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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Kunstleben in Amerika, [2]: Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0293

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22g

Aunstleben in Amerika.

von L. L. von Berlepsch.

II. Aunstgewerbe.*) Nachdruck verboten

n^i>alerei ist der geistige Ausdruck des schöpferischen
Genies;**) sie übersetzt das dem Künstler Vor-
schwebende ins Sichtbare, ohne sich an Präzise Forderungen
der Zeit zu binden. Die dekorativen Künste dagegen sind
das notwendige Produkt bereits bestehender Verhältnisse.
Der Maler schafft seinem Hange folgend, die dekorative
Kunst hat sich nach den Gepflogenheiten, nach den Lebens-
erfordernissen der umgebenden Welt zu richten. Daraus
erklärt sich der Umstand, daß es in Amerika Maler gab,
daß öffentliche Monumente entstanden, ehe das verfeinerte
Bedürfnis nach künstlerischer Gestaltung der häuslichen
Umgebung sich allseits geltend machte." Ungefähr mit
diesen Worten leitet Bing den zweiten Teil seiner Schrift
ein. „Wohl", fährt er fort, „äußerte sich schon bei
Zeiten, den Resultaten des um materielle Errungen-
schaften kämpfenden Lebens entsprechend, das Bedürfnis,
dem Reichtum sichtlichen Ausdruck zu verschaffen, doch
war das keineswegs der eigentliche Trieb nach dem
Schönen. Mit der Wohlhabenheit ging vielmehr die
Eitelkeit Hand in Hand. Sie fand beredten Ausdruck
im Triumph des Ungeschmackes, der sich mit allem, was
Europa an pomphafter Ausschußware eigenen geringen
Könnens hinüber sandte, willig umgab. Dennoch aber

*) I. siehe in Heft 14.

") deren es leider blutwenige giebt.

lag in diesem Umstande der Keim zu allmählichem Selbst-
ständigwerden, freilich im entgegengesetzten Sinne. Das
ging nun keineswegs etwa sehr schnell. Es lag noch
eine längere Periode zwischen inne, die hauptsächlich
durch den großen Import französischer Kunstgegenstände
bezeichnet ist. Man traf damals, sagt Bing, in gewissen
vornehmen Häusern Jnnen-Einrichtungen, die, was Geist-
losigkeit angeht, mit einer Menge von Pariser Arbeiten
dieser Art den Vergleich vollkommen bestanden hätten.
Uebrigens war es nicht die eigentlich innere Ausschmückung
der Räume, wo sich zuerst der selbständige Fortschritt
Amerikas zeigte. Wer die Pariser Ausstellung von 1878
genau ansah, erinnert sich an eine Reihe von Gold-
schmiede-Arbeiten, die ein eigentümlich feines künstlerisches
Gepräge trugen. Wohl war die Art der Erscheinung
auf japanische Vorbilder zurückzuführen, und doch war
ein Zug von Selbständigkeit eigener Art darin. Es
war endlich einmal etwas anderes als die schon bis zur
Abgedroschenheit herabgesunkenen, immer und ewig wieder-
holten Formen von „unserer Väter Werke". Die Firma,
welche diese Sachen ausstellte, hieß Tiffany L Co.,
der Chef der künstlerischen Abteilung E. C. Moore.
Mit diesem praktisch ebenso wie künstlerisch thätigen
Manne steht der fernere Entwickelungsgang des ameri-
kanischen Kunstgewerbes im innigsten Zusammenhang.
(Es spricht für alle, die nicht mit verbundenen Augen

Gänseruxferinnrn. von Mar Lieb ermann.

Das Original in der K. Narionalgalerie zu Berlin.
 
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