Eifersucht
Heinrich Klinke bekam plötzlich Zahn-
schmerzen. Zuerst verbiß er sie, dann
wurden sie so unerträglich, daß er doch
beschloß, noch vor Dienstschluß zum Arzt
zu gehen. Er stürmte nach Hause, wollte
sich einen frischen Kragen umbinden. Als
er in den Flur trat, hörte er aus dem
Wohnzimmer Stimmen. Eine weibliche und
eine männliche. Die weibliche gehörte un-
zweifelhaft seiner Frau. Die männliche war
ihm unbekannt. Er lauschte. Hörte seine
Frau sagen:
„Mein Lieber, ich habe doch telepho-
nisch gesagt, daß mein Mann schon um
vier Uhr dienstfrei hat. Warum kommen
Sie denn so spät? — Nun müssen Sie
schleunigst wieder verschwinden, ich muß
vorsichtig sein. Mein Mann darf nichts
erfahren! Kommen Sie morgen wieder,
aber früher!"
Heinrich Klinke hatte keine Zahnschmer-
zen mehr. Dafür erinnerte er sich, daß er
einmal erfolgreicher Boxkursteilnehmer
war. Er stürzte ins Zimmer, streckte den
Unbekannten mit einem fachmännischen
K. o. zu Boden, brüllte seine Frau an: „Ha!
— Wer ist der Schurke?"
Schluchzte Frau Klinke: „Mein Schnei-
der — den ich zum Maßnehmen für mein
neues Kleid kommen ließ, mit welchem
ich dich zu unserem fünften Hochzeits-
jahrestag überraschen wollte..."
A. o. K.
Kompliziertheit der Gefühle
Wie eigenartig, wie kompliziert ein
Verhältnis zwischen zwei Menschen mit-
unter sein kann, erfährt man oft erst im
Gerichtssaal.
Zum Beispiel ...
Ein Mädchen soll über den ungetreuen
Geliebten aussagen, der obendrein noch
ihr Fahrrad versetzt hat.
Richter: „Sie haben früher ein Verhältnis
mit ihm gehabt. Besteht das noch?"
Zeugin: „Das wird sich erst entscheiden."
*
Vorsitzender zu dem wegen Schwinde-
leien Angeklagten: „In welcher Form
haben Sie der Zeugin eine Liebeserklä-
rung gemacht?"
Angeklagter: „Es war keine konkrete,
sondern eine abstrakte."
★
Der Beamte ruft ein junges Mädchen
herein. Der Vorsitzende will wissen, wie
die Zeugin zum Angeklagten steht:
„Sind Sie verwandt?"
„Nein."
„Sind Sie seine Braut?"
„Nein."
„Oder seine Freundin?"
„Nein."
„Also nur eine Bekannte?"
„Nein."
„Da, was sind S' denn dann eigentlich?"
„I bin sei' Mädl." —ri—
Franz von Stuck
Die berauschte Hummel brummt
Auf der Tenne,
Wo der Motor drischt und summt.
Nun flieht aus dem Korn die Wachtelhenne,
Eh es auftaucht, das gebräunte Haupt,
Sense lodert und die Halme raubt.
Taumelnd tritt er vors Gehölz und prahlt.
Schmeckt den Most rumoren in den Fässern,
Und die Schwimmer aus den Blcigewässern
Lockt er in den grünen Binsenwald.
Peinigt sie mit gläsernen Libellen,
Mit der Flöte, die das Ohr zerrenkt.
Und mit seiner Lust, der hagelschnellen —
Der den Bauernmägden Knecht und Knaben
schenkt! b a s i I i s k
Modernes Gretchen
Ein Stutzer hält auf der Straße ein
hübsches Dienstmädchen an, das auf dem
Wege zum Fleischer ist.
„Schönes Kind, ich biete dir mein Herz
an."
„Danke, nein. Meine Gnädige hat mir
aufgetragen, Hirn zu kaufen, und das
haben Sie ja doch nicht." war
Klaus, der Wanderer
Es geschah in einer kleinen Tirolerstadt.
Klaus bekam die Wanderlust. Wollte seiner
Hildegard imponieren. Schob los. Bald
hatte er kein Geld mehr. Das Heimweh
trieb ihn zurück. Aber er schämte sich vor
seinen Freunden. Vor allem vor Hildegard.
So verkroch er sich vorerst in den Dach-
boden, legte sich dort zur Ruhe. Mitten
aus dem Schlaf weckte ihn lautes Lärmen.
Klaus lugte durch die Dachluke auf die
Straße und sah dort einige seiner Freunde,
wie sie sich anschickten, der Hildegard
ein Ständchen zu bringen. Wütend vor
Eifersucht schrie er hinunter: „Kruzitürken,
wenn i jetzt nit in der Fremd' wär, ich
käm nunter und hauet euch alle windel-
weich!" A. o. K.
Der Vorsichtige
Im Strandbad unterhalten sich zwei
Dünglinge über die Damen. „Da schau ein-
mal hinüber zu den fabelhaft gebauten
Mädchen", sagt der eine. „Ich mein die
zwei dort mit den Schwimmanzügen:
,Viel Haut und wenig Wolle'! An die
wollen wir uns heranpirschen! Und sie
zum Eis einladen!"
Der andere winkt ab: „Du bist ein An-
fänger! Da herinnen? Höchstens warten
wir vor der Badeanstalt auf die zwei bis
sie angezogen herauskommen und
schauen sie uns erst einmal richtig an-
gezogen an. Denn glaubst du, ich kauf'
gleich die Katz im Sack?"
F. J. S t e i n i n g e r
Die Jungfrau
Kürzlich saß ich im Strandbad an einem
kleinen oberbayerischen See. Da hatte ich
Gelegenheit, ein aufschlußreiches Ge-
spräch zu belauschen. Ein älterer Herr,
anscheinend ein Münchner, erklärte einer
Dame, die wohl von jenseits der Mainlinie
kam, die Gegend und nannte ihr die
Namen der am Horizont aufragenden
Berge. Da fragte sie, ob man denn auch
die „Gipfel" von „Berchtesgaden" sehen
könne und ob die „Dungfrau'' sichtbar sei.
Großes Staunen auf der Gegenseite! —
Darauf sie, etwas verwirrt: „Da... oder
wie heißt der Berg mit den sieben Kin-
dern?" ... S. N e u b e r t
Waldlerisches Zwiegespräch
Auf den Einödhöfen sind die Leute mit
den Reden recht kurz. Auch der Bauer
und die Bäuerin, wenn's nicht nottut,
sprechen den ganzen Tag lang nichts mit-
einander.
Kommt der Dakobenandres vom Feld
heim. Die Dakobenandresin steht beim
Ofen und kocht die Suppe.
„... s Good!" sagt der Dakobenandres.
„... s Good!" dankt die Dakobenandresin.
Stumm setzt sich der Bauer an den Tisch.
„Bist schon da?" fragt die Bäuerin und
rührt wie wild in dem Topf.
„Do", knurrt der Bauer.
„Du, unsere Dirn muß ich wegtun."
„Ist deine Sach', Bäuerin!"
„Weil sie ein Kind kriegt!"
„Ist ihre Sach'."
„Sie sagt aber, das Kind ist von dir!"
„Ist meine Sach'..." Sepp ska I i tzky
726
Heinrich Klinke bekam plötzlich Zahn-
schmerzen. Zuerst verbiß er sie, dann
wurden sie so unerträglich, daß er doch
beschloß, noch vor Dienstschluß zum Arzt
zu gehen. Er stürmte nach Hause, wollte
sich einen frischen Kragen umbinden. Als
er in den Flur trat, hörte er aus dem
Wohnzimmer Stimmen. Eine weibliche und
eine männliche. Die weibliche gehörte un-
zweifelhaft seiner Frau. Die männliche war
ihm unbekannt. Er lauschte. Hörte seine
Frau sagen:
„Mein Lieber, ich habe doch telepho-
nisch gesagt, daß mein Mann schon um
vier Uhr dienstfrei hat. Warum kommen
Sie denn so spät? — Nun müssen Sie
schleunigst wieder verschwinden, ich muß
vorsichtig sein. Mein Mann darf nichts
erfahren! Kommen Sie morgen wieder,
aber früher!"
Heinrich Klinke hatte keine Zahnschmer-
zen mehr. Dafür erinnerte er sich, daß er
einmal erfolgreicher Boxkursteilnehmer
war. Er stürzte ins Zimmer, streckte den
Unbekannten mit einem fachmännischen
K. o. zu Boden, brüllte seine Frau an: „Ha!
— Wer ist der Schurke?"
Schluchzte Frau Klinke: „Mein Schnei-
der — den ich zum Maßnehmen für mein
neues Kleid kommen ließ, mit welchem
ich dich zu unserem fünften Hochzeits-
jahrestag überraschen wollte..."
A. o. K.
Kompliziertheit der Gefühle
Wie eigenartig, wie kompliziert ein
Verhältnis zwischen zwei Menschen mit-
unter sein kann, erfährt man oft erst im
Gerichtssaal.
Zum Beispiel ...
Ein Mädchen soll über den ungetreuen
Geliebten aussagen, der obendrein noch
ihr Fahrrad versetzt hat.
Richter: „Sie haben früher ein Verhältnis
mit ihm gehabt. Besteht das noch?"
Zeugin: „Das wird sich erst entscheiden."
*
Vorsitzender zu dem wegen Schwinde-
leien Angeklagten: „In welcher Form
haben Sie der Zeugin eine Liebeserklä-
rung gemacht?"
Angeklagter: „Es war keine konkrete,
sondern eine abstrakte."
★
Der Beamte ruft ein junges Mädchen
herein. Der Vorsitzende will wissen, wie
die Zeugin zum Angeklagten steht:
„Sind Sie verwandt?"
„Nein."
„Sind Sie seine Braut?"
„Nein."
„Oder seine Freundin?"
„Nein."
„Also nur eine Bekannte?"
„Nein."
„Da, was sind S' denn dann eigentlich?"
„I bin sei' Mädl." —ri—
Franz von Stuck
Die berauschte Hummel brummt
Auf der Tenne,
Wo der Motor drischt und summt.
Nun flieht aus dem Korn die Wachtelhenne,
Eh es auftaucht, das gebräunte Haupt,
Sense lodert und die Halme raubt.
Taumelnd tritt er vors Gehölz und prahlt.
Schmeckt den Most rumoren in den Fässern,
Und die Schwimmer aus den Blcigewässern
Lockt er in den grünen Binsenwald.
Peinigt sie mit gläsernen Libellen,
Mit der Flöte, die das Ohr zerrenkt.
Und mit seiner Lust, der hagelschnellen —
Der den Bauernmägden Knecht und Knaben
schenkt! b a s i I i s k
Modernes Gretchen
Ein Stutzer hält auf der Straße ein
hübsches Dienstmädchen an, das auf dem
Wege zum Fleischer ist.
„Schönes Kind, ich biete dir mein Herz
an."
„Danke, nein. Meine Gnädige hat mir
aufgetragen, Hirn zu kaufen, und das
haben Sie ja doch nicht." war
Klaus, der Wanderer
Es geschah in einer kleinen Tirolerstadt.
Klaus bekam die Wanderlust. Wollte seiner
Hildegard imponieren. Schob los. Bald
hatte er kein Geld mehr. Das Heimweh
trieb ihn zurück. Aber er schämte sich vor
seinen Freunden. Vor allem vor Hildegard.
So verkroch er sich vorerst in den Dach-
boden, legte sich dort zur Ruhe. Mitten
aus dem Schlaf weckte ihn lautes Lärmen.
Klaus lugte durch die Dachluke auf die
Straße und sah dort einige seiner Freunde,
wie sie sich anschickten, der Hildegard
ein Ständchen zu bringen. Wütend vor
Eifersucht schrie er hinunter: „Kruzitürken,
wenn i jetzt nit in der Fremd' wär, ich
käm nunter und hauet euch alle windel-
weich!" A. o. K.
Der Vorsichtige
Im Strandbad unterhalten sich zwei
Dünglinge über die Damen. „Da schau ein-
mal hinüber zu den fabelhaft gebauten
Mädchen", sagt der eine. „Ich mein die
zwei dort mit den Schwimmanzügen:
,Viel Haut und wenig Wolle'! An die
wollen wir uns heranpirschen! Und sie
zum Eis einladen!"
Der andere winkt ab: „Du bist ein An-
fänger! Da herinnen? Höchstens warten
wir vor der Badeanstalt auf die zwei bis
sie angezogen herauskommen und
schauen sie uns erst einmal richtig an-
gezogen an. Denn glaubst du, ich kauf'
gleich die Katz im Sack?"
F. J. S t e i n i n g e r
Die Jungfrau
Kürzlich saß ich im Strandbad an einem
kleinen oberbayerischen See. Da hatte ich
Gelegenheit, ein aufschlußreiches Ge-
spräch zu belauschen. Ein älterer Herr,
anscheinend ein Münchner, erklärte einer
Dame, die wohl von jenseits der Mainlinie
kam, die Gegend und nannte ihr die
Namen der am Horizont aufragenden
Berge. Da fragte sie, ob man denn auch
die „Gipfel" von „Berchtesgaden" sehen
könne und ob die „Dungfrau'' sichtbar sei.
Großes Staunen auf der Gegenseite! —
Darauf sie, etwas verwirrt: „Da... oder
wie heißt der Berg mit den sieben Kin-
dern?" ... S. N e u b e r t
Waldlerisches Zwiegespräch
Auf den Einödhöfen sind die Leute mit
den Reden recht kurz. Auch der Bauer
und die Bäuerin, wenn's nicht nottut,
sprechen den ganzen Tag lang nichts mit-
einander.
Kommt der Dakobenandres vom Feld
heim. Die Dakobenandresin steht beim
Ofen und kocht die Suppe.
„... s Good!" sagt der Dakobenandres.
„... s Good!" dankt die Dakobenandresin.
Stumm setzt sich der Bauer an den Tisch.
„Bist schon da?" fragt die Bäuerin und
rührt wie wild in dem Topf.
„Do", knurrt der Bauer.
„Du, unsere Dirn muß ich wegtun."
„Ist deine Sach', Bäuerin!"
„Weil sie ein Kind kriegt!"
„Ist ihre Sach'."
„Sie sagt aber, das Kind ist von dir!"
„Ist meine Sach'..." Sepp ska I i tzky
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