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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 6
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Corinth, Lovis: Hugo Freiherr von Habermann
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0314

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ragendes. Es war eine heilige Katharina in langem
roten Mantel, mit weissem Kopftuch, ihr Attri-
but, das Rad, zur Seite. Die Malart war durch-
aus altmeisterlich. Jan van Eyk und der Virtuose
Ribera scheinen dieses Bild gemeinsam beein-
flusst zu haben. Habermann stand in München mit
seiner Auffassung natürlich nicht allein da, wie
es im Jahre 1879 aus der ersten internationalen
Kunstausstellung
Münchens zu er-
sehen war. Dort
hatte Piglhein ei-
nen gekreuzigten
Christus, nach
ähnlichen Inten-
tionen gemalt,
ausgestellt; wäh-
rend in derselben
Ausstellungbereits

Liebermanns
„Christus als Kind
unter den Schrift-
gelehrten" in der
realistischen, der
sogenannt moder-
nen Auffassung,
die aus Frankreich
kam, zu sehen
war. Diesem Tri-
umvirat schloss
sich dann in den
nächsten Jahren
Fritz von Uhde an.
Neben diesen vier
Künstlern lebte
abseits für sich
Leibl mit einigen
Anhängern, von
denen Trübner der
Bekannteste wer-
den sollte und man

kann wohl behaupten, dass der Umschwung für
die farbige Anschauung in der Malerei zunächst
für München und dann für ganz Deutschind diesen
Künstlern zu danken ist.

Um auf Habermann zurückzukommen: er blieb
noch lange seiner ersten Malart treu. In der Ber-
liner Sezession waren seiner Zeit verschiedene
Bilder aus dieser Epoche ausgestellt, von
denen „der Spanier" und „der Mann mit
der Nelke" besonders zu erwähnen sind. Dann

HUGO FREIHERR VON HABERMANN, DIE MUTTER DES KÜNSTLERS

konnte auch er sich der Münchner Strömung in
der letzten Hälfte der achtziger Jahre nicht ent-
ziehen, die als die Zeit der „Armenleutmalerei" und
der Schilderung drastischer Unglücksfälle uns Allen
im Gedächtnis geblieben ist. Habermanns Gemälde
in dieser Richtung „In der Sprechstunde" hat die
Berliner National-Galerie erworben. Ein Arzt
klopft einen halbnackten Jungen ab, während die

Mutter ängstlich
auf das Ergebnis
wartet. Dieses Bild
wurde seiner Zeit
von der jungen
Generation viel
bewundert und
lässt uns auch
heute nicht kalt.
Eigentümlich aber
undganzseinEigen
ist in diesem Bilde
schon ein gewis-
ses Betonen der
schwarzen Farb-
stimmungen. Die-
se Pflege der
Schwärze hat der
Künstler immer
weiter kultiviert;
wenn auch seine
Motive einfacher
und grossartiger
sich gestalteten, so
stimmte ersiedoch
in solch tiefe Tö-
ne, dass diese als
sein Eigenstes ge-
rühmt werden
müssen. Auf der
ersten Sezessions-
ausstellung in
München war von
Habermann ein Selbstporträt zu sehen, das ich zu
den besten Werken neuer deutscher Kunst rechne;
daneben war eine Madonna mit vergoldetem,dünnen
Heiligenreif am Grabe Christi, ein Schwelgen in
Schwarz mit einem leisen Anflug ins Dekorative;
auch ein gewisser Einfluss des Symbolismus, wie
ihn in Paris die Rosenkreuzer übten, kann fest-
gestellt werden.

Endlich um die Wende des alten Jahrhunderts
schilderte er nur noch das Weib. In allen Situa-

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