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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 5
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Monet und Clemenceau: Briefe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0219
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CLAUDE MONET, SELBSTBILDNIS

PARIS, LOUVRE

MONET UND CLEMENCEAU
BRIEFE

Monet erwiderte die Freundschaft Clemenceaus.
Die letzten Jahre des alten Malers waren
verdüstert durch die Augenkrankheit — sein Augen-
licht wurde von Tag zu Tag schwächer, trübte
ihm die Umrisse der Dinge, verwirrte die Farb-
töne; seine Seerosen, diese mächtigen Fresken,
Halluzinationen, die er mit großen brausenden

Anmerkung der Redaktion: Dieses sind einige Sei-
ten aus dem Buch „ Clemenceau spricht. Unterhaltungen mit
seinem Sekretär Jean Martet", das in den nächsten Tagen
in der deutschen Übersetzung von Franz Hessel und Paul
Mayer im Ernst Rowohlt Verlag, K.-G. a. A., Berlin, erscheint.
Das Buch ist ein wichtiges Memoirenwerk und enthält inter-
essante Hinweise auf viele Persönlichkeiten des künstleri-
schen und literarischen Frankreich der letzten vierzig Jahre.
Mit Claude Monet war Clemenceau durch eine lange Freund-
schaft verbunden.

und etwas tollen Pinselstrichen hinsetzte, voll Lei-
denschaft und Angst, er hatte sie dem Staate ge-
geben und wollte sie behalten, er gab sie wieder
und nahm sie wieder zurück .... die Gemälde
waren nicht vollendet.... die Orangerie war nicht
zur Aufnahme fertig .... All seine krankhafte
Furcht, die fixen Ideen des Alters, kindischer Eigen-
sinn und Zorn, das alles vertraut er Clemenceau
an in Briefen, die rasch hingeworfen sind mit
Bleistiftstrichen einer zitternden Hand, die müh-
selig ihren Weg sucht, Briefen, aus denen man
Erschöpfung und Qual herausfühlt und zugleich
die Wärme einer männlichen brüderlichen Zu-
neigung.

Ich entnehme ihnen einige noch unveröfFent-
lichte Zeilen.

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