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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 7
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0385

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WALTER SCHMARJE, DETAIL VOM HAUS SIGISMÜNDSTRASSE

1 UNSTAUSSTEL LUNGEN

DUSSELDORF
Düsseldorf hat vor, seinen „Ruhm
als Kunststadt neu und endgültig zu
festigen". Ausgestaltung der Gemälde-
galerie, heisst es in einemCommunique,
Neubau einer Kunstakademie, einer Akademie, „die allen
berechtigten Anforderungen neuzeitlicher Erkenntnis
entsprechen und sozusagen in der ganzen Welt als
Musteranstalt zu gelten hätte". Unter Meister Geb-
hardts Schwammpanier! Jenes Trompeters von Vion-
ville, dessen siebzig Gebrüder im vergangenen Herbst
der Stadtverordnetenversammlung eine hinterrücks an-
gefertigte Eingabe überreichten, des Inhalts, man möge
der alteingesessenen Düsseldorfer Kunst nicht zu nahe
treten und den „Sonderbund" (von dessen Bestrebungen
und Ausstellungen hier schon öfter die Rede war)
nicht den Kunstpalast für das Jahr 1912. überlassen. Der
„Sonderbund" hatte für dieses Jahr eine retrospektive
Ausstellung geplant, in der die Wurzeln der modernen
Kunst gezeigt werden sollten. Die Farbsteinchen im
„Malkasten" gerieten durcheinander. Hie l'art pour
Tor! Der Verkauf würde leiden. (Westdeutschland ist
sowieso ein bedrohtes Gebiet.) Sie alle wollten Hüter
sein! Und schrieben, daß etwas geschehen müsse.

Stadtverordnetenversammlung beschloss, zu retten.
Der „Sonderbund" wurde abgewiesen. Köln nahm ihn
auf, stellte ihm die Hälfte der neuen Kunsthalle zur
Verfügung und ausserdem 25000 Mark zur inneren
Einrichtung. Die Ausstellung wird gemacht. Düssel-
dorf hatte es abermals verscherzt, sich durch Billigung
einer derartig perspektivischen Angelegenheit zu ran-
gieren. Mehr als Billigung verlangte man gar nicht, man
wollte sie sogar (wie früher) bezahlen.

Jetzt will es seinen Ruf als Kunststadt neu und end-
gültig festigen. Eine neue Akademie. Die alte ist

gruselig genug. „Außer dem gewöhnlichen Geruch,
der allen öffentlichen Anstalten eigen ist, war hier noch
etwas Besonderes, Feuchtes, Moderiges, was ich mit
dem Ausdruck „akademische Luft" bezeichnen möchte"
und „man sagte mir, dass in der Dämmerung eine ver-
mummte Frau, die ehemalige Jacobäa von Baden, in
den schaurigen Korridoren umherwandle. Wenn es
wirklich gespukt hat, so werden es sicher die Geister
der schlechten Bilder gewesen sein, die dort gemalt
wurden; Geister, die weder leben noch sterben können."
(Feuerbach. Ein Vermächtnis.) Heute sind auch sie tot.
In einem neuen Hause sollen sie am Münzerschen
Geiste wieder aufleben. Die alte Akademie soll zur
Galerie werden. Düsseldorf hatte einmal bedeutende
Schätze, die Galerie des Kurfürsten Johann Wilhelm,
die aber nach München gewandert ist. Heute sind rund
dreihundert Bilder da, die aber meines Wissens noch
kein Einheimischer gesehen hat. Sie hängen in den
Unterrichtssälen der Akademie so hoch und schlecht,
dass die Kommission, mit Wilhelm Bode und Koetschau,
nicht klug daraus werden konnte. Von einem Rubens
hörte ich vor fünfzehn Jahren einmal sprechen. Die
andern (es sollen ein zweifellos echter Franz Hals, gute
Bilder von Quentin Massys, van der Meer, Potter, dann
ein Grien, drei Cranachs usw. dabei sein) sind bisher
unbekannt, und auch Wilhelm Bode soll erstaunt ge-
wesen sein, „so vielen Stücken guter alter Malerei in
unserer Akademie zu begegnen, von denen man in der
Öffentlichkeit bisher kaum etwas gewußt". Es scheinen
da wirklich noch kunsthistorische Überraschungen mög-
lich zu sein. — Diese Bilder, zusammen mit einer Reihe
italienischer Malereien vom fünfzehnten bis achtzehnten
Jahrhundert sollen nun mit dem Bestand der „Städtischen
Gemäldegalerie" zu einem Museum vereinigt werden.
Hinzu käme die wirklich reichhaltige Sammlung guter

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