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3tr. 5.

Berlin, beit 2. Februar 1879.

XXXII. Jahrgang.

Wotfjciifmtenbcr.

Montag, den 8. Februar.

Kein Wunder, daß in de» Werte» .Die Hoff-
nung und Beständigkeit gibt Trost und Kraft zu
jeder Zelt. O Tanncboom. ° Tanneboom.
das soll dein Kleid mich lehren' - focialdemo-
kratischc Gedanken enthalten sind! DaS Lied ist
also z» verbieten.

Dienstag, den 4. Februar.

Da? Lied vom .Schwarzen Walfisch zu
Askalon' ist »nzweifclhaft eine Verhöhnung
der Geschichte vom Propheten Jona?. Ist also
zu verbieten.

Mittwoch, den 5. Februar.

Da? Sieb: .Meine Mus' ist gegangen in
de? Schenken sein Haus - will Kellnerin

Tingeltangel paffende?, zu verbieten.

wochenllasinder.

Donnerstag, den <>. Februar.

Da? schamlose JSgcrIicd ,E? lebe, was ans
Erden stolzirt" !c. ist wegen de? anstöbigen
Verse?: .Mein Mädel will ich küssen' strengsten?
zu verbieten.

Freitag, den 7. Februar.

Da? Sied: .Hier Nh' ich auf Rase»' re.
ist wegen de? unsittlichen Schlusses: .Und gebt
mir ein Mädchen, die'? Küffen versteht', zu ver-

Sonnabcnd, den 8. Februar.

Der Erregung von Mißvergnügen muß Einhalt
gelhan, und deßhalb darf von keinem Gesangverein
da? Lied hinfüro gesungen werde» ,E? kann sa nicht
immer so bleiben hier unter dem wechselnden
Mond.'

Humoristisch - satirisches Wochenblatt.

Kladderadatsch.

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage. Man
abonnirt bei den Post-Anstalten des In- und Auslandes, sowie in
den Buchhandlungen.

Der vierteljährliche Abonnements-Preis mit sämmtlichen Beilage»
bettägt für In- und Ausland 2 M. 25 Pf.

Einzelne Nummern 25 Pf.

eine Zeit! Ich möchte wissen,

Ob bald die bessre kommt heran;

Eg ist ein Instand eingerissen,

Dem Niemand Beifall zollen kann.

Ich wollte wohl, ein Netter käme,

Ein Helfer uns, ein starker Held,

Eh' Zölle ganz und Zollsysteme
Beherrschen die betrübte Welt.

Ach, nur von Zöllen hör' ich reden,
Verzollt ist gänzlich unsre Zeit;

Ilm Zölle nur entbrennen Fehden
Und hebt sich an harmvoller Streit.
Den Kanzler selbst mir vorzustellen
Wag' ich nur so: gedankenvoll
Sitzt er und brütet über Zöllen,

Ein jeder Zoll an ihm ein Zoll.

Zu welchem Zeitungsblatt ich greife,
Von Zollartikeln ist's erfüllt;

So oft ich durch die Spalten schweife,
Begegnet mir dasselbe Bild.

Die „Tante" wie die Nationale,
Kreuzzeitung, Tageblatt und „Post",

Sie Alle — zum wie vielten Male
Aufwärmen sie dieselbe Kost!

Um Eisen dreht sich's und um Kohlen,

Um Tabakskraut, um Korn und Nieh;

Hier wird bekämpft und dort empfohlen,

Und einer Meinung ist man nie.

In diesem Kampf, dem griinmig wilden,

Steh' ich noch unentschieden da.

Musz ich mir auch ein Urtheil bilden?

Die Antwort, furcht' ich, lautet: Ja!

Doch wie? Auf wen jetzt soll ich hören?

Ich weisz fürwahr nicht, was ich soll!

Aus wessen Worte soll ich schwören,

Wem spenden meiner Achtung Zoll?

Wie find' ich im Gewühl der Zöllner
Zurecht mich klug und diplomat'sch? —

Fort mit den Tagesblättern, Kellner!

Und hurtig her den —

IHadderadatsch.
 
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