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Kladderadatsch: Humoristisch-satyrisches Wochenblatt — 3.1850

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Hefte 44-47, November 1850
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https://doi.org/10.11588/diglit.2231#0193
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Sonntag, den 24. November 1850.

m. Jahrgang

^ 4V.


Großes Preuß. Trompeten-
Concert.

Montag, den 25. November.
Die Artillerie: Frisch auf. Kameraden,
aufs Pferd, aufs Pferd!

vienüag, den 26. November.
Die Infanterie: Wenn der Muth in
der Brust seine Spannkraft übt.

Mittwoch, den 27. November.
Die Kavallerie: WaS blasen die Trom-
peten, Husaren heraus!


Großes Preuß. Trompeten-
Concert.

Donnerstag, den 28. November.
Die Landwehr:
Nun ade, Lowise, wisst, ab dein Gesicht,
Eine jede Kugel trifft ja nicht.
Freitag, den 29. November.
Die Kadetten: Mein Arm wird stark
und groß mein Muth.
Sonnabend, den 3t>. November.
Die vereinigten Truppen:
Sind wir wieder 'mal beisammen gewest,
Haben uns wieder 'mal lieb gehabt.
Kladderadatsch.

Humoristisch-satyrisches Wochenblatt.
Dieses Blatt erscheint täglich, mit 'Ausnahme vir Wochentage. — Man abonnirl mit N'X Sgr. vierteljährlich bei allen Buch-
handlungen sowie bei den König!. Postanstalic» des In- und 'Auslandes. Jede einzelne Nummer kostet ISgr. Sie Ncdaklion.

ML" Krieg ist -och eklig!
Alles schreit jetzt: Krieg! Die Liberale», die Conservativen, die Constilutionellcn, die Demokraten, die
Anarchisten, die Krenzreiterretterritter und wie die ganze Jugend von anno 13 und 14 heißen mag. Ja, die
liebe Jugend! Die ist schnell fertig mit dem Wort; aber Kladderadatsch weiß, was Krieg zu bedeuten hat. Kladdera-
datsch besitzt drei Theile von Becker'S Weltgeschichte; Krieg ist zuweilen sehr störend! Krieg, das ist nicht so!
Krieg, das ist keine Wachtparade mit „schöne Musike", oder „ n Matratzenball," oder 'n patriotisches Con-
cert" oder 'n „wohlthätigeS Abendbrodt" im Bundeshause, ober „mimisch-plastische Darstellungen ohne
Schleier" oder sonst ein unschuldiges Vergnügen. Krieg ist eklig, sehr eklig! Da heißt's nicht: „Ich gehe auf
vierzehn Tage nach Neustadt oder Freienwalde, bis der Schwindel vorüber ist!" oder: „Ich ziehe in'n Thier-
garten, da ist's ruhig!" Gott bewahre! Krieg ist gar nicht ruhig! Du stehst zum Beispiel ganz gemüthlich veS
Morgens auf, zündest Deine Cigarre an, trinkst Kaffee und liest die Vossische Zeitung. Kommt plötzlich so'n Czcche oder
Slave'rein und sagt ganz kurz: „In'n Morjen!" Du denkst, 'Sist Dein Barbier, blickst gar nicht auf und rufst:
„Heute nicht rafiren!" Ja, Prost die Mahlzeit! Eh' Du Dich's versiehst, hat er Dir 'n Kopf abrastrt, setzt sich
an Deiner Stelle auf's Sopha und liest die Bosnische weiter, wo Du stehen geblieben bist. Oder Du bist Abends ganz behaglich
in Deiner Stube und machst mit Deiner Frau und Deinem Hauslehrer eine Partie Whist 5 trois. Du hast eben elf AtoutS
und keine Beikarte und denkst vergnügt: Kinder! Ihr seid gemacht! Geht die Thüre aus, und 'rein kommt ein beliebiger
Croate oder Pandure, schlitzt Dir mit seinem Pallasch den Leib auf, ruft: „oinq lronneurs en m»ii>!" nimmt Deine
Karte und spielt ruhig weiter. Er legt an, und Du bist gemacht. Ja, Krieg ist nicht so — Krieg ist zuweilen sehr
störend! Namentlich im Winter. In Filz-Parifern kann man auch nicht immer fechten, und jedes Schlachtfeld ist auch
nicht zum Einheizcn, obgleich es an „Holze" nicht fehlen wird. Darum denke ich, wir lassen'S bis nach Weihnachten!
Ich habe so meine Miethe noch nicht zusammen.

Kladderadatsch.
 
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