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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1907

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Heft II
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Dvořák, Max; Hauser, Paul: Sgraffiti im Schlosse zu Leitomischl
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https://doi.org/10.11588/diglit.18481#0047
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BERICHTE

Sgraffiti im Schlosse zu Leitomischl

Fig. 8 Der Hof des Schlosses zu Leitomischl

Es wäre ein dankbares Thema einer kunst-
geschichtlichen Untersuchung, das Nachleben
und Nachwirken der Schöpfungen der römi-
schen Kunst des ersten Drittels des XVI. Jhs.
im Norden zu verfolgen: nichts könnte viel-
leicht das Verhältnis der späteren Perioden zu
der Kunst der Blütezeit griechischer Plastik
so deutlich illustrieren, wie eine Untersuchung
dieser Art.

Frau Maria Manrique von Pernstein, ge-
borene Mendoza, von der in diesen Blättern
bereits gesprochen wurde, hat in den Jahren
1568—1573 in Leitomischl von einem italieni-
schen Baumeister ein Schloß bauen und es
von italienischen und einheimischen Künstlern
ausschmücken lassen. Ein Rest der alten
damals entstandenen Ausschmückung des
Schlosses sind die auf. der Nordseite des
Schloßhofes befindlichen Sgraffiti.

Der Hof wird auf drei Seiten von Ar-
kaden umgeben und nur die Nordseite des-
selben begrenzt eine einfache, von Doppel-
fenstern durchbrochene Hausfront. Das Unter-
geschoß ist rustiziert, es folgt ein abschließen-
des Gesims und darüber bis zur Fensterhöhe
des ersten Stockes eine glatte Brüstungsmauer.

Auf diese folgt dann zwischen und über den
fünf Doppelfenstern des ersten und des zwei-
ten Stockwerkes eine vierfache Reihe von
Bildern, die nur durch einen schmalen Gesims-
streifen in der Fensterhöhe des zweiten Stockwerkes
getrennt werden. Das zwischen dem ersten und
zweiten Stocke liegende Hauptgesims ist weggelassen
— ein Beweis dafür, daß die Aussckmückung mit
Sgraffiti bereits beim Baue geplant war, somit diesem
ungefähr gleichzeitig sein muß. Die Doppelfenster
sind von einfachen, durch Konsolen gestützten Simsen
bekrönt. Als scheinbare Träger der letzteren fungieren
in Sgraffito gezeichnete toskanische Säulen.

Wir beginnen bei der Betrachtung der Sgraffiti
mit der wichtigsten und größten Darstellung, die
sich in dem zweiten Bildstreifen von unten befindet;
er zieht sich zwischen der Fensterreihe des ersten
und zweiten Stockwerkes hin und wird durch eine
später angebrachte Sonnenuhr in zwei Teile zerlegt.

Der rechte Teil ist eine sehr genaue Kopie
eines der Schule des Marc Anton zugeschriebenen
Kupferstiches, der seinerseits wieder das Gemälde
 
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