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34

Denn brächt' ich auch heut de» Friede» dar
Der harrenden Rabenmutter, —

Sie würde sich freu'», denn über'« Jahr
Gibt'« — desto bess'res Futter!

.Halt ein! — Sie stehe» fest vereint
I» ewigen Friedens Namen.

So blickt der Feind nicht aus zum Feind —
Sic rufen Ja und Amen!

Nun sind der Thräncn bei Tag und Nacht
Genug auf Erden gcflofse».

Zu neuer Hoffnung, Völker, erwacht:

Der Fried' ist jetzt geschlossen!"

Willst du nun trage» zum fernsten Pol
Des Oclblatts herrliche Gabe?

»Ich will'»!" —

Dann, Täubchen hüte dich wohl! —
.Vor wem? du schändlicher Rabe!" —

ES gibt zu Lande, eS gibt zur Sec,

Du Bote der FriedenSfeicr,

Manch lauernden Feind-sei klug — ade! —

Sonst holt dich am Ende der Geier!

34.TaöörraÖatfcfj.

"--»«GGEiit kleiner A^etv.&sisr^'-

Scene: Ei» kleines Deutsches Ländchcn. —

I. Tableau.

(Zimmer im Hause des Grafen. Der Graf si

Dramatisches Lebensbild in 5 Tablcaux.

• Personen: Graf LaflSche. Herr von Stockwij
Bauern u. s. w

Jean, Bediente. Stcffe

> einem Lehnstuhl

liest die Zeitung).

LaslSche. Himmellausendbombenclement! — Anarchie in der Residenz!
Bauern überall im Aufstande! Aufwiegelei verdammte! Werden mir meine
Kerls »och störrisch machen! Fehlte noch, daß sic mir auf» Zimmer rückten
wie Nachbar drüben. Schwachmatikus bat erklärt, daß Alles aufgehoben,
hat freie Jagd bewilligt. Keine Frohndienste mehr! — Jean!

Johann. Was befehle» Euer Gnaden?

Sachen packen! Anfpannc»! Silberzeug mitnehmen! Wird'S


Wollen Eure Gnaden verreisen?

Hat der Lümmel »och zu fragen! Pascholl, oder ich werde
ihm Beine machen! Was für Skandal auf dem Hofe?

Johann. Die Bauern —

LaflSche. Bleib er hier, Johann! — Will er mir wohl meine Sachen
packen? (Es wird draußen lauter). Geh er noch nicht, Jean, er kann
noch ein Weilchen in meinem Zimmer warten! (Der Lärm legt sich). Wird'S
bald, Schlingel? Soll ich ihm hinter die Ohren hauen? (Es wird wieder
lauter). Bleib, Jean, sage, was wollen die Bauern?

Johann. Sie meinen: was die andern Bauern durchgefctzt, das
müssen sie auch haben!

LaflSche. Wirklich? Lieber Jean, sage ihnen, daß ich nicht zu Hause.
Sage» Sie den Leuten, daß sic sich beruhigen! Mein lieber guter Jean, bitten
Sie, daß die Herrn nach Hause gehn. Versichern Sic ihnen, mein Freund,
daß ihr Wohl mir allein am Herzen! Aber kommen Sie bald wieder,
mein lieber guter, mein treuer Freund! Und wenn Sic die Sachen gepackt,
borgen Sie mir Ihre LivrSc!

Johann. Aber dann bekomme ich die Keile, die-

LaflSche. O nein, mein Trautester! Sie geben sich dann zu erkennen,
und die Herren werden über die List lachen. (Ihn umarmend). Wir Men-
schen sind ja alle Brüder! — O cS ist eine schöne herrliche Zeit, wo alle
Unterschiede aufgehoben! — Sagen Sie das den Herren! Wo Alles nur
nach einem Ziele strebt-Glückseligkeit.

2. Tableau.

(In einem VolkSclub).

LaflSche. Bürger, Freunde! Wir haben eine Revolution ge-
macht! (Bravo! bravo!) Aber noch ist erst halbe Arbeit! Die Ritter
müsse» für immer unschädlich gemacht werden! (Bravo! bravo!) Seht:
auch ich habe zu ihnen gehört — was kann ich dafür? (Bravo!
bravo!) Seht: was habe ich hier in der Hand? (Papier! Papier!)
Seht, dies ist mein Patent, welches ich hiermit zerreiße. (Lang anhal-
tendes Bravo). Der Arbeiter ist der wahre, der alleinige Adel
der Nation. (Bravo!) Aber man tritt ihn mit Füßen. (Bravo!) Man
hat ihn zum Sklaven des feilen Capital« gemacht, (Bravo!) zum Bettler
an der Schwelle der Fabriken. (Bravo!) Aus den Schornsteinen der Fa-
briken dampft euer Schweiß, euer Herzblut, euer Jammer zum Himmel
empor. (So iS es). Die Maschinen sind eure Folter, die Fabrikbesitzer
eure Henker geworden! (Bravo!) Reißet sic nieder! Pflanzet die Fahne
des Rechts auf de» Ruinen auf! Nicht ei» Stein darf auf dem ander» bleiben
von diesen Zwinguri'S! — (Bravo!) Nieder damit! Die Pflicht ruft,
die Ehre fordert cü, das Gewissen würde euch für die Unterlassung
strafen. — Bürger, freie Arbeiter, Brüder, mit euch will ich stehen oder
fallen! (Steigt von der Tribüne und reist nach Hause).

3. Tableau.

(LaflSche und Herr von Stockwitz im Gartensalon).

LaflSche. Zeit vergeht rasch, lieber Freund! Schon drei Jahre! Wie

>, ein Spitzbube.
Habe gut gewühlt

Alle» anders! Famose Zeit jetzt! Militair in Nähe -
und vorgcarbcitet.

Stockwitz. Muß noch ganz anders kommen!

(Jean erscheint in der Thür.)

LaflSche. WaS will der Esel schon wieder?

Jean. Gnädiger Herr, eine Deputation von Bauen«, die darum bitten,
ihnen den GutSzins noch ein Paar Monate zu stunden.

LaflSche. Laß sie herein! — Passen Sie auf, lieber Stockwitz, wie
ich mit solcher Rare spreche!

(Die Bauern kommen demüthig herein).

Volk! Lumpenpack! Weiß schon, wa« ihr wollt! Keine GutS-
abgabcn geben! Senge», brennen, plündern wollt ihr! Faullenze» und nichts
bezahlen! Hallunken!

Einer der Bauern. Ach gnädiger Herr!

LaflSche. Was? Er untersteht sich, zu widersprechen? Heda (zum Fen-
ster hinaus rufend) Jean, Anton, Fritz hcraufkommen! — Bindet mir
de» Kerl! Ins Hundeloch mit ihm! Dreißig aufzählcn!

Ein anderer Dauer. Da« dürft Ihr nicht, gnädiger Herr!

LaflSche (ihn an der Gurgel packend). Wie? Er wagt noch zu
rcbelliren? — Lieber Slockwitz, helfen Sic mir! — Morbleau! Ihn kenne
ich! Er war ja vor drei Jahren auch an der Spitze! — Stockwitz, reiche»
Sie mir doch die Jagdleine herüber! Solchen Kerl muß man knebeln —
Marsch i»S Hundeloch. — Dreißig aufzähle»!

Stockwitz. Aber, lieber Freund, Sie gehen zu weit — Der Kerl ist
ja unschuldig!

LaflSche. Ja, juridisch! Thut nicht»; muß Exempel statuiren!
Pflicht, Ehre und Gewissen über Alle», ober ami! — WaS guter Hund
werde» soll, muß zeitig drcssirt werden!

(Die beide» Bauern werden abgeführt.)

4. Tablcau.

(Vor einem Hause.)

LaflSche (zu einem Bauer). Warum, Steffen, hast du dreimal Hiebe
bekommen?

Steffen. Weil ich gestohlen habe.

LaflSche. Wo wärest du heut, wenn ich dich nicht geprügelt sondern
angezeigt hätte?

Steffen (schweigt).

LaflSche. Wem wirst du also auS Dankbarkeit deine Stimme gedenk

Steffen. Dem gnädigen Herr»!

LaflSche. Brav, mein Sohn! Sag'« auch den Andern! — Da,
mein Sohn, hast du einen Thaler! Bleibe brav und mache mir ferner
Ehre! W

5. Tableau.

(Bei Clausing.)

Kulike. Sag'mal, Mudickc, ist der Laflcefch nicht derfelbigtc, der ein-
mal i» 'n Volksclub-

Mudike. Pst! —

Kulike. Wo sie mich damals in die Köpntker Straße wollten die
Maschinen-

Mudike. Pst!-

Kulike. Und heut redt'i er so? Ist des in die Ordnung?

Mudike. Pst! — Nehm dir doch in Acht. Weißt du nicht, daß In
die SchillingSjassc die neue Waschanstalt injcricht't Ist?

Kulike. Woso?

Mudike. Damit daß sie die schmutzige Wäsche nie nicht so lange u|*
sammeln lassen sollen.

Kulike. Ach so? Ich verstehe dir, da wollen >

Andere» reden!

r lieber von wa»
 
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