Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Künstler-Anekdoten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0338

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FÜR DEN HAFER
Degas hielt sich in einem Nebenraum des Auktions-
lokals auf, als eines seiner berühmtesten Bilder ver-
steigert wurde. Als ihm ein ungeheurer Preis gemeldet
wurde, wofür das Werk, das dem Künstler zu seiner Zeit
wenige hundert Franken gebracht hatte, dem Käufer
zugeschlagen worden war, sagte er: „Es ist ganz
in der Ordnung, dass das Pferd nur den Hafer kriegt
und andere den Gewinn einstreichen."

METERWEIS
Ein Kriegsgewinner betrat neulich die Buchabtei-
lung eines Berliner Warenhauses und sagte: „Ich
brauche 48 Meter Bücher; schicken Sie sie mir bis
morgen zu."

DER STIL CARRIERES
Vor einem Bilde von Carriere, das eine Mutter
mit Kind darstellte, sagte Whistler: „Ich finde es un-
anständig, in einem Kinderzimmer so zu rauchen.

#

GEFÄHRLICHER GAST
Zu einem bekannten Berliner Kunsthändler kam
ein Geheimpolizist mit der Bitte um Auskunft. Es sei

in einem der besten Hotels ein Fremder abgestiegen,
fast ohne Gepäck, doch führe er eine Anzahl bemalter
Leinwände bei sich, worauf sehr wenig zu sehen sei
und die er mit hunderttausend Mark versichert habe.
Die Hotelverwaltung fürchte nun, es mit einem Brand-
stifter zu thun zu haben, der die Versicherungssteuern
gewinnen wolle. Vorher wolle die Polizei aber doch
anfragen, da es immer peinlich sei, Künstlern gegen-
über Missgriffe zu begehen. Der Kunsthändler begab
sich mit dem Polizisten in das bezeichnete Hotel,
blickte in das Zimmer hinein und sagte lachend: „Es ist
alles in Ordnung — guten Tag, Herr Münch."

SELBSTVERLEUGNUNG

Es gelang Hugo von Tschudi eines Wintermorgens
unversehens in Frankfurt a. M. in das Atelier Fritz
Boehles einzudringen. Dort fand er nur einen Mann
in Hemdsärmeln vor, der vor dem Ofen kniete, Feuer
anzündete und wie ein Aufwärter aussah. Tschudi
fragte, ob Herr Boehle heute ins Atelier käme. Der
Mann am Ofen antwortete: „Nein, der kommt heute
nicht." Worauf Tschudi sich höchst unzufrieden ent-
fernte.

SECHZEHNTER JAHRGANG. ACHTES HEBT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 15. APRIL. AUSGABE AM I. MAI NEUNZEHNHUNDERT ACHTZEHN
REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN

VON W. DRUGULIN ZU LEIPZIG
 
Annotationen