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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 8
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0332

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KTIONSNACHRICHTEN

BERLIN

Versteigerung der Samm-
lungen Albert BaronOppen-
heim (bei Lepke) und Gum-
precht (bei Cassirer und Helbing).

Die älteren deutschen Privatsammlungen werden
langsam weiter aufgelöst. Die Auktion Oppenheim
war schon vor dem Kriege beschlossene Sache und hat
sich nur verspätet. Aber dass Herr von Holitscher ver-
kauft, dass Herr Gumprecht versteigert, hängt doch
wohl irgendwie mit dem Kriege zusammen. Wenn die
Debatten über Kunststeuergesetze immer unklarer und
zielloser werden, wenn.mit einem Kunstausfuhrgesetz
gedroht wird, von dem man nicht einmal erfahren kann,
ob es sich nur auf Werke deutscher Meister beziehen
soll, sondern schlechthin auf jeden Kunstbesitz, der sich
in Deutschland befindet, dann darf man sich nicht wun-
dern, dass den Sammlern die Freude an ihrem Besitz
vergällt wird. Können sie doch nicht wissen, ob das,
was ihnen heute gehört, ihnen morgen nicht am Ende
nur „geliehen" ist und übermorgen „enteignet" werden
kann. Dieser ganze Plan eines Kunstausfuhrverbotes,
das m. E. nur berechtigt wäre, solange es sich um die
Ausfuhr deutscher Kunstwerke handelt, wird das Gegen-
teil von dem erreichen, was beabsichtigt wird. Der
deutsche Kunstbesitz wird geschwächt, anstatt gestärkt
zu werden. Niemand hat mehr Lust im grossen Stil
zu sammeln, wenn er nicht weiss dass er mit seinem
Frans Hals anfangen kann, was ihm beliebt. Es musste
auch endlich einmal gesagt werden, was es mit der
weiteren Kunststeuer auf sich haben soll. Die Sammler,
die es am meisten angeht, tappen genau so im Dunkel,
wie andre Leute auch. Eine Erklärung darüber abgeben,
was eine Sammlung wert ist, kann niemand. Wenn eine
Sammlung vor zwanzig Jahren mit einem Aufwand von
einer Million Mark angelegt wurde, was ist sie heute
wert? Wenn der Besitzer sagt: „Eine Mark", darf
man ihn nicht wegen groben Unfugs belangen. Zwanzig
Jahre lang jährlich ein Kapital von einer Million unver-
zinst hängen zu haben, ist ein Verlust von einer Million.
Der Mann kann dem Staat sagen: „Gut, wenn wir
wissen wollen, was das wert ist, dann muss ich eben
verkaufen, weil es sonst nicht festzustellen ist". Und
er verkauft eben.

Wenn über alle diese Fragen nicht bald Klarheit
geschaffen wird, wenn die Verhältnisse nicht so geregelt
werden, dass der Staat sowohl wie die Sammler zu ihrem
Rechte kommen, ist bald kein Dutzend unsrer grossen
Privatsammlungen mehr in fester Hand.

Inzwischen halten die Bilderpreise sich auf ihrer
Höhe. Die Gemälde der Sammlung des Baron Albert

Oppenheim aus Cöln wurden so bezahlt, wie man es
nach der Auktion Kauffmann und der ganzen Marktlage
erwartet hatte. Einzelne besonders schöne und das all-
gemeine hohe Niveau noch überragende Stücke waren
sehr teuer, so der Petrus Christus „Eligiuslegende", die
langsam bis auf 800000 Mark stieg, so der Pieter de
Hooghe, der 450000 Mark brachte, so die Mondschein-
landschaft von Aart van des Neer, die wegen ihrer be-
sonderen Schönheit 101 000 Mark erreichte. Galerien
haben so gut wie nichts gekauft, von bekannten
Sammlern ergänzten die Herren von Nemes und Koppel
ihre Galerien um einzelne Stücke. Vieles ging in Kunst-
händlerbesitz über. Wohin die grossen Stücke gingen,
für welche von Kommissionären die höchsten Gebote
abgegeben wurden, ist unkontrollierbar. Hier einige
wichtige Preise:

H. Holbein (oder A. Benson), Männerbildnis und
Frauenbildnis: 94000 Mark. — N. Berchem, Die Rast
vor dem Wirtshaus: 21000 Mark. — Bartholomaeus
Bruyn, Zwei Altarflügel: 32000 Mark. — Gonzales
Coques, Die Familie: 35000 Mark. — Aelbert Cuyp,
Hirtenszene: 35200 Mark. — Gerard David, Madonnen-
bild: 82500 Mark. — Ant. van Dyk, Bildnis Frans
Hals: 54000 Mark;—Bildnis Ryckaert: 2oiooMark.—
Aart de Gelder, Männerbildnis: 265ooMark. — Frans
Hals, Weibliches Bildnis: 230000 Mark; — derselbe,
Lachendes Kindl: 186000 Mark; — derselbe, Lachendes
Kind II: 79000 Mark. — Hobbema, Dorf unter Bäumen:
171000 Mark; — Wassermühle: 150000 Mark. — Jan
van Kesssei, Die Bleiche bei Haarlem: 70100 Mark. —
Th. de Keyser, Männerbildnis und Frauenbildnis:
206000 Mark. — Quinten Massys, Ruhe auf der Flucht:
92000 Mark; — Geldwechsler: 44000 Mark; — Adriaen
van Ostade, Drei Zecher: 27000 Mark. — Paulus Potter,
Schweineherde im Sturm: 70000 Mark. — Rembrandt,
Studienkopf eines Mädchens: 193000 Mark. — Rubens,
Landschaft: 53000 Mark. — Rubens, Sieg der Eintracht
über die Zwietracht: 162000 Mark. — Rubens, Der
Sonnenwagen: 53000 Mark. — Jacob van Ruisdael,
Buchenallee: 66000 Mark. — Frans Snydeis, Stilleben:
58000 Mark. —Jan Steen, Versuchung: 60000 Mark. —
Teniers, Die Bogenschützen: 41000 Mark. — Terborch,
Zechendes Pärchen: 175000 Mark. — Velasquez(P),
Bildnis eines spanischen Prinzen: 44000 Mark. —
Emanuel de Witte, Kircheninneres: 18500 Mark. —

Versteigerung der Sammlung Gumprecht
Das Hauptstück der Sammlung, der wundervolle
späte Frans Hals, ein Männerbildnis, geht leider nach
Dänemark, in die Sammlung des Herrn Hoenegaard,
der es für 310000 Mark erstand. Im übrigen kauften
 
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