Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

DOI Artikel:
Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Die Holbein- und Böcklin-Ausstellung in Basel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0060

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Böckl in-Medaille.


Die Golüeln- und BöcWn-Au§stellung ln Basel.

von D. L. von Lerlepich. Nachdruck o-rbat-n.

<^wei Namen, von denen jeder für seine Zeit den Durch-
bruch neuer Anschauungen bedeutet, zwei Namen,
an die sich der Begriff des Höchsten und Besten, was
auf dem Gebiete der bildenden Künste entstanden ist,
knüpft! Beim einen feiert man den vierhnndertjährigen,
beim andern den siebzigsten Geburtstag durch Veranstaltung
von Ausstellungen ihrer Werke, die, wenn auch nicht voll-
zählig versammelt, doch ein durchaus abgerundetes Bild
vom Schaffen der beiden großen Künstler-Individualitäten
geben. — Hans Holbein d. I. ist, wie bekannt, von
Geburt ein Augsburger Kind, doch steht sein Wirken in
keiner wesentlichen Beziehung zu der alten Reichsstadt
am Lech, wo sein Vater glänzende Denkmale seiner
Thätigkeit hinterließ. Basel ist es vielmehr, deß Name
aufs innigste mit der Entwickelung des jungen Holbein
verbunden ist. Den Beginn seiner malerischen Laufbahn
bezeichnet eine noch heute aufbewahrte Aushängetafel,
auf der ein Schulmeister dem Publiko sagt, was bei
ihm alles gelernt werden könne. Holbein war zuerst,
wie gar viele seiner künstlerischen Zeitgenossen, „Faß-
Maler". Er hatte seine Kenntnisse in durchaus hand-
werklich-rationeller Art gelernt. Doch schnell überwand
er, was geringer beanlagte Geister niederhält. Er malte
alsbald Bildnisse der hervorragendsten Männer Basels,
Bildnisse, deren früheste schon jenes förmliche Durchdringen
der dargestellten Persönlichkeit, jenes scharfe Beobachten
jedes kleinen Zuges, bei voller Beibehaltung der großen
Totalerscheinung zeigen, die ihm später in England die
Gunst der Mächtigsten im Jnselreiche erwarb. Doch ist
es dies nicht allein, was seine Erscheinung zu einer der
hervorragendsten der Zeit machte. In Holbein hat man
vielmehr einen Geist vor sich, der die Schranken des
bisher Gültigen durchbrach und mit gewaltiger Schöpfer-
kraft dem Wehen neuer Ideen emporhalf. Dürer ver-

mochte die Herrschaft gotischer Formen nicht völlig zu
überwinden, Holbein dagegen ist für die cisalpine Kunst
der eigentliche „Promachos" der Renaissance geworden.
Schneeli sagt sehr zutreffend in seinem vortrefflichen
Buches gelegentlich der Besprechung der Fassaden-Malereien
am Hause „Zum Tanz" in Basel**): „Holbein erhebt
sich hier über diese ganze Periode und überragt auch die
ganze folgende, deutsche Renaissance. Sein Werk, das
nicht nur im einzelnen, sondern in der Grundanlage
Unkenntnis der italienischen Kunst verrät, atmet dennoch
hohen klassischen Geist. Die Gesamtwirkung des Baues

ist trotz aller Verstöße beinahe eine römische.-Wenn

Holbein Italien wirklich besucht hat, so finden sich davon
wenig Spuren in seinen Werken. Er schafft seine großen
Motive mit der Kenntnis weniger Elemente. Warum
sollte er sie auch in Italien geholt haben? Hat nicht
Mantegna seinen großen Stil aus sich selbst hervorgebracht,
oder hat Masaccio irgendwo Vorbilder gefunden? Die
gestaltende Kraft lag damals in der Luft und
schlummerte auf dem Grunde schöpferischer
Seelen, und es war eine glückliche Zeit, die es

vermochte, ihr die Anker zu lichten.-Nicht

die Formkcnntnis, die er (H.) sich auf einer Reise
erwarb, hat solche Werke erzeugt, sondern die
innere Wahlverwandtschaft mit den großen

Gustav Schneeli, Renaissance in der Schweiz.
Studien über das Eindringen der Renaissance in die Kunst dies-
seits der Alpen. München, Verlagsanstalt Fr. Bruckmann.

") Die Malereien sind, wie die meisten großen Mauer-
dekorationen Holbeins, längst verschwunden. Doch haben sich
einzelne Fragmente in Form von Skizzen erhallen, aus denen
Schreiber dieses eine Rekonstruktion des Ganzen schuf. Sie
befindet sich im Baseler Museum und ist in dem obengenannten
Buche von Schneeli, ebenso in der „Zeitschrift des Bayerischen
Kunstgewerbe-Vereins", Jahrgang 1878, reproduziert.

Die Kunst für Alle XIII.

6
 
Annotationen