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Nr. 20.

Berlin, den 4. Mai 1856.

9. Jahrgang. >

Der Landbotcn

Bkm°°stcr Burscht jieh' ich auS.

Adel

Behüt' dich Go», Philist-r-HauS.

Zur Heben Hcimath geh' ich ein,

Will dort ein kleiner Herr nun sein —
Ade! Ade! Ade!

Lebt wohl, ihr stillen Kämmerlein,

Jetzt kriegt ihr mich nicht mehr hinein,

Ihr Polstersitzt, rolh und weich,

Ich nicke jetzt nicht mehr auf euch!

Ade! Ade! Ade!

Abschicdslied.

Leb' wohl, du trauliches Buffet,

Wo ich vertilgte mein Budget,

Drei Thalcr täglich Hab' ich mir
Mit leichter Müh' verdient an dir,

Ade! Ade! Ade!

Ihr Antrag' und Amendements,

Ihr Cognacs all' des Restaurant-,

Die ihr noch unerledigt seid —

Im nächsten Jahr ist auch noch Zeit,
Ade! Ade! Ade!

Kladderadatsch.

_humoristisch-sakrisches Wochenblatt.

Diese» Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme der Wochentage. — Man abonnirt mit 21 Sgr. vierteljährlich für 15 Nummern bei allen Buchhand-
lungen, sowie bei den Postanstalten de» In- und Auslandes. Jede cin;elnc Nummer kostet I Sgr. _Die Redaktion.

Eines schickt sich nicht für Alle:
Sehe Jeder, wie er'» treibe;
Sehe Jeder, wo er bleibe,

Und wer steht, daß er nicht falle.

Da die Friedenöconditioncn
Glücklich sind hcrauSgcdrcchselt
Und die Ratificationen
Allerseits nun auSgewechsclt,

Jubeln viele Millionen.

Doch wenn ich in all' dem Schwalle,

In dein lauten Jubclschallc
Nur zu schweigen mich bequeme:

Daß mir's Keiner übel nehme! —

Eines schickt sich nicht für Alle.

Spcculirt' ich auf die Hausse,

Hält' ich nur Coupons zu schneiden,

Wollt' ich gern dem großen Trosse
Nachzufolgcn mich bescheiden,

Mich enthaltend jeder Glosse.

Aber wenn ich Witze schreibe,

Und des Ziels schon enge Scheibe
Noch verengt wird dem Geschosse,
Trcibi's mich wohl zu mancher Glosse
Jeder, wie cr'Z treibe!

Wenn des Krieges Stürme schweigen,
Wenn, die blutig sich befeindet,

Zärtlich sich einander neigen;

Wenn die ganze Well befreundet
Und die Fricdcnsacticn steigen:

Muß ich büten mich bei Leibe,

Daß ich nichts VermcssncS schreibe,

Hüpfend wie in Eiertänzen,

Bleiben stets in engen Gränzen —

Sehe Jeder, wo er bleibe!

Doch ich darf die Hoffnung wage»,

Daß der Leser mich verstehe
Und in diesen schwi'er'gen Tagen
Zwischen meinen Zeilen sehe,

Waö der Text oft nicht kann sagen.

WaS für uns in diesem Falle
Wir erhalte», ist für Alle.

Nur der Lebende hat Rechte -
Srh' drum Jeder, wie er fechte,

Und wer sicht, das? er nicht falle!

Srladdoradatsch.

Nr. 21 li. 22 erscheinen am 11. Mai.
 
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