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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 12
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Künstler-Anekdoten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0506

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HÖFLICHKEIT

Whistler wurde in einer grossen Pariser Jahresaus-
stellung von der Kommission geführt. Als die Herren
vor einem riesengrossen Historienbild standen, zog
Whistler tief den Hut. Als die Kommissionsmitglieder
ihn fragten, ob ihm das Bild so gut gefalle, sagte
er: „Ich bin ein höflicher Mann und ich weiss, dass es
in Frankreich Sitte ist, vor jedem Kadaver den Hut ab-
zunehmen."

■SS-
IRRTUM DES SCHICKSALS

Ein wegen seines bösen Mundes bekannter Kunst-
händler und ein mittelmässiger Maler fuhren zusammen
Automobil. Es gab einen Unfall und beide wurden
verletzt; der Kunsthändler an der rechten Hand und
der Maler am Mund. Als es bekannt wurde, sagte
ein witziger Kopf: „Wenn's nur umgekehrt gewesen
wäre! Der Maler hätte sich das Handgelenk und der
Kunsthändler die Schnauze kaput fallen sollen."

*

„DIE JAHRESZEITEN"

Als Liebermann für das Rathaus in Altona Entwürfe
gemacht hatte, die vier Jahreszeiten darstellend, machte

man ihm den Vorwurf, er hätte einen Stoff aus der
Geschichte der Stadt wählen sollen. Er fragte darauf:
„Was ist denn in Altona anderes passiert als die Jahres-
zeiten?"

«•

DIE LANGEN BEINE

Vor Monets „Frühstück im Grase" stand kritisierend
eine Gruppe von Malern und Kunstfreunden. Man
war sich darüber einig, dass die Beine des im Vorder-
grund liegenden Mannes viel zu lang sein. Liebermann
meinte aber: „Beine, die so schön gemalt sind, können
gar nicht zu lang sein."

•Sä-

STANDESGEFÜHL

Als der königliche Schatullenverwalter einmal die
Rechnungen Rose Bertins, die Marie Antoinettes be-
vorzugte Lieferantin war, zu überschwenglich fand und
Abzüge machen wollte, blickte ihn die so verwöhnte,
wie berühmte Modistin von oben bis unten an und
fragte den Höfling brüsk: „Bezahlt man Herrn Vernet
etwa nur seine Leinwand und seine Farben —?"

SECHZEHNTER JAHRGANG. ZWÖLFTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 1J. AUGUST. AUSGABE AM I. SEPTEMBER NEUNZEHNHUNDERT ACHTZEHN
REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN
__ VON W. DRUOULIN ZU LEIPZIG
 
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