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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Oettingen, Wolfgang von: Die Düsseldorfer St. Lukas-Ausstellung 1896
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0178

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Die Düsseldorfer St. Kutza§-Zl!Umstellung 1896.

von w. von

ie Jahresausstellung des hiesigen Künstler-Klubs
St. Lukas beansprucht Heuer eine außergewöhnliche
Beachtung. Sie ist zwar stets das mit Spannung er-
wartete künstlerische Ereignis unseres Dezembers, aber
diesmal bringt sie soviel unerwartet Neues, daß man sie
füglich einen Salon der Ueberraschungen nennen könnte.

Schildwachr. von N. I. Grigorcsco.

Zunächst fällt auf, daß die zwölf Mitglieder der Ver-
einigung sich nicht als geschlossene Gruppe produzieren,
sondern, mit einem glücklichen Einfall, die Fäden auf-
gedeckt haben, die sie mit auswärtigen Gesinnungsgenossen
verbinden. Sie luden eine Anzahl Geistesverwandter
ein, sich an ihrer sonst so exklusiven Ausstellung zu be-
teiligen, und diesem Rufe folgten Max Liebermann,
Fr. Stuck, Fritz von Uhde, Walter Crane, Jakob
Maris und der Belgier Claus — wie man sieht,
Männer der verschiedensten Richtungen, die sich jedoch im
Streben nach individueller Aussprache im Sinne moderner

(dettingen. Nachdruck verboten.

Koloristik und Formengebung für solidarisch erklären. Es
würde zu weit führen, wollte unser kurzer Bericht Uhdes
„Christus und Nikodemus", Stucks „Orpheus", Lieber-
mauns Damenbildnis, „Parkallee" und „Weberwerkstatt",
die Marinen und den „Pflüger" Maris' und Claus'
„Stockrosen" und Selbstporträt im Einzelnen durch-
sprechen: genug, daß die Bilder, zum Teil von großem
Reize, zwischen denen der Düsseldorfer hängen und den
Eindruck des ehrlichen Wetteifers, in dem alle Kräfte
hier entbrannten, beträchtlich erhöhen. Nun aber zu den
Einheimischen! Zweite Ueberraschung: die meisten der
Wohlbekannten, in ihrer Eigenart schon ziemlich Be-
stimmten haben den Sommer und den Herbst dazu benutzt,
sich den Kreis der zu behandelnden Stoffe zu erweitern
und ihre Technik zu variieren. Zwar ist Zimmer mann
bei seinen durch allzuviel blaue Reflexe doch wohl manie-
rierten Feldwegen und Rainen stehen geblieben, aber
Helmuth Liesegang, von dem man bisher kaum anderes
als Zartes und Weiches sah, hat seinen Pinsel entschieden
gekräftigt, er fährt derb und entschlossen auf seine nieder-
ländischen Motive los. Auch Heinrich Hermanns hat
eine scharfe Wendung in derselben Richtung gemacht:
einige seiner Waldstudieu erinnern bereits an die herbe
Art Olof Jernbergs, nur bringt dieselbe Energie bei
anderen Motiven, z. B. den Dämmerungsbildern aus
Amsterdam, noch eine merkliche Unruhe,. eine gewisse
Zerfahrenheit, zu stände. Etwas wunderlich sticht gegen
eine solche Nervosität die große „Düsseldorfer Kirmes"
ab. Ihr wäre, dem Gegenstände entsprechend, eine
Steigerung des Lebens und der Farbe wohl zu wünschen,
sie begnügt sich indessen mit einer unbedeutenden humo-
ristischen Gruppe vor den öden Rückseiten aufgefahrener
Komödiantenkarren, und auch in der Farbe suchen wir
vergebens nach einem tieferen künstlerischen Reize. Gustav
Wendling dagegen packt nicht nur mit einer prächtigen
friesischen Landschaft — einer Windmühle vor wolkigem,
zerrissenem Himmel —-, sondern er hat sich unerwarteter
Weise aus seinen Strom- und Kanalgebieten hinaus und
in die Interieurs der Stadt Emden begeben, wo er denn
im alten Schifferhause und sonstwo überaus lohnende
Motive fand und auffaßte. Ein feiner, zarter Ton macht
diese genrehaft ausgebildeten Studien höchst anziehend
und erweckt den Wuusch, den Meister öfter in solchen
Dingen sich zeigen zu sehen. Keck und mit jener gewissen
koketten Leidenschaft, immer neu und außerordentlich zu
erscheinen, hat Louis Herzog seine „Sonnige Calle"
mit Licht fast überfüllt, sein „Schweizer Unterland" von
einem ungewöhnlich hohen Standpunkte aus genommen;
er Pflegt im Laien die Freude an seiner oft sehr wahren
stimmungsvollen Farbe nur ganz langsam, nach recht-
schaffener Ueberwindung mancher Schwierigkeiten beim
Begreifen dessen, was der Maler eigentlich gemeint und
gewollt hat, auskommen zu lassen; man ist aber gelegentlich
doch versucht, zu fragen, ob es vom Künstler nicht etwas
prätentiös ist, so viel Mühe um sein Idiom zu bean-
spruchen. Rätsel anderer Art gibt diesmal Eugen
Kampf auf: ihm haben es offenbar die modernen Belgier
angethan! Seine Dorf- und Feldbilder aus der Gegend
von Knocke und Sluis verlassen den ruhigen, normalen
Ton, die etwas melancholische Poesie, die er bis dahin
 
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