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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 1
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Wölfflin, Heinrich: Adolf von Hildebrand: zu seinem siebzigsten Geburtstag am 6. Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0014

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ADOLF VON HILDEBRAND, DEKORATIVE MALEREI IN SCHLOSS ELMAU

ADOLF von HILDEBRAND

ZU SEINEM SIEBENZIGSTEN GEBURTSTAG AM 6. OKTOBER

VON

HEINRICH WÖLFFLIN

Der Festeingang Münchens ist da, wo Hildebrands
Wittelsbacher Brunnen steht. Der Bahnhof-
platz sagt niemandem etwas; das Rondell des Karls-
thors öffnet zwar die Hauptader der Stadt, ist aber
zum blossen Durchgangspunkt geworden. Wenn
man indessen links einschwenkt, der Lenbachplatz
sich aufthut, die Maximiliansanlagen sichtbar werden
und davor die hellen Marmorfiguren mit den rau-
schenden Wasserbecken, dann weiss man, dass man
in München ist, dem heiter-festlichen Vorort Süd-
deutschlands. Der Platz hat etwas ungemein Leben-
diges und Natürlich-Prächtiges. Alles greift inein-
ander. Es ist als hätte der Brunnen von jeher hier
gestanden. Und sollte dem einen oder anderen eine
Erinnerung an römische Anlagen aufsteigen, so wäre
das kein fremder Ton: an wie vielen Stellen der

Stadt muss einem in den Sinn kommen, dass Mün-
chen am Anfang der Alpenstrasse nach Italien liegt!

Mit dem Wittelsbacher Brunnen, der 1895 ent-
hüllt wurde, ist Hildebrand in Deutschland bekannt
geworden. Er war schon vorher ein berühmter Bild-
hauer, aber jetzt erst bekam sein Name eine weit-
hin kenntliche Physignomie. Die Entstehungs-
geschichte des Brunnens ist eigentümlich und be-
zeichnend. Es war ein Wettbewerb ausgeschrieben:
ein Monumentalbrunnen zur Feier der Vollendung
der neuen städtischen Hochquelleitung. Hildebrand,
damals noch in Florenz wohnend, sass im Preis-
gericht. Eine Menge von Entwürfen, aber nichts
Uberzeugendes. Man musste Hildebrand recht geben,
dass eigentlich nirgends der Versuch gemacht war,
die Aufgabe aus dem Sinn der Situation heraus zu

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