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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Pecht, Friedrich: Die Münchener Jahres-Ausstellung von 1891, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0470

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iz. September 1891


VI. Jahrgang. Heft 24

HeranBgegcücn von Friedrich Pecht

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3517, bayr. Verzeichnis Nr. 406, k. u. k. östr. Zeitungsliste Nr. 1593) 3 Mark 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Dir Münchener Jahrcs-Ausftellung von 1891

Von Friedrich pecht (München)

Psyche, von Georg Busch

Münchener Iahres-Ausstellung (891

V.*) Nachdruck verboten

Die Bildhauerei

stIntcr den zahlreichen Bildwerken nehmen diesmal die der
Deutschen unbedingt den ersten Platz ein. Sie verdanken das
hauptsächlich den vielen monumentalen Aufträgen, welche unsrer
Skulptur noch immer das Jahr 1870 und die nachträgliche Ver-
herrlichung seiner Männer einträgt. Dadurch ward ihr um so mehr
neues Leben eingeflößt, als es hier galt, echte Helden darzustellen,
die überdies jeder kannte und liebte, was denn doch noch ganz
anders wirkt, als wenn man statt des Kaisers Wilhelm I. etwa
Karl den Großen oder Barbarossa darzustellen hätte. So finden
wir denn hier schon in der Vorhalle die kolossalen Reiterfiguren
des Königs von Sachsen und Bismarcks durch Siemering, drei
oder vier Moltkes u. a.

Zum andern Teil aber beruht die deutsche Überlegenheit
hier im Glaspalast ganz auf den bewunderungswürdigen Lei-
stungen eines einzelnen Mannes, dessen fast sämtliche Werke
die Ausstellung in einem eigenen Kabinet zieren: des seit vielen
Jahren in Florenz lebenden Bildhauers Adolf Hildebrand.
Seine ganz eigenartige Genialität verleiht der Sknlptnrenabteilung
einen um so größeren Reiz, als sie sich in der schönen Arnostadt
ganz ungestört entwickeln konnte, ohne irgend andre Vorbilder als
die ein halbes Jahrtausend vor ihm dort lebenden großen Meister
der Renaissance, oder die antiken Lehrmeister derselben. Den ersteren
ist er denn auch besonders in seinen Brustbildern näher gekommen,
als irgend ein Moderner. Man braucht, um sich davon zu überzeugen,
nur seine Büste des Herzogs Karl Theodor von Bayern zu betrachten
und man wird sofort zugeben müssen, daß sie ihresgleichen unter
den Arbeiten der Lebenden nirgends mehr findet, sowohl was das
feine Formverständnis, das hohe Lebensgefühl, als vor allem das
tiefe Eindringen in den Geist und Charakter des Dargestellten be-
trifft. Daß der wohl ein Arzt und ungewöhnlich scharfer Beobachter,
aber auch zugleich ein vornehmer Mann sein müsse, das sieht man
augenblicklich — vornehm nicht nur der Geburt, sondern auch der
Gesinnung nach. Denn jene Absonderung von der Masse, jenes

IV. siehe Heft 23.

-17

vi- Aunsi für All- VI.
 
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