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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

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3. Heft
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Hefele, Karl Joseph: Inful, Mitra und Tiara
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https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0044
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1860.

HirckLMclnnrlck.

Insul, Mitra und Tiara.

Eine archäolvgische Abhandlung von
Prof. vr. v. Hesele.

Seit Jahrhunderten bezeichnen wir den
I Kopfschmuck der Bischöfe mit den Leiden Aus-
drücken Jnsul und Mitra. Beide ftammen
aus der vorchristlichen Zeit. Der erstere ge-
hört zunächst den Lateinern, der letztere den
Griechen an, aber ziemlich frühe haben auch
die Lateiner das WortMitra adoptirt. Da-
bei ist jedoch der Unterschied, daß sie unter
inculu den Kopfschmuck der (heidnischen) Prie-
ster und Opferthiere, unterMitra den der
Frauen verstanden. Nur weibische Männer
trugen ebenfalls die LNitra (im Abendland),
Lei denAstaten dagegen, die überhaupt weich-
licher stnd, war die Mitra auch allgemeine
Männertracht, namentlich bei den Phrygiern.
Die bekannte phrygische Mütze, die uns auf
so vielen Denkmälern des Alterthums begeg-
net, und am Ende des vorigen Jahrhunderts
im revolutionären Frankreich so unglücklich
und so anachronistisch nachgeahmt wurde,
war eine Mitra. Der griechische Name
und ist verwandt mit /U-ro§ — der

Faden, und der Hauptunterschied zwischen
Mitra und Jnful bestand darin, daß letztere
nur ein Band oder Streifen um den Kops
war und ihn oben blos ließ, der Kälte und
dem Regen ausgesetzt, während die Mitra das
Haupt völlig deckte und wärmer war. Der
Lorbeerkranz, das Diadem, die Bürger- und
Mauerkrone, und aüe diese besondern Kopf-
zierden hochverdienter Männer bei den Rö-
mern zeigen uns setzt noch die Grundform der
Priesterlichen Jnsula; ste stnd der Totalform
nach nichts anderes als diese, nämlich ein
schmaler Streifen um das Haupt gelegt. Und
gerade so erscheint uns auch die pricsterliche
Jnfula der Römer in den vielen Abbildungen

heidnischerOpferakte, die noch aus dem Alter-
thum auf uns gekommen sind.

Ueber Gestalt und Gebrauch der Jnfula bei
den Heiden geben uns einige Stellen Virgils
sehr wünschenswerthen Aufschluß. So sagt
er im zweiten Buch der Aeneide V.430: „den
trojanischen Apollopriester Panthus habe we-
der seine Frömmigkeit noch die Jnful Apollo's
geschützt; auch er sei mit Andern im Kampfe
gegen die Griechen gefallen." Die Worte des
Dichters lauten:

... N6o ts tua xluriiQg-, Uantbn,

Uabentem /üstus, nee^^iolllni8 inkula, tsxlt.

— Ebenso spricht Virgil im zehnten Buche
V. 537f. von dem Priester Hämonides mit
dem Beisatze:

Inllllu eui 83,603, rsäimillat tem^ior3 vitt3,

d. h. „dem die Jnful mit heiliger Binde die
Schläse umschlang". Zu letzterer Stelle be-
merkt der alte CommentatorVirgils, Servius
Honoratus, aus dem 4. Jahrhundert n. Chr.:
die intllln sei eine l38Li3, in moäum clluäomu-

ti8, 3 gU3 vitt36 3ll utiÄgus t)3rts clsjisnclsnt,

d. h. ste sei ein diademartiger Streifen, von
welchen zu beiden Seiten Binden herabhän-
gen. — Servius fügt noch bei: die Jnful sei
gewöhnlich breit, und häufig aus einem wei-
ßen und rothen Tuche zusammengedreht. —
Auch von den Jnfuln der Opferthiere spricht
Virgil in seinem Georgikon Buch III, 487:

83S^>6 in llonors äeüm mecllo 8t3N8 llo8ti3
3cl 303M,

ll,3n63clum nive3 eiroumcl3tui' inlul3 vitt3,

d.h. „häufig steht zu Ehre der Götter das
Opfer mitten vor dem Altare, während die
linnene Jnful mit schneeweißem Bande um-
wunden wird". — Auch Menschen, die zum
Tode bestimmt waren, wurden mitunter ,/in-
fulirt". So berichtet Sueton in seiner Bio-

Kirchenschmuck, Band VII oder 186V, Heft 3.

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