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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Freihofer, Alfred: Die internationale Gemäldeausstellung in Stuttgart, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0259

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Mukirr mik ihren Kindern, von Adolf Hildebrand

Die Internationale Gemäldeausstellung in Stuttgart

von Alfred Sreibofer

m 1. März d. I. ist in Stuttgart eine kleine Internationale Kunstausstellung eröffnet worden, das erste
^ Unternehmen dieser Art in der schwäbischen Hauptstadt. Den äußeren Anlaß dazu gab die Vollendung
der Neubauten für die königl. Kunstschule und die Staatsgalerie, die nunmehr einen stattlichen Komplex in der
Neckar- und Urbanstraße ausmachen. Wir möchten den auswärtigen Besucher auf diese Bauten besonders auf-
merksam machen, durch welche Oberbaurat v. Bock die schwierige Aufgabe, Kunstschule und Staatssammlungen
aus ihrer Einengung und Jneinanderschachtelung zu befreien, aufs glücklichste gelöst hat. Der alte Bau in der
Neckarstraße erhielt mehrere Flügel angesetzt, und unmittelbar über demselben, in der höher gelegenen Urban-
straße, wurde ein großer Neubau für Ateliers und Unterrichtssäle errichtet. Eine prächtige Fassade mit schönem
plastischen Schmuck des Bildhauers Rheineck schmückt diesen Bau, der in reiner Renaissance gehalten ist,
während die Flügelanbauten des alten Museums selbstverständlich den klassizistischen Stil dieses Gebäudes bei-
behielten. Durch die Überführung der Ateliers und Lehrsäle in den Neubau wurde Raum für die Aufstellung
der sehr reichhaltigen Sammlung von Gipsabgüssen und für eine Ausdehnung der staatlichen Gemäldegalerie
gewonnen. Für künftige Neuerwerbungen der letzteren erbaute v. Bock einen aus zwei Sälen und vier kleineren
Appartements bestehenden Komplex mit ausgezeichneter Einrichtung und Beleuchtung, und diese Räume sind es,
die durch die gegenwärtige Ausstellung ihre Einweihung erhalten.

Die erste Idee der Stuttgarter Ausstellung ging von König Karl selbst aus; mit der Ausführung
wurde der Direktor der Kunstschule, Claudius v. Schraudolph, betraut. An die Spitze des Komitees stellte
sich Prinz Wilhelm, der Neffe und Thronfolger des Königs. Raum war in den neuen Sälen für 300—400
Gemälde vorhanden, und in dieser verhältnismäßig engen Begrenzung war der Plan der Ausstellung gedacht.
Man wollte in erster Linie den einheimischen Besuchern ein möglichst vollständiges und möglichst zutreffendes
Bild der gesamten heutigen Kunst (d. h. der Malerei, die Plastik mußte im Prinzip ausgeschlossen blieben)
durch Werke der besten Meister vorführen, und man konnte um so eher auf eine Verwirklichung dieser Idee
hoffen, als man bei der Neuheit des Unternehmens für Stuttgart nicht darauf angewiesen war, den Hauptwerk
darauf zu legen, daß die Bilder möglichst frisch von der Staffelei kommen.

Man las in auswärtigen Blättern, die Stuttgarter wollen eine „Elite-Ausstellung" machen. Das war
ihr offizieller Titel nicht; eine Elite-Ausstellung im höchsten Sinne des Wortes wäre ja auch nicht bloß in
Stuttgart, sondern selbst in den ersten Kunststädten wohl ein Ding der Unmöglichkeit. In Stuttgart wenigstens
 
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