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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 9
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Tietze, Hans: Die Frage der Bilderrestaurierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0365
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GERH. TERBORCH, DIE TRICKTRACKSPIELER. RESTAURIERT UM 1905 VON HAUSER, KAISER-FRIEDRICH-MUSEUM

BREMEN, KUNSTHALLE. MAN BEACHTE DEN DURCH ÜBERMALUNG ENTSTANDENEN BREITEN DUNKELN QUERSTREIFEN

DIE FRAGE DER B I LDERRESTAURIERUNG

VON

HANS TIETZE

Die von Geheimrat Friedländer neuerdings ins
Rollen gebrachte Frage der Bilderrestaurierung
hängt mit dem Sammeln alter Gemälde überhaupt eng
zusammen; sie taucht von Zeit zu Zeit mit einer ge-
wissen Heftigkeit auf. In seinem lesenswerten Büch-
lein über die hundertjährige Geschichte der Lon-
doner National Gallery hat W. Holmes gezeigt, wie
jene Bilder, deren Restaurierung von einer Gene-
ration als besonders verfehlt angegriffen worden
war, von der nächsten regelmäßig den neuen Re-
staurierungen als Musterbeispiele gut erhaltener und
nicht durch Restaurierung verdorbener Werke ent-
gegengehalten worden sind. Das Paradoxe dieser
Beobachtung erklärt sich aus dem doppelten Stre-

ben der Restauriertätigkeit, einerseits die Wirkung
des Kunstwerkes, anderseits aber seine Erscheinung
zu erhalten; daraus ergibt sich für seine Behand-
lung ein Schwanken von völliger Anpassung an
den sich jeweils wandelnden Geschmack bis zu
unbedingter Bewahrung des vorgefundenen Zu-
standes. Die Sünden der allzu radikalen Moder-
nisierer früherer Zeiten haben unsere Theorie in
das Lager eines rigorosen Puritanismus getrieben,
der jedoch in den meisten Fällen der Praxis leider
versagt. Denn die Ruinen, als die die meisten alten
Kunstwerke auf uns gekommen sind — sei es in-
folge des natürlichen Verfalls, sei es durch die
Schuld früherer Generationen —, diese Ruinen

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