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Kladderadatsch: Humoristisch-satyrisches Wochenblatt — 3.1850

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Hefte 35-39, September 1850
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https://doi.org/10.11588/diglit.2231#0146
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Sicheren Nachrichten zufolge werden die Post-Franco-Marken, an denen
bereits über neun Monate gedruckt wird, wirklich nächstens fchon auSgcgeben
werden. Dieselben werden, wie inan bört, auf der Hinteren Seite das Por-
trait des HandclSministerS tragen; Herr von der Heydt soll dann zum „Com-
mandeur der Marken" ernannt werden.

Bei der Zusammenkunft der beiden Präsidenten Eichmann und
LoniS Napoleon, soll der Präsident Louis Napoleon geäußert
haben: „Ich möchte wohl der Präsident Eich mann sein"; — worauf
der Präsident Eichmann in die ewig denkwürdigen Worte deS Mi-
nisters Eichmann in der Nationalversammlung sStenogr. Bericht, 1848,
Seite 1517) auSgebrochcn sein soll: „Wer wollte es bezweifeln, daß wir
alle, Jeder im Volke, „„von Gottes Gnaden"" sind?" — „Sie
haben Recht, lieber Präsident Eichmann" — soll der Präsident
Louis Napoleon geäußert, und gleich darauf soll die Herzogin Stephanie
mit eigenhändiger Lunte den ersten Schwärmer des republikanischen Feuer
Werks angesteckt baden.

Der Römer k. v. Luelo» soll in Anerkennung seiner in der Vossi-
schen Zeitung so erfolgreich gefübrte» Polemik gegen die römisch-katholische
Kirche als Chef-Präsident in das Ministerium Siccardi nach Tu-
rin berufen sein. Er hat sich einige Tage Bedenkzeit erbeten, und wird dann
seinen Entschluß in Lateinischen Lettern mittheitcn.
In dem Festgedichte von Herrn von der Hagen „zu Alexander'»
von Humboldt goldner Hochzeit mit der Akademia" wird die
Akademia als die Jubelbraut mit folgenden Worten eingcführt:
„Doch, Wunder! die Dam' Akademia
Besteht hier aus lauter Männern ja:
Sic sitzen am Mahl' als ehrbare Braut" >c. ic.
Um den treffenden Vergleich noch treffender zu macken, sollen einige von
den „lauter Männern" sich seit längerer Zeit bemüht haben als alte
Weiber zu erscheinen und ihre Rollen mit ausgezeichneter Virtuosität durch
geführt haben.
Das Frankfurter Journal ereifert sich darüber, daß der Gras von
Chambord, der künftige, „allerchristlichste König," eine SubseriptionS-
einladung zum Beßten der abgebrannten evangelischen Kirche in Wiesbaden
mit der Erklärung zurückgewicse», daß sei ne Grundsätze ihm verböten, sich
daran zu belheitigcn.
Wir finden, der König in partibua hat ganz gute Grundsätze.
Thut denn die evangelische Kirche in Wiesbaden etwas zum Besten ab-
gebrannter Fürsten?

Die Deutsche Allgemeine Zeitung ist von den Sächsischen Be-
hörden mit Beschlag belegt worden, weil sie sich unterstanden einen Kammer-
beschluß zu tadeln, der gegen die Ansicht des Ministerium» ge-
faßt wurde. Was muß einer Zeitung erst gcschchen, welche frech genug
sein sollte, einen solchen Beschluß zu loben?

Das Berichtigungs-Bureau wird um amtliche Berichtigung
folgender Verläumdung ergebenst ersucht:
Sicherem Vernehmen nach ist der vr. Hcrsch, der in den „Neuesten
Nachrichten" keiner Partei zu nahe getreten ist und jetzt im literarischen
Cabinet sitzt, derselbe, unter dessen Redaktion im Jahre 1848 die demokratische
Bonner Zeitung glücklich ruinir, wurde, wofür er von dem Verleger,
Herrn Sulzbach, ein Honorar von einem — So mm er rock erhielt.
Anfrage.
Ist denn Herr Heller noch in Holstein?


Müller. Herr JeseS, Schnitze, sag' mal, wat iSdet allcweilc vor 'ne
Zeit! Jemeinderath, und Stadtverorntcn rauSjcschmiffen. un Chollera, un nu
muß der Deibel noch de olle Voß'fche reiten, det man nich mal mehr wceß,
wat man drinken so».
S ch u l tz e. Ack, du mecnst wol von wesen Weißbier und Bittrr-
bier ins Einjesandt? Schafskopp, merkst Dun des nich? Die Beeden
die sich dadrum zanken, det iS keen Andrer nich als wie Klausing un Prell.
Müller. Meenst de? Na, man kann aber doch nich wissen — et kann
doch faul sind. Ick bab' schon mein'n Beichtvater jefragt, den Pastor Reineck
von de Kreuzzeitung.
Schultze. Na, nu wat mcent der denn?
Müller. Der hat jemccnt, bei so 'ne Zeiten könnte man nich wissen,
un wenn man de Wahl zwischen Weißbier oder Bittcrbicr hat, denn
wäre det Sicherste, det man bloß SchnapS drinken dhäte.
Schultze. Da hat er Recht; det iS det Beste, und des woll'n wir schon
bcsorjcn.
S ch u l tz e. Det iS ja 'ne verpfluchligtc Zucht jetzt in Berlin! Nu all
Widder zwce Prucenl vonS Jnkommen! Ne, da soll der Deibel —
Müller. I laaß man; det iS ja nich so schlimm.
Schultze. Wat? Zwee Pruccnt nich schlimm? Ick habe I200Dhaler
zu verzehren — macht 24 Dbalcr Steier, »n noch dazu een vor alle Mal!
Müller. Na, Schultze, da stcrbst de doch ooch noch nich dervon.
Schultze. So?! Du kannst det wol mit ansehen; des gloob' ick. Du
bist Almoscnempsänger; Du hast keen Jnkommen nich — Du kannst
lachen!
Wodurch unterscheiden sich die Linke und die Rechte der Berliner
Stadtverordneten - Versammlung?
Jene ist, nachdem sic lange still jcstandcn, mit der Zeit fortgegan-
gen, diese dagegen ist stets zurückgeblieben.

A. Wie finden Sie das Bencbmen unsres Sradtverordnetcn-Vorsteherö?
B. Ganz in der Ordnung vom leichenjubrmän» liehen Stand-
punkt. Er bat die Heimgegangenen fahren lassen und hält sich an
die Zurückgebliebenen.

L i n g c s a n d t.
Na, freue Dir, Seidel! Du kannst lange warten, bis ick sterbe.
6 iri».
Um unangenehmen Verwechselungen vorzubcugcn, haben die Unterzeichneten
beschlossen, sich von heute ab „Töppchen" zu nennen.
Die vereinigten Seidel von Wallmüller, Flügge
Siechen, Ocrtge, Hippel, Happoldt, Wagner
Waßmann re. re.

In einer Gesellschaft am Köllnifchcn Fischmarkt hat neulich ein Seidel
vicrundvierzig Gäste so in den Tritt gebracht, da» sie achtzehn Nichtan-
wkjende hinauöschmcißcn wollten.
Die Stattbaltcrschaft von Schleswig-Holstein soll erklärt haben: wie sehr
fic auch der Unterstützung bedürftig sei, von einem solchen Blatte wie die
Deutsche Reform werde sie doch keinen Heller mehr annehmen.
 
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