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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 21.1923

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Heft 1
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Scheffler, Karl: Reise in Süddeutschland, [5]: Mannheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.4655#0013
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REISE IN SUDDEUTSCHLAND

VON

KARL SCHEFFLER
V

MANNHEIM

Die Mannheimer Galerie ist die Kunststätte einer
schnell zum Industriezentrum und zum Han-
delsplatz gewordenen Fürstengründung, einer jungen
Großstadt, in der sich der moderne deutsche Wirt-
schaftsgeist in einer nicht eben erfreulichen Weise
bemerkbar macht. Die Sammlung ist in einem
Monumentalbau von Billing untergebracht, der
der Festhalle von Bruno Schmitz am Friedrichs-
platz gegenüberliegt, und der, im Verein mit den
andern Fassaden des weiten Platzes, ein Denk-
mal jener Großmannssucht in der Architektur ist,
die im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts in
voller Blüte gestanden hat. Das Haus Billings ist
nicht ohne Begabung gebaut; dennoch muß man
es als modernes Museumsgebäude abscheulich
nennen; es wirkt peinlich in dem Versuch heroisch
zu erscheinen, die Kraft hat nur bis zur Prahlerei
gelangt. Deutlich erinnere ich mich des Jahres,
als das Haus eröffnet wurde. Es war 1907, ge-
legentlich der großen Gartenbauaustellung auf dem

Friedrichsplatz. Das neue Galeriehaus wurde mit
einer internationalen Kunstausstellung eröffnet, die
der Maler Dill geleitet hatte und in der Gutes
und Schlechtes bunt durcheinander gemischt war.
Wäre in der Folge diese Kunsthalle, die im Innern
einige unmögliche Repräsentationsräume und höchst
störende kunstgewerbliche Dekorationen enthält,
von einem schlechten Galerieleiter in Besitz ge-
nommen worden, und wäre die früher im Schloß
untergebrachte kümmerliche Bildersammlung in das
neue Haus überführt und verständnislos erweitert
worden, so würde Mannheim ohne Anstrengung zu
einer der schlechtesten modernen Galerien Deutsch-
lands gekommen sein. Glücklicherweise hat eine
Persönlichkeit auch hier die Lage gerettet. Zur
rechten Zeit ist Ernst Wiehert berufen worden, und
damit ist der rechte Mann an die rechte Stelle ge-
kommen. Was heute Gutes von der Mannheimer
Kunsthalle zu sagen ist, kommt auf das Konto
Wicherts und auf das der von ihm gewählten Helfer.

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