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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 7
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NEUE BUCHER

Arpad Weixlgärtner, August Pettenkofen.
Herausgegeben vom K. K. Ministerium für Kultur und
Unterricht, zwei Bände. Wien 1916, Gerlach und
Wiedling.

Dieses grosse zweibändige Werk, das im ersten
Teil die ausführliche Biographie Pettenkofens und eine
grosse Anzahl von Wiedergaben seiner Bilder, Aqua-
relle, Lithographien und Zeichnungen, und im zweiten
Teil ein genaues Verzeichnis seines Lebenswerkes ent-
hält, gehört in jene Reihe von repräsentativen Ver-
öffentlichungen, die das österreichische Ministerium
für Kultus und Unterricht im Laufe der letzten fünf-
zehn Jahre herausgegeben hat. In der Art, wie sich
dieses Ministerium der nationalen Kunst annimmt, ist
auf den ersten Blick etwas Vorbildliches; aber es ist
bei genauerem Hinsehen auch etwas Bedenkliches da-
rin, weil der Aufwand nicht im Verhältnis zur Sache
steht. Grosse Summen sind daran gewandt worden,
um monumentale Biographien für Künstler zu schaffen,
deren Wuchs zu klein ist für solche ungewöhnliche
Ehrung. Ein peinliches Missverhältnis besteht in
mehreren Fällen; es verstimmt auch wieder im Falle
Pettenkofen. Diesem bescheidenen Talent, dem gute
Werke gelungen sind, das sich aber durchweg im
Gleichgültigen bewegt hat, wäre eine Biographie von
hundert oder hundertfünfzig Druckseiten und eine
strenge Auswahl der besten Bilder viel mehr angemessen
gewesen. Es ist wunderlich, dass die österreichische
Kunst des neunzehnten Jahrhunderts, die ein untaug-
liches Objekt ist, von Staats wegen über Gebühr ge-
würdigt wird, und dass die reichsdeutsche Kunst der-
selben Zeit, die ganz andere Talente aufzuweisen hat,
auf die Unternehmungslust von Privatverlegern an-
gewiesen bleibt. Doch scheint dieses letzte das Ge-
sündere zu sein.

In dieser Biographie Pettenkofens ist die Gründlich-
keit übertrieben worden, weil viel mehr Seiten gefüllt
werden sollten, als in natürlicher Weise gefüllt werden
konnten; die Beschreibung geht ins Kleinliche, das Un-
wesentliche drängt hervor und das Interesse erlahmt.
Eine Reihe von Ölbildern sind farbig wiedergegeben.
Nun weiss jeder Kunstfreund, dass Ölbilder farbig gar
nicht befriedigend reproduziert werden können, dass
die Töne stets gefälscht erscheinen. Es ist also eine
unkünstlerische Gesinnung an der Arbeit gewesen. Das
zeigt sich auch weiterhin, wenn man sieht, wie dem
Wiener Kunstgewerbe ein Anteil an der Ausstattung
eingeräumt worden ist, der nicht eben zu einer typo-
graphischen Veredlung geführt hat. Wen in aller Welt
soll das übergenaue Verzeichnis des zweiten Bandes
interessieren, ausser einige Sammler und österreichische
Galeriedirektoren! Und welcher Kunstfreund ist im-

stande diesen sich über 300 Folioseiten erstreckenden
Text, in dem nirgends ein zündender Gedanke auf-
blitzt, aufmerksam zu lesen! Es ist um den Fleiss, um
die Arbeit und vor allem um die zweifellos sehr hohen
Kosten schade. Patriotismus ist auch in der Kunst eine
schöne Sache; aber er darf das Qualitätsgefühl nicht
trüben. Damit soll nicht gesagt sein, dass der Ver-
fasser seinen Helden in peinlicher Weise überschätzt,
er tritt ihm durchaus kritisch gegenüber; aber es nur
so lange bei einem Maler der mittleren Linie auszu-
halten, ihm solchen Aufwand zu widmen, ist Mangel an
Qualitätsgefühl. Der Umfang des ersten Bandes allein
würde genügen, um die ganze Wiener Malerei des
neunzehnten Jahrhunderts erschöpfend — im wesent-
lichen erschöpfend — darzustellen. Es kann und soll
nicht verhehlt werden, dass ein Partikularismus, wie er
mit stiller Absichtlichkeit, in diesen Monumentalbio-
graphien getrieben wird, das Gesamtbild der deutschen
Kunst zu verzerren geeignet ist. In der Kunst giebt es
nicht Politik; künstlerisch ist Österreich eine deutsche
Provinz, gehört Wien neben andere deutsche Kunst-
zentren, wie München, Düsseldorf, Berlin oder Dresden.
Es ist nicht gut, wenn Wien sich isoliert und thut, als
gäbe es eine selbstherrliche österreichische Malerei. Die
Dinge liegen so, dass noch heute eine kleine Kunst-
bibliothek willkommen wäre, worin in Einzelbänden die
besten österreichischen Maler behandelt werden; diese
anspruchsvollen Riesenbände aber sind grundsätzlich
abzulehnen. Es muss immer alles hübsch zueinander
im Verhältnis stehen. Alle die Achtung, die man dem
guten Willen und der rein technischen Leistung gegen-
über empfinder, verhindert es nicht, dass einem Goethes
gröblicher Spruch beim Durchblättern dieser Biographie
in den Sinn kommt: „Getretener Quark wird breit,
nicht stark." Karl Scheffler.

•»

Georg Büchner, Dantons Tod. Mit Stein-
drucken von Walo von May. Dritter Dreiangeldruck.

Heinrich vonKleist, Michael Kohlhaas. Mit
Steinzeichnungen von Bruno Goldschmitt. Vierter
Dreiangeldruck.

E. T. A. Hoffmann, Der Sandmann, mit Stein-
zeichnungen von G. Königer.

Friedrich Gerstäcker, Herrn Mahlhubers
Reiseabenteuer, mit Urzinkzeichnungen von Emil
Preetorius. Fünfter Dreiangeldruck.

Alle vier im Verlag von Hans von Weber, München.
Von diesen neuen Dreiangel-Drucken lässt sich nicht
soviel Gutes sagen wie von den im Dezember 1916 be-
sprochenen. Das Typographische ist wieder ausgezeich-
net, aber die Illustrationen sind mehr oder weniger

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