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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 10
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Ahlers-Hestermann, Friedrich: Der deutsche Künstlerkreis des Café du Dôme in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0379

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DER DEUTSCHE KUNSTLERKRE I S

DES CAFE DU DOME IN PARIS

VON

FRIEDRICH AHLERS-HESTERMANN

I

DAS CAFE

Wie durch ein plötzliches Erbeben flüssige
Massen eine feste Form annehmen können,
so bietet sich infolge des gewaltsamen Risses, den der
Krieg durch unsere Epoche macht, auch der kleine
buntbewegte Kosmos der deutschen Künstlerexi-
stenzen in Paris jetzt dar als etwas trotz seiner jungen
Vergangenheit beinahe historisch zu Betrachtendes,
als ein Ding mit Anfang und Ende. Und so darf
es gerechtfertigt erscheinen, diesen Abschnitt zum
Gegenstand einer Schilderung zu machen, wenn
auch die Entwicklung der hier zu Nennenden nur
zum kleinsten Teil — und nur durch gewaltsame
Schicksalswende — zu einem Abschluss gekommen
sein mag.

Die Verbindung der drei Begriffe „Künstler",
„Paris", „Cafe" löst in der Phantasie des Ferner-

stehenden eine Vorstellung aus, welche jener Wirk-
lichkeit, die hier darzustellen versucht wird, nur in
wenigen Punkten ähneln dürfte, und kaum in den
wesentlichen. Schon das Lokal enttäuscht tief. Es
sieht genau so aus wie alle Pariser Cafes von glei-
chem Rang: im Vorderraum der spitzen Ecke ein
zinkbeschlagener Schenktisch, an welchem stehend
und für geringeres Entgelt Droschkenkutscher und
Männer in der Bluse ihr Getränk zu sich nehmen
und wo die Wirtin an der Kasse thront. Hinter
einer halbhohen Glastür dann die schlechtgelüfteten
Räume der Bürger mit sandbestreutem Fussboden,
schadhaften Lederbänken ringsherum und den über
einem Paneel völlig aus Spiegeln bestehenden Wän-
den. Hier, an den braungeäderten Marmortischen,
sass und lebte die deutsche Künstlergesellschaft,

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