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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Springer, Jaro: Die internationale Kunstausstellung zu Berlin, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0351

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VI. Jahrgang. Heft 18

iz. Juni 1891

tzerauFgegeben von Friedrich Wecht

„Tie Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreiz im
Buchhandel oder durch die Post lReichspostverzeichnis Nr. 3517, bahr. Verzeichnis Nr. 405, k. u. k. östr. Zeitungsliste Nr. I5S3) 3 Marl 60 Ps. für das Vierteljahr

lk Hefte) - das einzelne Heft 75 Pf.

Die Internationale AunstauMellulig zu Berlin

Von Iaro Springer (Berlin)

II.


die Berliner Säle sind gar bunt und geben so schon
äußerlich ein Bild der vielgestaltigen Berliner
Malerschule, die ihren einheitlichen Charakter und ihre
Besonderheit, wenn sie sie je besessen, seit langer Zeit
verloren hat. Die originellsten Kräfte, die jetzt hier
thätig sind, sind zugezogen und haben ihr Bestes in der
Fremde erlernt. Es gibt für die neue Berliner Schule
noch keine gemeinsamen Merkmale und keine typische
Form. Das unleugbar kräftige Knnstleben ist recht
zerfahren und mangelt sehr der festen Führung und
der Leitung in eine bestimmte Bahn. Drei Meister sind
besonders berufen an der Spitze zu stehen und die Rich-
tung anzugeben: Liebermann, Skarbina und Vogel.
Aber wie gering ist ihre Gefolgschaft. Nirgends wird
der Kampf gegen ererbte Vorurteile und gegen traditio-
nellen Schlendrian mit so mäßigem Erfolg geführt, als
in Berlin. Die Hellmalerei ist hier noch nicht hoffähig.

Max Liebermanns „Flachsscheuer in Holland"
(1887), aus dem Besitz der Berliner Nationalgalerie,
ist ein Heller Jnnenraum, in dem Frauen, alle in der
so kleidsamen holländischen Haube, mit einer dem Laien
nicht ganz verständlichen Manipulation beschäftigt sind.
Wie das hellmalende Jung-Deutschland allgemein, so
sucht auch Liebermann seine Stoffe gern in Holland,
natürlich aus koloristischen Gründen. Daß ihm auch
die Luftstimmung des deutschen Binnenlandes bequem
liegt, lehrt der „Biergarten in München" mit den
spielenden Kindern und dem fröhlichen Treiben des
Sommerbräus. „Die alte Frau am Fenster", die so
eifrig ihren Strumpf stopft, ist ein Meisterstück und
zeigt Liebermanns Kunst im günstigsten Licht. Franz
Skarbina ist auf der diesjährigen Ausstellung so gut vertreten, wie, wenigstens meiner Erinnerung nach,
früher noch nie. Was ist „die alte Wiese in Karlsbad" für ein prächtiges, Helles, farbiges Frühlingsbild!
Mit feinstem Humor sind alle die bekannten Badetypen wiedergegeben, die eleganten Promenadebummler mit
Becher und Gebäckdüte, den beiden unerläßlichen Attributen jedes Karlsbader Kurgastes. Mit Meisterschaft ist

Sandalenbinderin. von Ernst Paul

Berliner Intern. Kunstausstellung 1891

Die Kunst für Alle VI.

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