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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 2
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Denis, Maurice: Von Gauguin und van Gogh zum Klassizismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0097
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PAUL GAUGUIN, LANDSCHAFT AUS DER BRETAGNE

VON GAUGUIN UND VAN GOGH
ZUM KLASSIZISMUS

VON

MAURICE DENIS

In dem Laden des alten Tangny, eines Farben-
händlers an der rue Clauzel, und in dem kleinen
Gasthaus Gloanec in Pont-Aven entfesselte sich

Wir unterbreiten den Lesern hier eine der geistreichsten
Verteidigungen des Akademismus, die man sich denken kann,
mit der einschränkenden Bemerkung, dass Maurice Denis, der
so lebendig die Feder des Theoretikers zu fuhren weiss, mit
seinen Überzeugungen nicht auch den unseren Ausdruck giebt.
Bei hoher Achtung vor dem Ernst der Künstlergeneration, Zu
deren Wortführer sich Denis nun ebenso macht, wie Henri
Matisse es im vorigen Jahr an eben dieser Stelle gethan hat
(Jahrgang Vir, Seite 333), vermögen wir an die Fruchtbarkeit
tendenzvoll konstruierter Stilprinzipien, und seien sie an sich
noch so bedeutend, nicht zu glauben. Wir halten in der

der starke Sturmwind, der um das Jahr 1890 die
französische Kunst neu belebt hat. In Pont-Aven
scharten sich um Gauguin einige Schüler, Chamail-

Kunst mehr von der schöpferischen Empfindungskraft der
grossen Persönlichkeit — gleichviel welcher Stilregeln sie sich
bedient, ob der romantischen oder klassizistischen. Auch für
diese Ausführungen von M. Denis gilt, was wir zu dem Auf-
satz von Henri Matisse seinerzeit angemerkt haben. Mit Goethe
denken wir, dass alle Theorie immer ein Nachlassen oder
Stocken der produktiven Kraft bezeichnet. Nichts desto we-
niger fühlen wir die Verpflichtung, den deutschen Leser mit
den sehr merkwürdigen und zur Kenntnis des Jahrzehntes
wichtigen Künstlerideen bekannt zu machen, die Maurice Denis
als der Berufensten einer hier verkündet. D. Red.

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