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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 7
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Drei Briefe von Claude Monet: Deutsch von Margarete Mauthner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0296
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CLAUDE MONET, DORFSTRASSE IN DER NORMANDIE. 1867

AUSGESTELLT IN DER GALERIE THANNH AUSER, BERLIN

DREI BRIEFE VON CLAUDE MONET

DEUTSCH VON MARGARETE MAUTHNER

Juli 1890.

Tch sehe jetzt alles von der düsteren Seite an und ver-
abscheue die Malerei. Es ist, weiß Gott, eine dauernde
Qual! _£ Erwarten Sie nur nicht etwas Neues zu sehen, das
wenige, das ich gemacht habe, ist wieder zerstört, abgekratzt
oder zerschnitten. Sie können sich nicht vorstellen, wie
furchtbar das Wetter in den letzten zwei Monaten war. Das
ist zum Rasendwerden, wenn man das Wetter, die Atmo-
sphäre, das Ambiante wiederzugeben sucht.

Und nebenbei alle nur möglichen Unannehmlichkeiten.
Jetzt habe ich mir dummerweise einen Rheumatismus zu-
gezogen. Ich muß eben für meine Sitzungen bei Schnee
und Regen büßen, und der Gedanke, nicht mehr allen
Witterungseinflüssen trotzen und nur noch bei schönem
Wetter draußen arbeiten zu können, bringt mich zur Ver-
zweiflung. Was für ein Unsinn ist doch das Leben!

Aus Gustave Geffroys Monet-Buch, das 1924 in Paris bei
H. Cres & Co. erschienen ist.

Oktober 1890.

Ich arbeite tüchtig, ich will durchaus eine Serie von ver-
schiedenen BeleuchtungsefFekten herausbekommen (Heu-
schober); aber in dieser Jahreszeit sinkt die Sonne so schnell,
daß ich ihr nicht nachkommen kann. Ich habe jetzt ein so
langsames Arbeitstempo, daß ich ganz verzweifelt bin, aber
je weiter ich vorwärtskomme, desto mehr sehe ich, daß man
sehr viel arbeiten muß, um das wiedergeben zu können, was
ich suche: „Den Augenblick", vor allem das, was die Dinge
umgibt und die Einheit des Lichtes über den Dingen; und
mehr denn je verabscheue ich jetzt alles leicht, auf den
ersten Anhieb Entstandene. Kurz, ich bin immer mehr darauf
versessen, das wiederzugeben, was ich empfinde und bete
nur, daß mir die produktive Kraft noch etwas erhalten bleibe,
denn es scheint mir, als ob ich Fortschritte mache.

Sie sehen, daß ich in guter Verfassung bin. Ich hoffe,
daß Sie, jung wie Sie sind, Ihre Apathie abgeschüttelt haben
und nun etwas ganz Starkes schallen werden. Schreiben Sie

ZJO
 
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