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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Auktionswesen
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstlteratur und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0468

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Auktionswesen — Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler :c.

Bilder einen Aufschlag zu machen gezwungen sind, um
ihre Verzinsung einigermaßen zu regeln. Was wir
wünschen und zwar nicht allein im Interesse der Künstler,
auch im Interesse der Kunstfreunde, das ist die Ein-
schränkung der gelegentlichen Auktionen, die schlechte und
abgelagerte Waren in Kreise bringen, die sich nach er-
frischender, erfreuender Kunst sehnen und denen eigenes
Urteil fehlt. Gegen die Versteigerung von Nachlaßmassen
(Kunstsachen) kann man nicht protestieren, denn diese
werden oft durch Verhältnisse und Umstände bedingt;
wir richten unser Wort nur gegen die Auktionen, die
lediglich und allein den Zweck haben, Lagergüter an den
Mann zu bringen, und die den Geschmack des Publikums
beirren. Im Interesse der Händler insbesondere liegt es viel-
mehr, den Geschmack nach bestenKräften zu läutern; auf der-
artige gelegentliche pekuniäre Vorteile zu verzichten, um
ihren Besitz guter Bilder zu konsolidieren. Für die
Schichten der Gesellschaft, die ihre Wände mit Farben-
flecken auf billige Weise dekorieren wollen, müssen die
Händler, die sich Kunsthändler nennen, verzichten, um
sich den Boden und die Empfängnis für gute gediegene
Arbeiten nicht zu verkümmern. Ein Kunsthändler muß
sich soweit Heraufschwingen, daß er als vertrauenswür-
diger Ratgeber gutem Geschmacke nach besten Kräften
dient und schlechten Geschmack und Unverstand mit über-
zeugungsvoller Energie auf die richtige Bahn zu lenken
versucht. Grade in unsrer Zeit, in der das Kunstintercsse
mählig wieder zu wachsen beginnt, muß der Verkäufer
mit Schonung und Vorsicht die Sprößlinge behandeln,
dann wird der entwickelte Baum ihm reiche Früchte zeitigen.

Personal- und Mrlirrnschrichten
N. Berlin. Als Nachfolger für den Maler Rudolf
Da mm ei er als Hilfslehrer in der Malklasse an der hiesigen
akademischen Hochschule sür die bildenden Künste ist der Maler
Max Koner-Berlin, der bereits seit Jahren an dem Lehr-
institut des Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen
eine ersprießliche Lehrtätigkeit ausübt, in Aussicht genommen.
Max Koner hat als Porträtmaler einen bedeutenden Ruf; auf
der diesjährigen Ausstellung ist er u. a. mit zwei überaus ge-
lungenen Porträts des Kaisers, — einmal in der Uniform des
ersten Garde-Regiments z. F. und einmal in der der Oarckes äu
Lorxs — welche die charakteristischen Gesichtszüge des Monarchen
in überraschender Ähnlichkeit wiedergcben, hervorragend vertreten.
Als Vorsteher der Malklasse fungiert gegenwärtig der Maler
Professor Hugo Vogel.
Ib.v.Lr. Budapest. Die Malerschule für Frauen,
welche der Minister August Trefort vor fünf Jahren
gründete, soll dem Vernehmen nach die Regierung aufzulösen
beabsichtigen. Die Malerschule stand unter der Leitung Karl
Lotz' und seit dem Ableben Geza Meszölyis wirkte an
derselben Ludwig Ebner als Professor.— Das AndrLssy-
Denkmal-Komitee beschloß, das Denkmal des Grasen
Julius AndrLssy am Ende der nach ihm benannten Radial-
straße aufzustellen. Nachdem die große Ausdehnung dieses
Platzes ein in kolossalen Dimensionen modelliertes Denkmal er-
heischt, werden die Kosten der Denkmalaufstellung auf 200,000 fl.
festgesetzt, welche der ungarische Staat trägt. — Unter den Buda-
pests! Bürgern bildete sich ein Kunstsörderungsverein. Jedes
Mitglied zahlt jährlich 120 fl. und sür diesen Betrag erhält cs
mit Jahresschluß im Wege der Verlosung einen, eventuell zwei
kleinere Kunstgegenstände, welche das zu diesem Zwecke gebildete
Komitee von jüngeren ungarischen Künstlern ankauft. — Paul
Vägü arbeitet an einem größeren, der biblischen Geschichte ent-
nommenen Bilde, welches er in der Winterausstellung des Künstler-
Hauses auszustellen gedenkt. — Ignaz Roskovics beabsichtigt
ein historisches Genrebild zu malen, dessen Hauptfigur König
Mathias Corvinus an einer Quelle einem hübschen Bauern-

mädchen begegnet und von demselben Wasser verlangt. Ein ge-
eigneteres, entsprechenderes Thema hätte das liebenswürdige,
heitere Talent Roskovics kaum finden können.
* Dresden. Auf Kosten des sächsischen Kunstfonds wird
Prof. Heinrich Hosmann für die Stadtkirche zu Pirna und
zwar für die Braulhalle drei Wandbilder malen, darstellend die
Hochzeit zu Kana, Jesus in Bethanien und einen Vorgang aus
der Geschichte des Tobias. Außerdem erhält die Kirche Glasgemälde
nach Entwürfen von Prof. Schätzer in Hannover. Sie ist
teils im spätgotischen, teils im Frührenaissance-Stil erbaut und
in den letzten Jahren mit einem Kostenaufwand von 200,000 Mk.
durch den Architekten Quentin erneuert worden.
tt. Paris. Am 22. Juli starb hier der Bildhauer Gau-
therin im Alter von nur 49 Jahren; von seinen Arbeiten
sind am bekanntesten: Klotilde von Surville „Das ver-
lorne Paradies", Diderot und eine Statue der Kaiserin von
Rußland. Im letzten Salon stellte der Künstler eine Gruppe
„Vor dem Sturme" aus.

Denkmäler rlr.
r. kt. Im Atelier des Bildhauers Ferd. v. Miller war
dieser Tage die sür die Walhalla bestimmte Marmorfigur des
Königs Ludwig I. vollendet zu sehen und überraschte durch
die Ähnlichkeit des Kopfes sowohl als durch die für den König
so charakteristische Haltung der ganzen Figur, so daß man darob
sogar die antike Gewandung vergaß, die der Künstler dem Monarchen
als dem streng griechischen Stile des Gebäudes allein entsprechend,
gegeben. Wohl auch um dadurch anzudeulen, daß der König
bereits selber in die Reihe der Unsterblichen eingelrelcn sei, denen
er einst diesen herrlichen Tempel errichtet. Derselbe sitzt auf einem
von Löwen gestützten Thronsessel leicht vorgebeugt als wenn er
die erlauchte Versammlung der „Walhallagenossen" begrüßte,
deren Vorsitz er nunmehr übernommen. Dadurch erhält die
Figur etwas außerordentlich lebendiges und ansprechendes, was
durch den Ausdruck des Geist und liirstliche Hoheit im Vereine
mit großer Thatkrast aussprechenden Kopses noch erhöht wird,
so daß man sich wohl freuen darf, den großen Kunstmäcen in
solcher, seiner so würdigen Gestalt verewigt zu sehen. Wie die
Auffassung eine vorwiegend ideale, jo hält auch die Aussührung
eine wohlthätige Mitte zwischen Realismus und streng monumen-
talen Stil, vermeidet es also das Stoffliche mehr zu betonen
als der Würde des Gegenstandes entspräche.
O. °VV. Berlin. Als Standort für das auf dem Kyff-
häuser zu errichtende Kaiser Wilhelm-Denkmal ist die
Ostipitze des Burgberges, auf welcher nach den neuesten Ent-
schließungen der preisgekrönte Schmi tzsche Entwurf mit geringen
Abweichungen ausgejührt werden soll, in Aussicht genommen.
Das Denkmal wird mit der Front nach Westen zu gerichtet
werden, so daß man von dem alten Turme aus, der jetzt den
Eingang zu den ganzen Anlagen auf dem Kyfshäuser bildet,
erst nach längerer Vorbereitung über den Festplatz vor die
Terrasse mit dem Standbilde des Kaisers gelangen wird. Die
Ausführung wird eine nur wenig geänderte Höhenlage des
Turmes zur Folge haben. Zu dem Bau des Denkmals wird
der Burgberg selbst einen großen Teil des Materials liefern.
Zur Erlangung eines geeigneten Reiterstandbildes wird
ein allgemeiner Wettbewerb unter den deutschen Bildhauern
voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres statlfinden.
tt. Stuttgart. Bildhauer Professor Donndorf wurde
mit der Herstellung eines Modells und der Ausführung des
Denkmales für den verstorbenen Dichter Karl Gerok betraut.
König Karl hat als Platz für dies öffentliche Monument das
Gärtchen an der hiesigen Schloßkapelle bestimmt; bis jetzt sind
bereits 7400 Mark an freiwilligen Beiträgen gesammelt worden.
tt. Eutin. Dem großen Komponisten Karl Maria von
Weber wurde hier im nahe gelegenen Eichenhaine seiner Vater-
stadt ein würdiges Denkmal mit entsprechender Feierlichkeit
enthüllt. Entwurf und Modell fertigte der zur Zeit in Berlin
lebende Bildhauer P. Peterich und den Erzguß besorgte die
bekannte Berliner Anstalt von Gladenbeck.
tt. Gießen. Im Beisein des Großherzogs Ludwig I. von
Hessen, fand am 28. Juli die feierliche Enthüllung des in den
Oftanlagen der Stadt Gießen errichteten Justus Liebig-Denkmales
statt. Wie das in München von Bildhauer Michael Wagner
ausgeführte Liebig-Denkmal ist auch das hiesige in weißem Mar-
mor hergestellt, während aber jenes Liebig als alteniden Mann
in langem Talare sitzend darstellt, zeigt dieses den jungen Ge-
lehrten stehend, in seiner vollsten Manneskraft mit klarem For-
 
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