ULRICH HÜBNER, KANAL IN POTSDAM
DIE AUSSTELLUNG DER FREIEN SEZESSION
VON
KARL SCHEFFLER
Die Berliner Sezession ist mit ihrer Jahres-
ausstellung auf Reisen gegangen, weil sie über
ihr Ausstellungslokal nicht frei verfügen konnte;
und die Freie Sezession hat Unterschlupf in den
neuen Räumen der Galerie Lutz & Co. gefunden,
weil ihr ein eigenes Haus nicht mehr gehört.
Symptome! Die Bewegung, die die Sezessionen einst
ins Leben gerufen und ihnen opferwillige Freunde
zugeführt hat, ist erschöpft. Die Akademie über-
nimmt jetzt die Vertretung. Die Sezessionsverbände
bestehen eigentlich nur noch weiter auf Grund
des Gesetzes vom Beharrungsvermögen. So ist
aber der Verlauf aller geistigen Bewegungen. Es
ist verständlich, daß die Künstler der Freien Se-
zession zusammenbleiben und den Gemeinschafts-
gedanken aufrecht erhalten; nur müssen sie in den
Kauf nehmen, daß die Kampfausstellungen zu
reinen Verkaufsausstellungen werden. Es kann
eine neue Lebendigkeit nicht wieder erzeugt wer-
den. Das gelingt sogar der Forschheit des neuen
Präsidenten Max Pechstein nicht. Ständen wir
wirklich, wie Berufsoptimisten der Tageszeitungen
es uns in die Ohren trompeten, innerhalb einer
aufwärts führenden Kunstbewegung, so würden
die Jahresausstellungen der Freien Sezession, in
der noch immer unsere begabtesten Maler und
211
DIE AUSSTELLUNG DER FREIEN SEZESSION
VON
KARL SCHEFFLER
Die Berliner Sezession ist mit ihrer Jahres-
ausstellung auf Reisen gegangen, weil sie über
ihr Ausstellungslokal nicht frei verfügen konnte;
und die Freie Sezession hat Unterschlupf in den
neuen Räumen der Galerie Lutz & Co. gefunden,
weil ihr ein eigenes Haus nicht mehr gehört.
Symptome! Die Bewegung, die die Sezessionen einst
ins Leben gerufen und ihnen opferwillige Freunde
zugeführt hat, ist erschöpft. Die Akademie über-
nimmt jetzt die Vertretung. Die Sezessionsverbände
bestehen eigentlich nur noch weiter auf Grund
des Gesetzes vom Beharrungsvermögen. So ist
aber der Verlauf aller geistigen Bewegungen. Es
ist verständlich, daß die Künstler der Freien Se-
zession zusammenbleiben und den Gemeinschafts-
gedanken aufrecht erhalten; nur müssen sie in den
Kauf nehmen, daß die Kampfausstellungen zu
reinen Verkaufsausstellungen werden. Es kann
eine neue Lebendigkeit nicht wieder erzeugt wer-
den. Das gelingt sogar der Forschheit des neuen
Präsidenten Max Pechstein nicht. Ständen wir
wirklich, wie Berufsoptimisten der Tageszeitungen
es uns in die Ohren trompeten, innerhalb einer
aufwärts führenden Kunstbewegung, so würden
die Jahresausstellungen der Freien Sezession, in
der noch immer unsere begabtesten Maler und
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