen

Degas wird einmal in feiner Wohnung
auf dem Montmartre von einem Journa-
listen besucht. Der staunt über die Arm-
seligkeit der Behausung: fünfte Etage,
kein Bild ringsum, nur ein Tisch, ein
paar Stühle, eine Rommode. Nichts also,
was an das Werk des großen Rünstlers
erinnern könnte.

Auf die Frage des Besuchers, warum
denn so ein berühmter Mann gar keine
Runstwerke und Bilder in seinem Atelier
hangen habe, winkt Degas mit einem iro-
nischen Lächeln ab.

„Bilder", sagt er, „sind ja heute für
unsereinen viel zu teuer! wie sollte sich
ein alter Rünstler wie ich auch eins seiner
Runstwerke leisten können-! Sie haben ja
jüngst gehört, daß heute 435 000 Frank
für einen Degas bezahlt werden!...

*

Degas wurde einst um ein Bild für das
Luxembourg-Museum in Paris angegan-
gen. Der Meister aber wehrte energisch ab:

„Danke schön dafür, zur wache ge-
schleppt zu werden von diesen — Schutz-
männern der Runst!" ... —sl.

Künstler am Bodensee

R u n st a u s de r w a a g e

Der Ronstanzer Maler Heinrich E.
Rromer, der sich auch als Dichter durch
seinen „Gustav Hänfling" schon vor dem
Weltkriege einen Namen geschaffen hat,
erhielt einmal in der Inflationszeit von
einem Schweizer Fabrikanten einen Por-
trat-Auftrag. Zu den ersten Skizzier-
Sitzungen erschien der Auftraggeber in
des Meisters Atelier, aber seine Vollen-
dung sollte das Werk, so ward es abge-

Lachende Jugend

Ein Mensch ohne Wünsche ist tot! —
Man vergaß nur, ihn zu begraben.

*

E i n lebendiges Herz kann Millionen
tote zum Leben erwecken.

*

. . . Den ersten Band über die Liebe
schreibt der Dichter — bis sie sich haben;
— den zweiten Band schreibt das Leben.

sprochen, in der Wohnung des Fabrikan-
ten finden.

So wanderte denn Rromer eines Tages,
den Reilrahmen mit der Skizze unter den
Arm geklemmt, den Farbkasten in der
Hand, fröhlich nach Rreuzlingen hinüber,
dem Wohnort seines freundlichen Mäzens.
Aher am schweizerischen Zollamt gab es
einen unfreiwilligen Aufenthalt.

„was hönd Sie denn do-", fragte der

Hekenslied

Von Emil Merker

Hrierst bis in dein Herz iw Sternenlicht,
kommst ans dunkler Erde schwer gegangen,
bist, 0 Mensch, non Mritsel rings umfangen,
du der Mätsel schlimmstes nicht?

Schwarz in unsern Sdern saust die ^eit,
uns zu Häugten blafft das Hoch des Maumes
und wir taumeln, Gäste wirren Traumes,
trunkenen Weg von Hnlt und Heid.

^Müßten wir nicht täglich, stündlich sinnen,
nach dem Hetzten, Einzig-Einen?

Müßten wir nicht endlich jäh verneinen,
immer wieder zu beginnen?

Heben lächelt, reicht das Drot Mergessen
und kredenzt stets neu den Schlummerwein,
tut die bitteren Mürzen Haß und Hiebe drein:
und wir trinken und wir effen ...

Grenzjager. Als ihm Rromer den Sach-
verhalt erklärte, blätterte er umständlich
in einem dicken Verzeichnis zollpflichtiger
Gegenstände, konnte aber trotz eifrigen
Stirnrunzelns nicht finden, wie er den selt-
samen Gegenstand deklarieren sollte. Da
rettete er die Situation durch folgendes,
wahrhaft salomonisches Urteil: Er legte
den Reilrahmen auf die Zollwaage, las das
Gewicht ab und rief seinem am Schreib-
tisch sitzenden Rollegen zu: „Schrib halt
lif de Zettel: E Rilo halbfertige Runscht
— Zollfrei!"

A b k ü r z u n 9 e n

Im Tafe „Göhner", der Ronstanzer
Rünstlerklause, sitzt eines Tages ein bunt-
gewürfeltes Völklein, Dichter, Maler und
Musiker, unter ihnen, seinen gewichtigen
Rörper behaglich in die Sofaecke gelehnt,
der „eingeborene" Geigenvirtuose Reller,
der alljährlich im Sommer durch seine be-
zaubernden Ronzerte im Rathaushof Tau-
sende von Zuhörern begeistert.

Da geht die Türe auf und herein
kommt der wangener Holzschneider Hugo
Böschenstein mit dem Rollegen M., einem
etwas eitlen Herrn. Der ist erst unlängst
aus Rarlsruhe in die Seegegend zugezo-
gen. Wohl um sich mit einem etwas fern-
östlichen Fluidum zu umgeben, pflegt er
nicht nur bei der Signatur seiner Werke
seinem Namen stets die Buchstaben „Rhe."
— Abkürzung aus Rarlsruhe — anzuhän-
gen, sondern stellt sich neuen Bekannten
auch immer als „UI... — Rhe." vor.

Nun hat aber Böschenstein schon früher
einmal den Stammtisch von dem neuen
Rollegen und seiner Marotte unterrichtet.
So kommt es, daß, als er sich reihum vor-
stellt, sein übliches „M... — Rhe." mur-
melnd, der behäbige Reller, wie an ihn die
Reihe kommt, sich straff aus seiner Ecke
emporreckt und dem Verblüfften mit tadel-
loser Verbeugung ein lautes und vernehm-
liches „Reller-Rotz" entgegen trompetet.

wobei er natürlich die ominöse Nach-
silbe nur als Abkürzung des Samens sei-
ner Vaterstadt Ronstanz zu gebrauchen
beabsichtigt...! Walter M. Greif

Das Gespann

Jean Paul begeisterte sich für eine
Idee, die der durchaus nicht hervorragende
Schriftsteller Paul David Rirchner aus-
gebrütet hatte. Jean Paul, den der Vor-
wurf lockte, bot sich an, die Bearbeitung
gemeinsam mit Rirchner vorzunehmen.
Rirchner, der 40 Jahre älter als der noch
wenig bekannte Jean Paul war, schrieb:
„Lieber, junger Mann! Ihren bescheidenen
Wunsch will ich nicht erfüllen. Es ist noch
niemals gut gewesen, Pferde und (Ochsen
zusammenzuspannen!"

Jean Paul antwortete: „Ich habe Ihre
flegelhafte Epistel gelesen, wie kommen
Sie dazu, mich ein Pferd zu nennen-!"

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Register
Walter M. Greif: Künstler am Bodensee
[nicht signierter Beitrag]: Das Gespann
-sl.: Anekdoten um Degas
[nicht signierter Beitrag]: Vignette
[nicht signierter Beitrag]: Lachende Jugend
Emil Merker: Lebenslied
 
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