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Zum Geleit

von Bürgermeister Jose / A m a n n

Außer der Bevölkerung Handschuhsheims nehmen auch Stadtrat und Stadtverwal-
tung, ja, ich möchte sagen, die gesamte Bürgerschaft unserer Stadt an der 50-Jahr-
Feier der Eingemeindung Handschuhsheims nach Heidelberg lebhaften Anteil.

Es war keine Liebesheirat, als sich Handschuhsheim im Jahre 1903 Heidelberg an-
vertraute, und der Eheschließung gingen jahrelang harte Auseinandersetzungen
voraus. Um so erfreulicher ist es, wenn wir heute, am Tage der goldenen Hochzeit,
feststellen können, daß die Ehe eine durchaus glückliche geworden ist. Selbst die
Nachkommen der Ureinwohner Handschuhsheims hängen heute mit der gleichen
Liebe an unserer Stadt wie unsere Altstädter oder die Bewohner anderer Stadtteile.
Klein und unbedeutend erscheinen uns die Fragen, um die bei der Eingemeindung
jahrelang gerungen wurde; sie sind alle längst überholt.

Handschuhsheim hat sich im Laufe der letzten fünf Jahrzehnte zu einem der belieb-
testen und schönsten Wohngebiete entwickelt, und allen Heidelbergern ist dieser
Stadtteil durch seine traulichen Gaststätten und Weinstuben, durch seine Jugend-
herberge — Tiefburg — durch seinen herrlichen Park und seine reizvolle Umgebung
ans Herz gewachsen. In Sportkreisen hat der Turn- und Sportverein Handschuhs-
heim 1886 sich weit über die Grenzen Heidelbergs hinaus Achtung und Ansehen er-
rungen, er zählt heute mit zu den führenden Vereinen unserer Stadt. Jeder von uns
ist stolz auf den guten Ruf, den die Handschuhsheimer Gartenbaubetriebe im ganzen
Bundesgebiet genießen und auf den Weltruf der Handschuhsheimer Füllfederhalter-
industrie.

Die im Jahre 1903 aufgeworfenen Probleme wurden längst gelöst, die Entwicklung
hat uns vor neue Fragen und Aufgaben gestellt, stieg doch in den letzten fünf
Jahrzehnten die Bevölkerungszahl dieses Stadtteils von 3822 auf über 15 000 an.
Das bedeutet, daß zahlreiches Baugelände erschlossen werden mußte, Straßen,
Kanäle und Versorgungsleitungen waren zu bauen, große Summen mußten in den
letzten Jahren zur Beseitigung von Unwetterschäden und Verhütung und Vor-
beugung weiterer aufgewendet werden. Zweimal wurde der Friedhof im Laufe der
Zeit erweitert; die neuzeitliche Gartenbewirtschaftung führte zum Bau der Groß-
markthalle und der Nutzwasserversorgung.

Das wichtigste Problem, das uns heute auf den Nägeln brennt, ist aber wohl die
Beseitigung der Schulraumnot und der Bau einer Turnhalle. Wohl hat Handschuhs-
heim große Vorteile durch die Errichtung des Bunsen-Realgymnasiums an der Grenze
zwischen Neuenheim und Handschuhsheim, wohl ist es der Stadt gelungen, durch
Anmietung eines Teiles des Lehrerseminars für die Volksschule die Verhältnisse
etwas aufzulockern, aber das Bedürfnis und der Wunsch nach einem Schulhausneubau
ist geblieben.

Es ist der Stadtverwaltung eine große Genugtuung, daß sie den Handschuhsheimern
im Jahre der goldenen Hochzeit wenigstens sagen kann: „Der Platz für den Bau des
Schulhauses ist gesichert!" Als erster Teil des Schulhauses ist der Bau einer Turn-
halle in Aussicht genommen. Am Tage der Eingemeindungsfeierlichkeit wird der
Herr Oberbürgermeister — wenn auch zunächst nur symbolisch — den ersten
Spatenstich zu diesem Bau tun.

Mein Wunsch geht am heutigen Tage dahin, daß diesem symbolischen Spatenstich
recht bald der tatsächliche Baubeginn folgen möge und daß der Stadtteil Handschuhs-
heim im nächsten halben Jahrhundert die gleiche günstige Entwicklung nimmt wie
im letzten, daß wir alle aber darüber hinaus uns nicht nur als Alt- oder Weststädter,
Pfaffengründler, Kirchheimer oder Handschuhsheimer, sondern in erster Linie als
Heidelberger fühlen, denn nur wenn die Stadt als Ganzes eine gute Entwicklung
nimmt, wird es auch möglich sein, die Belange der einzelnen Stadtteile zu fördern.
 
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