Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0253
DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:Scheffler, Karl: Hans Purrmanns Landschaften aus dem Jahre 1930
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HANS PURRMANN, UFERSTRASSE MIT KIRCHE
HANS PURRMANNS LANDSCHAFTEN
AUS DEM JAHRE 1930
V O N
KARL SCHEFFLER
Oie waren während der letzten Wochen in der Ber-
^ liner Secession ausgestellt und füllten den Haupt-
raum des alten Hauses. In einem Nebenraum waren
einige ältere Arbeiten zu sehen: Landschaften, Stil-
leben und Interieurs. Dadurch waren Vergleichs-
möglichkeiten anschaulich gegeben. Die neuen
Landschaften sind in einem kleinen Städtchen der
französischen Riviera entstanden; man sieht überall
denselben Ort, von vielen Standpunkten aus: ein
schmaler Häuserstreifen zwischen Gebirge und Meer.
Wie die bekannten Bilderfolgen Monets oder wie
die Wannseegärten Liebermanns, zeigen auch diese
Bilder, daß die kleinste Motivenwelt etwas Uner-
schöpfliches haben kann, wenn ein Malerauge sie
liebevoll und lebendig betrachtet.
Wir haben in diesen Heften oft ausgesprochen, wie
sehr wir Hans Purrmann als Maler schätzen. Wir
schätzten in seinem Wesen von je den großen Ernst,
die Lauterkeit des künstlerischen Wollens, die Kultur
eines ergründend gewordenen Handwerks, die tiefe
Einsicht einer Begabung, die es sich nie leicht
gemacht hat, und den männlichen Geschmack; wir
schätzten in Purrmann immer den besten und selb-
ständigsten der Matisseschüler, einen der ganz weni-
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HANS PURRMANNS LANDSCHAFTEN
AUS DEM JAHRE 1930
V O N
KARL SCHEFFLER
Oie waren während der letzten Wochen in der Ber-
^ liner Secession ausgestellt und füllten den Haupt-
raum des alten Hauses. In einem Nebenraum waren
einige ältere Arbeiten zu sehen: Landschaften, Stil-
leben und Interieurs. Dadurch waren Vergleichs-
möglichkeiten anschaulich gegeben. Die neuen
Landschaften sind in einem kleinen Städtchen der
französischen Riviera entstanden; man sieht überall
denselben Ort, von vielen Standpunkten aus: ein
schmaler Häuserstreifen zwischen Gebirge und Meer.
Wie die bekannten Bilderfolgen Monets oder wie
die Wannseegärten Liebermanns, zeigen auch diese
Bilder, daß die kleinste Motivenwelt etwas Uner-
schöpfliches haben kann, wenn ein Malerauge sie
liebevoll und lebendig betrachtet.
Wir haben in diesen Heften oft ausgesprochen, wie
sehr wir Hans Purrmann als Maler schätzen. Wir
schätzten in seinem Wesen von je den großen Ernst,
die Lauterkeit des künstlerischen Wollens, die Kultur
eines ergründend gewordenen Handwerks, die tiefe
Einsicht einer Begabung, die es sich nie leicht
gemacht hat, und den männlichen Geschmack; wir
schätzten in Purrmann immer den besten und selb-
ständigsten der Matisseschüler, einen der ganz weni-
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