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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Voll, Karl: Die retrospektive Abteilung der VII. Internationalen Kunstausstellung zu München
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Schumann, Paul: Eine Vereinigung deutscher Kunstvereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0445

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Z56

Die retrospektive Abteilung der VII. Internationalen Kunstausstellung zu München. Don vr. Karl voll.

bildern des deutschen Volkes, obwohl es nicht eigentlich
zu den besten Werken des Künstlers gehört. Die „Hopfen-
zupfer" von Hirth du Frenes, ein seiner Zeit viel
diskutiertes Bild, behaupten noch heute ihren Wert, ob-
wohl wir den Galerieton jetzt unangenehm empfinden;
störender wird übrigens wohl die breite Glätte sein.
Wenn sich nun auch manches der älteren Genremalerei
für immer halten wird, — ich erinnere nur an den
herrlichen, leider hier nicht
vertretenen Spitzweg —
so wird das meiste ihrer
Schöpfungen doch abgelehnt
werden müssen; z. B. die
„Karrenschieber" von
Mathias Schmid. An
Werken, die nur durch ihren
erzählenden Inhalt Inter-
esse haben, sind wir jetzt
gewöhnt vorüber zu gehen.

Es mag etwas Härte darin
liegen, aber es war auf
der anderen Seite nicht
billig, daß ohne malerisches
Interesse gemalt wurde. Für
die meisten Genrebilder wäre
es genügend gewesen, wenn
sie als Illustrationen für
Familicnblätter gezeichnet
worden wären. Schade ist
es, daß unsere lieben Ro-
mantiker hier fast keinen
Platz gefunden haben; denn
Böcklin, der romantischste
von allen, kann doch nicht
gut als Romantiker auf-
gefaßt werden. Er steht
für sich allein da und
ist auch in diesem Völker-

konzert eine der Hauptgrößen. Seine „Ruine am
Meer" ist wieder ein Wunder an Farbenpracht und
reizendem Spiele des Lichts- Eine Replik der „Toten-
insel" ist nachträglich in - die Ausstellung gekommen.
Die Toteninsel gehört zu den populärsten, poesie-
vollsten Werken des Meisters, der seine Bilder gerne
wiederholt. Ein Bild sei noch erwähnt: der „Dante"
des Anselm Feuerbach. Wer denkt bei diesem

Namen nicht an die groß-
artigen Verkörperungen der
Antike, an die Iphigenien
und an die wunderbareMcdea
der Münchener Pinakothek?!
Aus diesen Werken'kann
man den feinfühligen Mann
richtig beurteilen, den Dante
aber darf man für ihn nicht
in Betracht ziehen, obwohl
er einer gewissen Größe
nicht entbehrt.

Es möge noch gestattet
sein, eines Mannes zu
gedenken, der von unbe-
rechenbarem Einfluß auf
unsere Kunst war. Von
Millet würden wir sehr
gerne etwas hier ange-
troffen haben. Seine Bil-
der sind gerade in Deutsch-
land so selten zu sehen.
Wir geben wenigstens eine
Abbildung von einem treff-
lichen Werke seiner Hand
das zusammen mit dem
meisterhaften weiblichen
Porträt des Courbet vor
einigen Jahren im Glas-
palaste ausgestellt war.

Die Siesta, von R. p. Bonington.

Eine Vereinigung deutscher Aunstvereine.

7?yiie Vereinigung der deutschen Kunstvereine ist nun
wirklich angebahnt, und es ist immerhin Aussicht
vorhanden, daß das von Dresden aus geplante Werk
gelingen werde. Schwierigkeiten sind allerdings genug
vorhanden, und es fehlt nicht an abweichenden Meinungen
über die Zweckmäßigkeit einer solchen Vereinigung, sowie
darüber, welche Zwecke eine solche Vereinigung anstreben
soll. Der Sächsische Kunstverein betonte in seinem Ein-
ladungsschreiben, die Vereine sollten sich verpflichten,
wenigstens den vierten Teil ihrer Ankaufsgelder zum Ankauf
von Kunstwerken deutscher Künstler zu verwenden, welche
nicht in dem Gebiete wohnen, auf welches der laufende
Verein seinem Namen und dem Sitze seiner Verwaltung
nach zunächst seine Wirksamkeit erstreckt und welchem
hauptsächlich seine Mitglieder angehören. Diese Bestimmung
paßt ja recht gut auf München, Berlin, Dresden, Düssel-
dorf, Weimar und Karlsruhe, auf die sonstigen Vereine
— im ganzen sind es 53 — aber nicht; die meisten
sind im Gegenteil darauf angewiesen, ihren gesamten Be-
darf auswärts zu decken. Andere Vereine, wie der Leipziger,

verlosen überhaupt keine Bilder; der Karlsruher giebt
nur Bons aus, deren Gewinner sich selbst unter den aus-
gestellten Kunstwerken aussuchen dürfen, was ihnen gefällt
. und zu dem betr. Preise zu haben ist. Eine solche Be-
stimmung hat also nur bedingten Wert. Eine zweite Frage
ist, ob die Vereinigung sich damit befassen soll, Kunst-
werke für öffentliche Zwecke zu stiften. Auch dieser Punkt
erscheint sehr fragwürdig. Einzelne Vereine thun ja viel
in dieser Hinsicht, so der Kunstverein für Rheinland und
Westfalen, der z. B. die Rethelschen Fresken in Aachen
gestiftet und der seit 1829 nicht weniger als 773 986 M.
für derartige Werke ausgegeben hat. Der Leipziger Kunst-
verein kennt überhaupt keine Verlosungsankäufe, sondern
giebt sein Geld nur für öffentliche Kunstwerke aus; der
Dresdner widmet wenigstens einen kleinen Teil seiner
Einkünfte derartigen Zwecken. Die meisten Vereine aber,
namentlich die kleineren, können bei ihren geringeren Ein-
künften gar nicht an solche Ausgaben denken. Es kann
auch kein Zweifel sein, daß die Stiftung derartiger Werke,
die Frage nach dem Was und vor allem nach dem Wo,
 
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