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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 2
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Künstler-Anekdoten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0092

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MENZEL

Zur Jubelschrift der Berliner Akademie 1896 hatte
Adolf Menzel es übernommen ein Titelblatt zu zeich-
nen. Er hatte sich seiner Art nach so darin ver-
tieft, dass er nicht fertig wurde. Endlich versprach er
die Ablieferung zum letzten Tag des Abends um sechs
Uhr. Als der Bote kam, war Menzel noch nicht ganz
fertig. Der Bote musste also warten. Er musste bis
zwei Uhr nachts dasitzen. Dann brachte der damals
achtzigjährige Menzel den Boten mit der Lampe die
fünf Treppen hinunter und stieg frisch wieder nach
oben. Der Bote, aber war so kaputt, dass er einen
Wagen nehmen musste.

•SS-
AUSSPRÜCHE VON DEGAS

Zu Manet: „Manet, wenn Sie könnten wie Sie woll-
ten, wären Sie einer der schlimmsten Sensationsmaler
der Welt; aber Sie sind der Galeerensklave Ihrer
Kunst."

Über Corot: „Corot malt Bäume und bohrt Himmels-
löcher hinein, damit die Vögel hindurchfliegen können."

Über Zola: „II me fait reffet d'un gcant qui travaille
le bottin."

Uber Whistler: „Man kann sich nicht mit ihm unter-
halten ; er wirft seinen Mantel um — und fort geht er
zum Photographen."

Über Besnard: „Oui, oui, il vole avec nos propres
ailes.

DER BLINDEjDEGAS

Einer malenden Amerikanerin war es gelungen bis
zu Degas vorzudringen. Sie begab sich in Begleitung
eines gemeinsamen Bekannten in die Höhle des Löwen.
Ihre Bilder hatte sie gleich mitgebracht, um ein Urteil
von dem berühmten Meister zu erpressen. Der war,
gegen seine Gewohnheit, von grösster Liebenswürdig-
keit; als er aber die Bilder der Amerikanerin ansehen
sollte, wich er aus: „Ich bin überzeugt, Madame, was
Sie machen, ist sehr schön, nur kann ich Ihre Bilder
leider nicht ansehen, Sie wissen, meine Augen — ich
bin fast ganz blind." Entsetzt fragte der Freund, ob die
Augenkrankheit plötzlich so schlimm geworden sei.
Listig zwinkernd antwortete Degas leise: „Meine Augen
sind wirklich von einer merkwürdigen Krankheit be-
fallen : ils ne distinguent plus que les beaux tableaux."

#

DEGAS UND DER SÜDAMERIKANER

Ein Südamerikaner wollte, um ganz chic wieder
drüben anzukommen, ein Bild von Degas kaufen. Es ge-
lingt ihm ins Atelier mitgenommen zu werden, und er
sieht sich die Bilder an. Plötzlich will er eine „Tänzerin"
kaufen und fragt nach dem Preis. Degas will nicht,
Der Südamerikaner aber bietet mehr und immer mehr,
100 000 Franks. Aber Degas «agt: „Ich verkaufe nicht,
Geld reizt mich nicht." Da langt der Besucher in seine
Manteltasche, holt einen Haufen Edelsteine hervor,
Rubinen, Saphire, Smaragde und wirft sie in seinen
Zylinder, bis er gestrichen voll ist. Den hält er Degas
hin mit den Worten: „Voilä, pour la Danseuse." Aber
Degas lehnt ab: „Mon Argentin, vous venez trop tard.
La femme ne me tente plus!"

SECHZEHNTER JAHRGANG. ZWEITES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 20. OKTOBER. AUSGABE AM I. NOVEMBER NEUNZEHNHUNDERTSIEBZEHN
REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN

VON W. DRÜGULIN ZU LEIPZIG
 
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