HERMANN HALLER, BILDNISKOPF
HERMANN HALLER
VON
FERDINAND BULLE
Von den lebenden Plastikern der Gegenwart hat
mir Haller den grössten Eindruck gemacht; so
wie ich ihn nach der Ausstellung in Zürich emp-
funden habe, gebe ich ihn hier wieder.
Dass Rodin ein Grosses brachte, ist lange her;
im Zusammenhang mit dem Impressionismus schuf
er die Rundplastik, in der der menschliche Körper
als ein mannigfach Bewegtes und Bewegliches auf-
gefasst wurde, als der feingliedrige Ausdruck der
feingliedrigen Seele; die Oberfläche erzitterte in
dem Spiel von Hell und Dunkel, weniger die Be-
wegung der Seele, als ihre stabile Zartheit, ihren
Reichtum an Nüancen und Möglichkeiten des Emp-
findens wiedergebend. In all ihrer Beweglichkeit
enthielt diese Plastik zwar eine Auflösung der um-
grenzten körperlichen Welt, der ruhenden abtast-
baren Räumlichkeit, war aber im Grunde doch
psychologisch, nur dass diese Psychologie sich nicht
auf das Bleibende, die Persönlichkeit, auf das dem
Augenblick Enthobene richtete, wie die Plastik der
Griechen, die den Menschen immer als abgeschlo-
ssenes Ganzes sehen liessen , sondern auf seine Be-
ziehungen zu seinen Eindrücken, auf seine Empfäng-
lichkeit, auf den Wechsel seiner Stimmungen; und
<*3
HERMANN HALLER
VON
FERDINAND BULLE
Von den lebenden Plastikern der Gegenwart hat
mir Haller den grössten Eindruck gemacht; so
wie ich ihn nach der Ausstellung in Zürich emp-
funden habe, gebe ich ihn hier wieder.
Dass Rodin ein Grosses brachte, ist lange her;
im Zusammenhang mit dem Impressionismus schuf
er die Rundplastik, in der der menschliche Körper
als ein mannigfach Bewegtes und Bewegliches auf-
gefasst wurde, als der feingliedrige Ausdruck der
feingliedrigen Seele; die Oberfläche erzitterte in
dem Spiel von Hell und Dunkel, weniger die Be-
wegung der Seele, als ihre stabile Zartheit, ihren
Reichtum an Nüancen und Möglichkeiten des Emp-
findens wiedergebend. In all ihrer Beweglichkeit
enthielt diese Plastik zwar eine Auflösung der um-
grenzten körperlichen Welt, der ruhenden abtast-
baren Räumlichkeit, war aber im Grunde doch
psychologisch, nur dass diese Psychologie sich nicht
auf das Bleibende, die Persönlichkeit, auf das dem
Augenblick Enthobene richtete, wie die Plastik der
Griechen, die den Menschen immer als abgeschlo-
ssenes Ganzes sehen liessen , sondern auf seine Be-
ziehungen zu seinen Eindrücken, auf seine Empfäng-
lichkeit, auf den Wechsel seiner Stimmungen; und
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