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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Hermann Prells Wandgemälde im Rathaussaale zu Danzig
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Gronau, Georg: Sieben Bilder von Burne-Jones zur Legende vom heiligen Georg
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0235

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l82

kcrinann prells Wandgemälde ini Ratbaussaale zu Danzig.

in den Erscheinungen, wie auch in den Farben ihrer
Gewänder vorzüglich ausgedrückt. Oben auf dem Treppen-
rand stehen in feierlicher Grandezza unter purpurnem
Baldachin die in farbensatten Sammt gehüllten Sena-
toren, in ihrer Mitte der Doge in brokatenem Gewände
mit goldener Mütze, begleitet von einem geharnischten
Condottiere. Selbst der Gondoliere, der die Fremden
ans Land gerudert hat, zeigt in seinem lichten blauen
Gewände die Farbenfreude des sonnig heiteren Südens.
Dagegen erscheinen die Gesandten des nebelreichen Nordens
in der schwarzen Gondel in gedrungenen kräftigen Ge-
stalten; ihre Körper sind in schwarze Gewänder einge-
hüllt und von kurzen schwarzen Atlasmänteln geschützt.

Neben diesen beiden großen Farbenkontrasten, die
den malerischen Eindruck des Bildes bestimmen, bietet
uns der Künstler im Hintergründe noch eines jener
Landschaftsbilder, in deren reizvoller Ausführung er eine
vorzügliche Meisterschaft besitzt. Es ist ein Blick von

der Piazzetta aus rechts hin über die glänzende Meeres-
fläche, vorbei an dem Danziger Kauffahrteischiff bis
hinüber zu der unter dem strahlenden Himmel in lichtem
Grau erscheinenden Kuppel von San Giorgio maggiore.

Aus den beiden Gemälden spricht ein zu voller
künstlerischer Reife gelangter Künstler zu uns. Seine
Sicherheit in der Beherrschung figurenreicher Scenen,
seine Gabe, sich in den Geist der Zeiten zu versetzen
und Menschen von Fleisch und Blut, sei es in Kampf
und Leidenschaft oder in Ruhe und Frieden, uns lebendig
im Bilde vorzuführen, sein seltenes Geschick, die in dem
Motive liegenden malerischen Eindrücke in das hellste Licht
zu setzen und die Geschehnisse des Menschenlebens in den
Erscheinungen der Natur sich widerspiegeln zu lassen, alle
diese bekannten Vorzüge des Künstlers verleihen unter der
stattlichen Reihe seiner Monumentalgemälde auch jenen
beiden Bildern an der großen Hauptwand des Danziger
Rathaussaales dauernde Bedeutung. 8p.

Steven Bilder von Burnr-ZoneF zur Legende vom heiligen Georg.

ene große künstlerische Bewegung, die als Präraffaeli-
tismus weltbekannt geworden ist, liegt nun Jahr-
zehnte weit zurück; ihre berühmtesten Vorkämpfer sind
gestorben oder stehen in hohem Alter, und die Bewegung


als solche kann als abgeschlossen gelten, kann in ihrer
Bedeutung vom historisch-kritischen Standpunkt aus un-
befangen gewürdigt werden. Man rechnet mit ihr als
mit einer Thatsache, die in der Kunstgeschichte vorhanden
ist. Ob wir Ursache haben, uns nach ihr zurückzusehnen,
ob wir eine Neubelebung dieser eigentümlichen Erscheinung
wünschen sollen? Ich glaube kaum. Was gesagt werden
konnte, ist gesagt worden; und seitdem sind neue Kräfte
in der Kunst emporgekommen, welche denn doch lebens-
fähiger sind und in ganz anderer Weise eine Entwicklung
im Sinne des Fortschritts versprechen. Der Präraffaeli-
tismus aber hat in einer Generation seine bedeutendsten
Vertreter hervorgebracht, und kann nichts anderes als
Nachahmer derselben zeitigen. Von vornherein nicht frei
von Manier, ist er bestimmt, in dem schlimmsten Manieris-
mus unterzugehen.

Etwas jünger als die Begründer dieser Kunst-
richtung hat Edward Burne-Jones besonders dazu bei-
getragen, sie populär zu machen; sein Name ist speziell
auch in Deutschland bekannter, als die Namen Rossettis,
Ford Madox-Browns, Hunts, Millais'; mit Watts und
mit Burne-Jones verbindet man bei uns die Vorstellung
von gewissen Bildern, während jene anderen bislang
meist Namen sind, die keinen Widerhall erwecken. Aber
während Watts sich in tiefen Allegorien ausspricht,
während seine Schöpfungen vielen allzuschwer verständlich
bleiben, gerade weil sie der Ausfluß sind eines erhabenen
Geistes, der prophetisch in großartigen Gestalten die ein-
fachsten und größten Probleme des Menschenlebens be-
handelt, besitzt Burne-Jones die glückliche Gabe, sich der
Menge begreifbar zu machen, seine Gestalten ihren Em-
pfindungen nahezubringen. Wer viel in englische Privat-
häuser gekommen ist, der hat aus den zahllosen Reproduk-
tionen nach seinen Werken, die er dort fand — am häufig-
sten »tbe Aolcken stairs« und »tbe inirror at Venus«
— ersehen können, wie unendlich populär Burne-Jones
geworden ist.

Burne-Jones hat mit Vorliebe solche Stoffe sich
gewählt, die seit langer Zeit dem Volke vertraut oder
doch geeignet sind, demselben nahe gebracht zu werden:
 
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