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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0248

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Wie neueren Bestrebungen auf dem Ge-
biete der künstlerischen Vkjotogrspljie.
n einem Aufsatze über die fünfte inter-
nationale Ausstellung von Amateur-
photographien zu Hamburg (s. diese Zeitschrift
Heft 10, 15- Februar 1898) gab Prof. Licht-
wark einen trefflichen Ueberblick über die Ent-
wicklung der künstlerischen Photographie und
über den Anteil, welchen die verschiedenen
Länder daran haben. Thatsache bleibt, daß
Deutschland in diesem Entwicklungsgänge
nicht an der Spitze marschiert. Erst als

Im Virchrnstuhl.

andere Länder gezeigt hatten, daß auch mit
Hilfe der Photographie Kunstwerke hervor-
zubringen seien, entschlossen sich die deutschen
Amateure, in dieselben Bahnen einzulenken.
Wir wollen ihnen aus dem Nachzügeln keinen
Vorwurf machen. Bedächtiges Vorwärts-
schreiten entspricht weit mehr dem deutschen
Volkscharakter, als hastiges Vorwärtsstürzen
in eine unbekannte Welt. Dafür haben, wie
Lichtwark an trefflichen Beispielen ausführt,
die deutschen Amateure auf dem Gebiete der
künstlerischen Photographie jetzt ganz Aus-
gezeichnetes geleistet und die anderen Länder
in mancher Hinsicht übertroffen.

Wenn nicht wenige fragen, wie sie es
anzustellen haben, um auch Hervorragendes
zu leisten, so lassen sich dafür Rezepte nicht
geben. Brennglas, Netz und die übrigen
Hilfsmittel zur Erzielung leichter Unschärfe
können in der Hand des Geschickten dazu
beitragen, das vorgesteckte Ziel zu erreichen,
sie werden aber niemals die Brücke sein,
über die jeder Amateur in das Land der
Kunst einzugehen vermag. Beweist uns
doch jede Ausstellung von neuem, daß
unter Umständen scharfe Bilder sehr hoch
und unscharfe sehr tief stehen können. Wo
es bei großen Formaten auf dekorative Wir-
kung ankommt, wird geschnittene Schärfe
aller Einzelheiten den Gesamteindruck nur

benachteiligen, während in der Miniatur-
malerei Unschärfe, welche über ein Mindest-
maß hinausgeht, unkünstlerisch wirkt.

Ebensowenig wie Unschärfe das Kunst-
werk ausmacht, ist die Art des Positivver-
fahrens ausschlaggebend. Zwar kommen
die früher gebräuchlichen, hochglänzenden
Papiere kaum noch in Frage, doch hat man
unter den Mattpapieren große Auswahl. Auch
hier muß zwischen dekorativer Wirkung und
Miniaturmalerei unterschieden werden. So
wenig für letztere der viel besprochene Gummi-
druck paßt, so prächtige Wirkungen erzielt
man mit demselben, sobald es sich um
große, für die Wand berechnete Formate
handelt.

Weit wichtiger als Schärfe oder Un-
schärfe, Gummipigment oder Silber ist
das Studium des aufzunehmenden Gegen-
standes (Bildnis oder Landschaft). In
dieser Beziehung wiesen unsere Kunst-
Photographen den Weg: Während man sich
früher für einen großen Künstler hielt,
wenn sich unter hundert verschiedenen
Aufnahmen zufällig eine befand, welche
auch den Kunstkenner befriedigte, macht
der wahre Künstler heute hundert Auf-
nahmen von demselben Gegenstände
und giebt sich erst zufrieden, wenn sein
Bild das ausdrückt, was er selbst beim
Betrachten des Gegenstandes empfindet.
In dieser Hinsicht darf man also sagen:
Kunst ist Fleiß.

Zweifellos würden weit mehr künst-
lerische Bilder hervorgebracht, wenn es
nicht Autoreneitelkeit in der Welt gäbe.
Genau dasselbe Bild, welches wir als
Aufnahme eines anderen gering achten,
erscheint uns als vollendetes Kunstwerk,
wenn wir selbst der Urheber sind. Wer
es ernst mit sich und seiner Kunst meint,
verlasse sich bei eigenen Bildern daher
lieber nicht ausschließlich auf sein eigenes
Urteil, sondern ziehe kunstverständige Männer
zu Rate.

Kopien auf Japanpapier,
ei Herstellung von Gummidrücken muß
man das Papier selbst präparieren.
Die Auswahl der Papiersorten ist nicht
leicht, da sich nur gewisse rauhe Sorten
eignen. Versuche mit Japanpapieren scheinen
nach dieser Richtung hin noch nicht gemacht
zu sein, obgleich sie bei der Eigenart dieser
Erzeugnisse aussichtsvoll sein dürften. Das
unter dem Namen „Usuho" und „Gampi"
bekannte Japanpapier eignet sich am besten
für photographische Zwecke. Wegen seiner-
außerordentlichen Langfaserigkeit setzt es
selbst in feuchtem Zustande dem Zerreißen
erheblichen Widerstand entgegen. Wegen
der hohen Aufsaugefähigkeit bedarf es nach
„Photogr. Chronik" einer Vorpräparation
mit kräftiger Harzlösung:

Wasser.480 ccm

Gelatine.24 §

Chlorammonium.5 §

lO proz. alkoholische Sandaraklösung 120 ccm
Die Gelatine wird in warmem Wasser
gelöst, dann das Ammoniumchlorid hinzu-
gefügt und schließlich langsam unter kräftigem
Umrühren die Sandaraklösung zugesetzt.
Derartig vorbereitetes Papier eignet sich auch

zum Sensibilisieren mit Silberlösung. Man
benützt hierzu ein Bad, welches 20 Teile
Silber auf 100 Teile Wasser enthält, und
dem man bis zum Verschwinden des Nieder-
schlages Ammoniak zufügt.

Büchersrhsu.

Tie fünfte und sechste (Doppel-) Lieferung der
von F. Görke in Berlin herausgegebenen „Kunst in
der Photographie" (Preis des Jahrg. von sechs
Lieferungen 25 M.) ist dem „Linked Ring" in England
gewidmet. Den einleitenden Text schrieb Horsley
Hinton über: „Die englische Schule der künstlerischen
Photographie" und vr. R. Stettiner: „Gedanken eines
Theoretikers über Bildnis-Photogravhie." In Bezug
auf die Bilder sind die besten englischen Namen ver-
treten: „Craig Annan (Glasgow), Ernest Rüssel
Ashton (London), W. Reginald Craige (London ,
Franck M. Sutcliffe (Whitby), W. Crooke (London),
Karl Greger (London), I. Hollyer (London), A. Horsley
Hinton (London), Reo I. C. Lambert (London),
Charles H. L Emanuel (London), Thomas Manby."

Mir vorliegender Doppellieferung beschließt das
prächtige Werk seinen ersten Jahrgang. Der Inhalt
dieses Jahrganges ist außer dem Linked Ring ge-
widmet: Dem Camera-Club in Wien, den beiden
Berliner Vereinen, dem Photo-Club in Paris und
der Association del§e cke pboto§rapbie. Die mit
großem Geschick getroffene Bilderauswahl giebt von
den Leistungen genannter Vereine eine vortreffliche
Vorstellung. Die nächsten Hefte sollen das künstlerische
Leben in Amerika, Holland, Italien, Rußland und
in unseren besten deutschen Vereinen würdigen.

Photographischer Notiz-Kalender für
das Jahr 1898. Unter Mitwirkung von vr. A.
Miethe, herausgegcben von vr. F. Stolze: Halle
a S. 1898. Verlag von Wilhelm Knapp. Preis
1.50 M. Dieser Kalender, welcher nun schon den
dritten Jahrgang erlebt und in photographischen
Kreisen weite Verbreitung fand, ist auch diesmal
wieder ungewöhnlich reichhaltig. Hauptgewicht legte
der Verfasser auf Tabellen und Rezepte, welche in
Bezug auf Ausdehnung und Zuverlässigkeit den
höchsten Ansprüchen genügen. Das Verzeichnis der
photographischen Vereine in Deutschland und Oester-
reich giebt zwar nicht die Namen der Mitglieder, ist
aber in seinen Angaben über Vorstand, Zahl der Mit-
glieder, Vereinsorgan u. s. w. sehr ausführlich. In
dem „Verzeichnis von Bezugsquellen" wurde mög-
lichste Vollständigkeit angestrebt, dasselbe ist zuerst
nach Ortschaften und dann nach Gegenständen geordnet

Vr. R. Beubauß, Berlin IV., tandgrafenstr.

-06 ^V^X^^VT^/? <7^/^(77775(777.

20.5 7)0.574 7^770 C/^6-/466^.

-0- 7'777^0^7(7^77<77^7 O //47s—47r-

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c/'/. . 77-7^//^/ <77^/5//

UcdIktionslchluk 19. Scbr. 1898. — Ausgabe 3. März 1898.

Inhalt des zwölften Leftes. Tert: Professor
! Konrad Lange. Primitivismus (Schluß). —
Hermann Prells Wandgemälde im Rathaus-
saal zu Danzig. — Georg Gronau. Sieben
Bilder von Burne-Jones zur Legende vom heiligen
Georg. — Vermischte Nachrichten. — Personal- u.
Atelier-Nachrichten re. rc. — Der Amateur-Photo-
graph. — ZLilderöeilagen: Hermann Prell.
Gesandtschaft Danziger Kaufleute in Venedig. —
Eduard Burne-Jones. Die Prinzessin an den
Baum gebunden. — Alois Erdtelt. Porträt-
studie. — Henry W. B. Davis. Frühsommer
in Wales.

Herausgeber: Friedrich pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwär tz.

Verlagsanstalt L. Bruckmann A.-G. in München, Raulbachstraße 22. — Bruckmann'sche Buch- und Runstdruckerei in München.
 
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