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Nr. S1. Sonntag, den 4. August 1850. IH Jahrgang.



Wochenkalendcr.

Montag, dcn 5. August.
Excellenz! was für Nachrichte» aus
Holstein?
Bedaure, Hobelt, ich babe keinen Sinn
inebr dafür, ich weiß nur, daß die Rachel
morgen auftriit.
Dienstag, dcn >!. August.
Js ein joitvolle« Weib, die Rachel,
lieber Jras! Jotlvoll! jotlooll!
Aber, Herr Lieutenant, misten stc schon,
daß wir mit Oesterreich Krieg —
Was jcbt mir der Krieg an ? — Ich
sage Ihnen — jottvoll.
Mittwoch, dcn 7. August.
Nun, Herr Prüsecke? — Ja 's iS
merkwürdig, ick habe ihr zwar »ich ver
standen, weil se des ocrsluchtige Franscbösch
»ich jelaßen Kat, aber meine Dochter bat
Recht, so wat iS noch nich dajewese».

Wochenkalender.

Donnerstag, dcn 8. August.
Gehn se, was sagen se ßu Rachelche,
Madam Meier? die Pantomime und der
scheuer Axang und die Eonaestikelationen
mit de Hände — und ein Französch redt
se — Gott laß se leben hundert Jahr!
Freilag, dcn 9. August.
Fräulein Fünfeck. Lächerlich! diese
Arme, diese Beine, diese gebeugte Gestalt!
Lächerlich, gar keine Bühnencrscheinung!
Lächerlich!
Ein Intendant. Ja wohl! für ne
Hospihne viel zu wenig Fleesch, meine
Kuteste!
Sonnabend, dcn 10. August.
Die Rachel wird wegen SingenS der
Marseillaise auSgewiese».
Kladderadatsch.

Humoristisch - sattmsches Wochenblatt.

Dieses Blatt erscheint täglich, mit AuSnabme der Wochentage. — Man abonnirt mit 17'^ Sgr. vierteljährlich bei allen Buchhand-
lungen sowie bei den König!. Postanstalten des In- und Auslandes. Jede einzelne 'Nummer kostet l'^ Sgr. Die Ucdaclion.

Sn Frieden, der ungültig ist,
Eine llnion, in der die Einheit fehlt,
Ein Bundestag, dessen letzte Stunde vor zwei Fuhren geschlagen,
Ein Plenum, das lich durch nichts auszeichnct als feine Leere,
Eine Eentral-Dundes-Eommission ohne Ccntrum und ohne Dund —
Sic sind cs, welche die herrliche Nation der Deutschen, diese Nation der Helden, im Zaume halten, daß sie nicht stürze
mit der Wucht deS Schwertes auf die Würger unsrer Brüder in Schleswig.
Wären sie nicht die strengen Machthaber — gewiß! der Sieg würde erkämpft und Deutschlands Ehre gerettet!
Laset Ihr nicht in allen Zeitungen:
999 Preußische Officiere haben sich gemeldet, um daS Blut der in Schleswig Gefallenen zu sühnen?! — aber auS
Rücksicht auf den Frieden bekamen sie keinen Urlaub.
Eine Million Bewaffneter that sich auf, um gen Norden zu ziehen; aber auS Rücksicht auf die Union ward eS verboten.
Oesterreich würde für die Hcrzogthümer kämpfen, aber eö ward gebunden durch Rücksichten auf den Bundestag.
Preußen, ja Preußen hätte gewiß nicht das Schwert in die Scheide gesteckt, wenn es nicht höhere Rücksichten auf Lippe«
Echaumburg, Hessen-Homburg, Lichtenstein und Hassenpflug dazu gezwungen hätten!
Sachsen hat das Sammeln verboten, in Rücksicht auf Preußen-
Rücksichten, nichts als Rücksichten und darum keine Aussichten.
Lasset die Rücksichten fahren — und Verstand, Muth und Bart werden wachsen dem thatenverdursteten Cadcttengeschlechke
der Deutschen!
Lasset die Rücksichten fahren und Alt und Jung, Greise, Väkcr, Mütter, Jungfrauen und Naunyn werden abschütteln die
Kelten, und den Freiheitskämpfern wird voranfliegcn Naunyn selber mit der SlurmeSwetterfahnc der Begeisterung.
Thut also, damit die Deutsche Nation nicht verzeichnet werde im ehernen Buche der Geschichte als die Nation der Lumpensammler!
Kladderadatsch.
 
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