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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Unsre Bilder
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Personal- und Ateliernachrichten - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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Unsre Bilder, vom Herausgeber

unsrer Akademie für die jungen Künster obligat gemacht
werde, wie es das in Paris längst ist, wo jeder Rapin
nachmittags mit seinem Farbkasten in den Louvre zieht.
Was wurde man bei uns zu Dichtern sagen, die Homer
oder Shakespeare nie gelesen hätten, zu Musikern, die
Bach, Mozart oder Beethoven ignorierten? Aber sich
um Dürer und Holbein, Rafael und Michel Angelo,
Titian und Correggio oder Rubens und Rembrandt nichts
zu kümmern, das wagt man unfern Malern alle Tage
zu empfehlen.

Trotz der eben jetzt herrschenden Passion für alte
Hexen ist Beh schlag offenbar der Meinung geblieben,
daß die jungen und schönen Hexlein im ganzen weit
vorzuziehen seien, und beutet denn auch das Verdienst
dieser Entdeckung unermüdlich mit ebensoviel Liebens-
würdigkeit als tiefem Gemüt aus. Ja in Betreff des
weiblichen Geschlechts, dessen beharrlicher Verehrer er in
seinen Bildern geblieben, beschränkt er sich ganz darauf,
dasselbe zwar nie wie andre nur nach dem ersten halben
Jahrhundert darzustellen, sondern es höchstens in alte
Kleider zu stecken. Offenbar in der richtigen Einsicht,
daß uns jetzt zwar nicht die Damen des Empire selber
mehr, aber doch seine bekanntlich sehr sparsam zugemessenen
Kostüme gefallen. Denn nirgends stört uns der Geiz
mit dem Stoff weniger, als wenn sich die schönere Hälfte
der Menschheit desselben schuldig macht! Beyschlag ver-
steht aber auch trefflich die tiefe Sympathie, welche der
Frühling und die Frauen für einander haben, und hat
sie deshalb hier zu einem köstlich anmutigen Bilde ver-
bunden, für das ihm alle die dankbar sein werden, die an
beiden ihre Freude und zugleich Sinn für jenes ruhige,
stille Glück haben, dessen Darstellung ihm besonders gelingt.

Wenn die moderne Hellmalerei irgendwo volle Be-
rechtigung, ja entschieden wohlthätig gewirkt hat, so ist
das bei der Landschaft. Den Reiz eines sonnigen Morgens,
die Glut eiues Mittags darzustellen, ist ihr unstreitig
besser gelungen, als allen ihren Vorgängerinnen. Be-
sonders, wenn sie dieselben mit solcher Anspruchlosigkeit
paart, wie dies auf dem schönen Bilde Bürgels, eines
ehemaligen Schülers von Wenglein, der Fall ist, das uns
weiter nichts, als einen sich am Alpenvorland hinziehenden
Torfstich in der Schwüle eines Augusttages darstellt,
diesem einfachen Vorwurf aber durch die Fülle von Licht,
die es über ihn ausgießt, einen unleugbar großen Reiz
verleiht. Ist die Anspruchlosigkeit bekanntlich eine jener
Tugenden, die wir besonders an andern zu schätzen
pflegen, so gilt das ganz speziell in der Kunst, sie ist
jetzt, wo die Menschheit anspruchsvoller geworden, als
je zuvor, um so willkommener. Offenbar flüchtet sich die
Malerei und wir mit ihr nur darum mit solcher Vorliebe
in die stillsten und abgelegensten Winkel der Heimat, weil
wir da mit so unendlichem Behagen an den altver-
trauten Bergen, den braunen Torfmooren hinschlendern
können, und nicht an den „achtstündigen Arbeitstag"
oder den vierundzwanzigstündigen Durst, ebensowenig an
die „internationalen Kongresse" oder die Semiten und
Antisemiten erinnert werden und die Lerchen uns da
nicht die „Arbeitermarseillaise" Vorsingen! —

Wenn sie die Gegenwart nicht recht freut, so wenden
sich Kunst und Dichtung gewöhnlich der Vergangenheit zu.
So hat es auch Janssens Schüler Klein-Chevalier
gemacht, der sich für sein Rathausbild in M.-Gladbach
einen der erhebendsten Momente der neueren Geschichte,

Di- Kunst für All- VI.

Personal- und Ateliernachrichten 249

die Einweihung des Niederwald-Denkmals durch Kaiser
Wilhelm I. zur Darstellung aussuchte. Er hat das mit
entschiedenem Talent für scharfe Charakteristik gethan, so
daß man die Herren alle sofort erkennt, von dem dem
Kaiser den Lorbeerkranz darbietenden Großherzog von
Baden an bis zu dem hinter dem Kaiser stehenden Sohn
und Enkel oder dem König von Sachsen, Bismarck und
Moltke, dann der Kronprinzessin hinter dem Großherzog.
Wie viele von diesen hier noch stolz und kräftig da-
stehenden Männern sind aber seither schon dahingegangen!
Ta ist es denn doppelt erfreulich, wenn die Kunst das
verewigt, was im Leben früher oder später untergehen
muß, und das mit so viel Geschick thut wie hier.

Personal- und Atrlirrnachrichlrn

IN. v. 82. Budapest. Unter den Konkurrenzwerken für
daS Denkmal des Freiheitskampfes fand die Jury keines,
welches die gestellte Aufgabe mit Erfolg gelost hätte; demzufolge
beschloß dieselbe in ihrer jüngst abgehobenen Sitzung die kon-
kurrierenden Künstler nur mit der Vorzüglichkeit ihrer Werke an-
gemessenen Preisen zu beteilen, und zwar wird sie drei erste und
drei zweite Preise verteilen. Je 1200 Gulden erhalten: Georg
Zala, Alois Strobl und Josef Röna; je 600 Gulden:
Nikolaus Kollo, Szscsi und Julius Donath. Für das
Monument wird spater eine neue Konkurrenz ausgeschrieben und
dann wird auch der für die Ausführung bestimmte Betrag von
200 000 Gulden erhöht werden. — Das Kultus-Ministerium hat
für das Natioual-Museum die Büste des im vorigen Jahre ver-
storbenen, hervorragenden Landschaftsmalers Anton Ligeti an-
gekauft, welche Georg Zala in Marmor meißelte. Die Büste
wurde im Marko-Saale der Bildergallerie aufgestellt, da Ligeti
Markos Schüler war. — Die Hauptstadt Budapest beschloß mit
einem Kostenaufwand von 4500 Gulden einen kleineren — aber
künstlerisch ausgeführten Springbrunnen vor dem Kiosk auf dem
Rcdoutenplatze aufzustellen. Mit der Modellierung dieses Spring-
brunnens würde der Bildhauer CarlSennyei betraut, welcher
dieselbe bereits vollendete. Der Springbrunnen, auf welchem
zwei Kinderfiguren die Hauptgruppe bilden, ist ein Kunstwerk.
Der Guß desselben wird demnächst beginnen, so daß die Aufstellung
schon mit Ende des Jahres erfolgen dürfte. — Nico laus
Barabäs, der Maler-Veteran malte im Aufträge der Gräfin
Gaza Teleki ein prachtvolles Altarbild für die Nagy-Svmkuter
Kirche. Der Künstler hat auf Grund der von Historikern ge-
lieferten Daten, nach großen Vorstudien, das Bild Sct. Ladis-
laus' gemalt. Die Heldengestalt steht iu, dem Zeitalter des
Heiligen entsprechender Kleidung vor uns, in der Hand die
Streitaxt haltend, mit welcher er aus dem Felsen Wasser schlug;
die Linke ans Herz drückend, auf dem Haupte die Krone und über
derselben den Glorienschein. Zur Rechten befindet sich der Fels,
aus welchem das Wasser sprudelt, zur Linken lagert die bewaff-
nete und behelmte Gruppe der Wasser trinkenden Krieger. —
Julius Stetka, Assistent „an der Maler-Meisterschule, fertigt
ein Altarbild „Christus am Olberg" für die Kirche einer kleineren
Provinzstadt. — Der Klub der ungarischen Amateure beabsichtigt
einen künstlerisch ausgeführten Fächer anfertigen zu lassen, zum
Zwecke der Verlosung unter seinen Mitgliedern. Wegen Aus-
führung der Malerei auf diesem Fächer, soll dem Vernehmen nach
der in Sct. Petersburg domizilierende, hervorragende Künstler
Michael Zichy angegangen werden, der auch in diesem Genre
schon staunenswerte Werke schuf. — Auf der Berliner internatio-
nalen Kunstausstellung werden die ungarischen Maler sehr reich
vertreten sein. Michael Munkücsy malt hierfür ein ungarisches
Genrebild in größeren Dimensionen. Julius Benczur und
Leopold Horovitz senden Porträts. Die Sammlung der Ofner
Burg, welche aus Werken jüngerer, ungarischer Maler zusammen-
gestellt ist, wird durch beinahe dreißig Gemälde repräsentiert
werden, hierunter Bilder von Arpad Feszty, Alexander
Bihary, Franz Eisenhut, Otto Baditz, Karcsay, Ludwig
Ebner, Tihamsr Margittay, Paul Vägü und Bola
Spänyi. Das National-Bkuseum sendet ebenfalls seine neuesten
Erwerbungen, und außer diesen allen schicken auch Private zahl-
reiche Gemälde. Plastische jWerke werden Georg Zala und
Alois Strobl ausstellen. Ein Teil der ungarischen Künstler
hält aber seine neuesten Schöppingen für die Münchner inter-

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