seinem Bestreben,
Neues zu bieten,
siegt er fast stets
durch Überrumpe-
lung, kann aber
manchmal den
Sieg nicht halten.
Sein Sonnenlicht,
das freilich eher
von der Bühnen-
rampe als vom
Himmel zu sein
scheint, seine un-
erwarteten Accen-
te, seine Farben-
kompositionen, in
denen Goldgelb
die Lieblingsnotc
ist: alles persön-
liche Erfindung.
Seine Bewegungs-
motive (die
Schwerkraft der
Materie scheint
aufgehoben), sind
oft unmotiviert bis
zum Hysterischen.
Von dem raffi-
nierten Kunstmit-
tel des Nichtvoll-
, . J. B. CHARDIN, DER ZEICHNER
endens macht er
verschwenderi-
schen Gebrauch, so dass drei Viertel seiner Arbeiten
als Entwürfe oder Skizzen erscheinen. Schliess-
lich hat Fragonard, an der Grenze der Manier, eine
neue Art von Schönheit, die letzte im achtzehnten
Jahrhundert, geschaffen, wofür ihm Dank ge-
bührt.
Auf unserer Ausstellung kann man Fragonard
nicht kennen lernen, wie man Watteau und Chardin
kennen lernt, man findet ihn immerhin, falls man
ihn kennt. Als
seine schönste Lei-
stung erscheint das
lesende Mädchen
im Profil (138,
Dr. Tuffier, Paris)
köstlich in Gold-
gelb und Weinrot,
ohne Schwärzen
oder Neutralitäten
in der Färbung.
Fast mehr als die
Bilder auf der Aus-
stellung geben ei-
nige wundervolle
Zeichnungen.
Unter den Ei-
genschaften der
französischen Ma-
lerei des achtzehn-
ten Jahrhunderts
scheinen grade die
Kigenschaften zu
fehlen, um die die
Maler unserer Zeit
sich am sehnsüch-
tigsten bemühen,
mindestens wenn
man ihre Lieb-
lingsworte , wie
Monumentalität,
Einfachheit, Hin-
gabe, Natur ernst nimmt. Damit scheint eine Grenze
für die Wirkung dieser vortrefflichen Ausstellung
gezogen.
Der historisch bewegliche Kunstfreund — und
wer verharrte in unseren Tagen auf einem Stand-
punkte — wird den Reichtum an Erfindung, den ein
geistvolles und im Handwerklichen unvergleichlich
sicheres Volk in einem Jahrhundert heiteren Glanzes
hervorgezaubert hat, dankbar geniessen.
300
^
Neues zu bieten,
siegt er fast stets
durch Überrumpe-
lung, kann aber
manchmal den
Sieg nicht halten.
Sein Sonnenlicht,
das freilich eher
von der Bühnen-
rampe als vom
Himmel zu sein
scheint, seine un-
erwarteten Accen-
te, seine Farben-
kompositionen, in
denen Goldgelb
die Lieblingsnotc
ist: alles persön-
liche Erfindung.
Seine Bewegungs-
motive (die
Schwerkraft der
Materie scheint
aufgehoben), sind
oft unmotiviert bis
zum Hysterischen.
Von dem raffi-
nierten Kunstmit-
tel des Nichtvoll-
, . J. B. CHARDIN, DER ZEICHNER
endens macht er
verschwenderi-
schen Gebrauch, so dass drei Viertel seiner Arbeiten
als Entwürfe oder Skizzen erscheinen. Schliess-
lich hat Fragonard, an der Grenze der Manier, eine
neue Art von Schönheit, die letzte im achtzehnten
Jahrhundert, geschaffen, wofür ihm Dank ge-
bührt.
Auf unserer Ausstellung kann man Fragonard
nicht kennen lernen, wie man Watteau und Chardin
kennen lernt, man findet ihn immerhin, falls man
ihn kennt. Als
seine schönste Lei-
stung erscheint das
lesende Mädchen
im Profil (138,
Dr. Tuffier, Paris)
köstlich in Gold-
gelb und Weinrot,
ohne Schwärzen
oder Neutralitäten
in der Färbung.
Fast mehr als die
Bilder auf der Aus-
stellung geben ei-
nige wundervolle
Zeichnungen.
Unter den Ei-
genschaften der
französischen Ma-
lerei des achtzehn-
ten Jahrhunderts
scheinen grade die
Kigenschaften zu
fehlen, um die die
Maler unserer Zeit
sich am sehnsüch-
tigsten bemühen,
mindestens wenn
man ihre Lieb-
lingsworte , wie
Monumentalität,
Einfachheit, Hin-
gabe, Natur ernst nimmt. Damit scheint eine Grenze
für die Wirkung dieser vortrefflichen Ausstellung
gezogen.
Der historisch bewegliche Kunstfreund — und
wer verharrte in unseren Tagen auf einem Stand-
punkte — wird den Reichtum an Erfindung, den ein
geistvolles und im Handwerklichen unvergleichlich
sicheres Volk in einem Jahrhundert heiteren Glanzes
hervorgezaubert hat, dankbar geniessen.
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