Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
[92

GARCILASO DE LA VEGA

gewöhnlichen Natur. Er wendet auf ihn ein Wort des Ariost an, Orlando

X, 84: '

Natura il fece, e poi ruppe la stampa1).

Die Reise ging über Rom. Am 4. September 1532 zog der neue
Vicekönig, in seinem Gefolge Garcilaso, in Neapel ein. Hier nun, in Ge-
sellschaft des gleichaltrigen und gleichgesinnten Alonso de Avalos, Marques
del Vasto, verbrachte er die glücklichsten, reichsten Jahre seines Lebens, —■
«am Gestade der Sirene«.

Noch war alles voll von der Erinnerung an den kürzlich in hohen
Jahren verstorbenen Sannazar, dessen Dichtungen Garcilaso nun eifrig las.
Der Vicekönig suchte ihn in die diplomatische Laufbahn zu bringen, er
verwandte ihn für seine geheime Correspondenz mit dem Kaiser, und gern
hätte er ihn als Gastellan des Schlosses Rijoles an das Reich gefesselt. Der
Feldzug von Tunis (1534) warf ihn nach Afrika. Hier begegnet sein
Name unter den Zwölfen, die vor den Mauern der Stadt den tollkühnen
Angriff auf achtzig numidische Reiter wagten. Er erhält zwei Lanzen-
stiche, einen durch den Mund, den anderen durch die rechte Hand. Fer-
dinand Carafa und der Kaiser mit seinen hombres de armas eilten den
Bedrohten zu Hilfe, Karl zog selbst den Andres Ponce unter dem Pferd
hervor. Ueber Siciiien kehrte er zurück, voll stolzer Träume. In Goleta
dichtet er ein Sonett an Boscan (33). Er sieht das Römerreich in
Afrika wiederhergestellt und erinnert sich an Petrarca's Wort in der
XVI. Canzone vom noch nicht erloschenen antiguo valor italiano. Da-
zwischen drängen sich seinem tiefersehenden Verstand auch schwere
Zweifel auf. Er fragt sich, was sein Vaterland von dem allen haben
werde? »Ein wenig Ruhm? Einige Gewinnste? Oder Haß? — das wird
Der wissen, der einst unsere Geschichte liest. Da wird man sehen: wie
Rauch vor dem Wind sollte unsere Arbeit zerstieben.« —■ Das schrieb ein
dreißigjähriger Offizier, ein Spanier, lorbeerbekrönt, auf der Rückkehr
von einem kühnen, siegreichen Feldzuge; das hatte er die Klarheit und
Kraft des Geistes, zu denken und zu schreiben:

Que' se saca de aquesto? Alguna gloria?
algunos premios? ö aborrecimiento?
Sabrälo quien leyere nuestra historia;
. veräse alli que como el humo al viento
asi se deshara nuestra fatiga.

Immerhin waren es schöne Tage, als er mit dem siegreichen Heere
wieder in Neapel erschien. Seine große Narbe auf der Wan<ie und die
stotternde Sprache machten ihn den Schönen noch anziehender. —

') Seine Umschreibung fällt gegen den I Una obra sola quiso la natura
concisen Ausdruck ARlOSTO's ab: hacer con este, y rompiö luego apriesa

la estampa do fue' hecho tal iigura.
 
Annotationen