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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 11
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Scheffler, Karl: Qualität und Gesinnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0423

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QJJ ALITÄT UND GESINNUNG

VON

KARL SCHEFFLER

Die Geleitworte im Katalog der diesjährigen
Ausstellung der Freien Sezession beginnen mit
einigen gewichtigen Sätzen Wilhelm Worringers.
Sie lauten: „Gewiss, über allem Streit der Richtungen
steht die Qualitätsfrage. Über sie zu reden erübrigt
sich. Sie muss sich, wie das Moralische, von selbst
verstehen. Aber neben der Qualität der Malerei
giebt es auch eine Qualität der Gesinnung, und sie
steht nicht zuletzt mit jeder neuen Ausstellung zur
Diskussion. In diesem Sinne Qualität haben heisst
mehr als gutes Handwerk liefern".

Diese Sätze und die ihnen folgende Ausführung
stellen nicht nur die persönliche Meinung eines
geistreichen und pathetisch erregten Mannes dar,
sondern sie sind wie ein Programm. Sie bezeichnen
die Meinung nahezu der ganzen Jugend und werfen
ein helles Licht auf deren künstlerische Arbeits-
weise. Darum mag es nützlich sein, sich besonders
damit zu beschäftigen, und sie deutlich als das zu
bezeichnen, was sie sind: als höchst gefährlich.

Gefährlich erscheinen solche Leitsätze, weil sie
geeignet sind, einem wohlfeilen Idealismus zu
schmeicheln und ernsthafte Arbeit zu entwerten. Ge-
fährlich sind sie, weil sie die Qualität der Kunst
gleichsetzen mit „gutem Handwerk" und diesem
dann die Gesinnung entgegensetzen, als sei es etwas
Edleres und Höheres. Gefährlich sind solche Sätze
vor allem, weil sich darin letzten Endes eine Un-
kenntnis des eigentlich Künstlerischen in der Kunst
ausspricht.

In Wahrheit können Qualität der Malerei und
der Gesinnung nicht zweierlei sein, sofern beides
echt ist. Grosse, tiefe und liebevolle Kunst-
gesinnung kann überhaupt nur als Qualität in Er-
scheinung treten, sie hat gar nicht die Möglichkeit
sich anders zu manifestieren. Äussert sie sich neben
der Qualität, neben dem Handwerk, so wird sie
gleich bedenklich, denn sie verführt dann den
Künstler über seine Kräfte hinauszugehen, seinen
Gaben und dem Handwerk Gewalt anzuthun und,

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