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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 2.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.8035#0013
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llll'inchen, den ^ebruar ^895.

M. 2.

Bczug dcr „Zciri'chl ifr" sammr dcr „Ruiistgcwcrbiiclicii RuudsÄmu": Durch den
Buchdandei, die f)ost oder die Geschäflsftelle M. Schorß veriag, München, Aöniginstr. 55,
Mk. s6p. a-: die Mitgiieder des Bayer. Aunstgewerbe-Dereins (Zahresbeitrag Mk.)
crhalren die Zeitschrift sainmt Runstgewerbiiche Nundschau uneutgeltiich. — Die „Zeit-
scririfr" erscheint jähriich in (2 Monatsheften: Reklamationen von Mitaiiedern wegen
ausgebliebener Numniern können nur dann auf Berückstchtigung Anspruch machen,

wenn dieselben suätestens Iticrzciiu Tagc uach Erfchciucn dcr fsigcndcu r.7ummci-
auf 0-n, vereinssekretarial angemeldet werden.

-aerauSgcbcr - Bayer. Aunstgewerbe-Verein, spsandhausstratze 7). — Rcdakriou:
örof. L. Gmeiin, kLuis-nstraß- (8). - Druch: Anorr ch tzirth: sämmtiiche i„ München.
Vcriag: m. Schorß, München, Aoniginstraße 55.

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!)on Gtto Echulze-Aöln, mit Griginalrnifnahinen van Architekt Gttg Aammelmeyer Aöln.

eutschlcnid ist seit joher dio bedcutciidste pstegstätte für kunst-
0^-1» volle Schmiedecisenarbcitcn gcwcseu. In dein Diensto der
Kirche und, in besondcrs ausgedehntem Maße, den viel-
seitigen Anforderungen der xrofanen Aunst in ihren ge-
steigerten Ansprüchen an Zweckmäßigkeit und Schönheit gorecht werdend,
stehen die Schiniedewerke an erster Stclle — sie sind das für Deutsch-
land, was die Bronzearbeiten gleicher Art anf italienischein Boden
gewesen sind. Naturgemäß können wir die Schmiedewerke doutscher
kferkunft bei uns in ihrer überreichen Fülle, wie solche uns aus fünf
Iahrhunderten überkommen ist, am besten studieren und würdigen —
und wenn das Ausland hier und da in seiner Bewunderung deutscher
Schmiedekunst so weit ging, Lisen mit Gold aufzuwiegen, so hat dies
in Betracht dcr vielen fortgeschlepxten Ncistcrwcrke bei dcm heutigen
Sammelcifer für uns nichts Bcfremdendes. Mir sind heute anf vater-
ländischem Boden zum Bewußtsein dieser Thatsache gelangt nnd halten
fest, was noch irgendwie für unsere öffentlichen und privaten Samm-
lungen zu retten ist. In unscren Museen nimmt daher auch das deutscho
Lisen einen gewichtigen Platz cin; unsere Aenntniß des Ataterials
und dcr verschiedenen Techniken ist heute so weit gediehcn, die ein-
zelnen Landschaften wie Tirol, Gesterreich, Süd- und Norddentschland,
den westen vom Vsten, sowie die rheinischen Ausläufer in Bezug
auf Frankrcich, kfolland und die Nicdcrlande zicmlich genau untcr-
scheiden zu können.

Daneben sind dann zunächst italienische Schmiedcwerke in größerer
Zahl nnd in guten charakteristischen Stückcn, übcr wclche wir ein-
gehendere Studien von dem leider zu früh verstorbenen Friedrich Vtto
Schulze besitzcn, in unseren Sammliingen zn findcn, hinreichend ge-
nug, ein tresiliches Bcrglcichsmatcrial an ihncn zu haben. Französische
Aunstschmiedewerke trifft man schon seltener; selbst die Auflösung der
herrlichen Sammlung Sxitzer-Paris war nicht im Stande, wirklich
schöne Stücke für unsere Musecn abzuwerfen — die kfauxtstücke sind
in Frankreich verblieben. Sehen wir uns aber nach sxanischen Schmiede-
werken bei uus um, es ist herzlich wenig davon zu findon. wer die
Mcistcrwcrke sxanischer Schmiedekunst kennen lerncn und sich an ihnen
erbauen, aus ihnen schöpfen will, der muß schon seinen Fuß auf den
Mutterboden derselbcn setzen. Lcider ergießt sich noch iininer der brcitc

Strom der Aunstjünger und Forscher über die Alpen in das von der
Uunstsonne so überreich begnadete Italien. And doch würde uns eine
Ableukung dieses Stromes nach dem südlichen Frankreich, und von
hier über die jdvrenäeii in das erst in letzter Zeit der Vergessenheit
entrissene Spanieii, bisher unbekannte Schätzo zu neuer fruchtbarer
Anregung auf dem gesammten Gebiete der Architektur und der ge-
werblichen Aünste in den Schooß legen. Die Auiistlitoratur bcgiunt
die Vuellen zu erschließen, fahrende Architektcn bringen nns in ihren
Skizzenbüchern eine köstliche Ausbeute mit, wie wir aus der hier
wiedergegebenen kleinen Auslese von Aufuahmcn des Architekten Vtto
Ranimelmeyer aus dessen etwa (20 Aufnahmen von Schmiede-
werkcu umfasscuden Sammelmappeii hinreichend ersehcn können.

In den dentschen Museen treffen wir unter (oo Lisenarbeiten
etwa 80 dcntzcher, (0 italienilcher, 5 französischcr nnd 2 bis 5 spanischer
kjerkunst. Unwillkürlich lenkt sich der Blick auf die letzten beiden
Gruppen, die trotz ihrer Minderheit nicht in der Masse verschwinden,
denn meistens war Seltenheit und Schönheit bedingend für ihre Lr-
werbung. Das französische Lisen hat die Forscher nnd Aunstgewerbe-
treibcnden viclfach beschäftigt, dagegen sind die sxanischcn werko wenig
oder gar nicht bekannt geworden, und doch gibt es kaum ein anderes
Land neben Deutschland, das einen so üppigen und selbständigen Stil
trotz aller äußeren Linflüsse gezeitigt hat wie gerade Spanien in seinen
schmiedeeisernen Auiistdenkmalen. Spanien bricht erst in ziemlich sxätem
Mittelalter mit seiner über tausendjährigen orientalischen Tradition,
und doch hat es Bauwerke aus spätgothischer Zeit aufzuweisen, die
von deutschon so wenig als von französischen und niederländischen
Architektnren übcrtroffcn werdcn. Und welch' hohe Blllthe erreicht
nuii erst die Renaissance in den gewerblichen Aünsten in Spanien,
das unglcich komplizirtere Stilströmuugcii sich zu eigen machen mußte
als andere Länder. Ls erhält eine italienische Renaissance durch
italienische Aünstler von der Meorseite her, also fast unverfälscht. Dann
dringt die oberitalienische Schule nach Südfrankroich durch, mischt sich
hier mit französischen Llementen, um in dieser Umwandlung vom
Norden her auf sxanischen Boden überzutreten. Sxaniens langc
politische Beziehungen zu den Niederlanden vermitteln die Linführung
dentsch-niederländischer und nordfranzösisch-flämischcr Motive und Grna

Zeitschrift des bayer. Runstgewerbe-Vereins München.

18H5. Runstgewerbliche Rundschau Nr. 2.
 
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