Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Berlin, Leu 6. Dcccmbrr 1885.

XXXVIII. Hahngang.

Nr. S«

UTocflenriatenhcr.

Montag, den 7. DecemSer.

Nachdem die Confercnz in Konstantinopel
gescheitert ist, Muß doch etwas anderes zur
Ordnung der Zustände aus dein Balkan
geschehen. Aber was Y

Dienstag, den 8. DecemSer.

Der Sultan koininl auf einen genialen
Einfall. ES soll eine Concurrenz zur Lösung
der orientalischen Frage ausgeschrieben
werden. Warum nicht Y

Mittwoch, den !>. DecemSer.

Die Mächte erkläre» sich telegraphisch
mit dem Vorschlag einverstanden. Die
Concurrenz wird also ausgeschrieben.

Mochrnkatender.

Donnerstag, den 1t). DecemSer.

Zur Entscheidung über die Concurrenz-
arbeiten wird eine Jury von 1000 Personen
auS aller Herren Ländern gewählt.

Kreitag, den 11. DecemSer.

AIS Preis wird ein kleines Balkan-
ländchcnauSgeseht. Termin zur Ablieferung
der Arbeiten der II. December 1880.

Sonnabend, den 12. DecemSer.

Nachdem die Sachen so weit gediehen
sind, stopft der Türke sich eine neue Pfeife
und betrachtet für die nächsten fünf Jahre
de» Frieden als gesichert.

Kladderadatsch.

(jiimoriKisch=satirisches TUocheiMatt.

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage.
Man abonnirt bei den Postanstaltcn des In- »nd Auslandes,
sowie in den Buchhandlungen.

Der vierteljährliche Abonnements - Preis auf dieses Blatt mit
sämmtlichen Beilagen beträgt für In- und Ausland 2 M. 28 Pf.
Einzelne Nummern 28 Pf.

err Windthorst spricht: „Was der Ganzer sagt,
H^Ä^Kann mich nicht irritiren.

^E^Ich mich die Patres Stoffel und Weil:

Als Deutsche reelamiren.

Ein kaum erklärlicher Trrthum scheint
Pier freilich obzuwalten,

Indem die beiden Herren selbst
Sich für Franzosen halten.

Doch, glaubt es mir, ein Deutscher blieb
Cr immer in der Fremde.

Man wechselt die Nationalität
Doch nicht gleich einem Hemde!

Die Diebe zur Heimath ist durch nichts
Dem Deutschen auszutreiben.

Optirt' ich selber für Frankreich, stets
Würd' ich ein Welfe bleiben.

Nein, sie sind Deutsche! Im Elsaß stand
Des braven Stoffel Wiege —

Behauptet der Fürst, daß das Elsaß nicht
Im Deutschen Neiche liege?

Wie steht es ferner mit Pater Weik?
Lm schönen Badenserlandc
Ward er geboren, den Lüngling trieb
Cs fort zum Seinestrande.

Als nützliches Mitglied zeigt' er sich
Gar bald im trefflichen Orden
Des heiligen Geistes, auch ist er dabei
Französischer Bürger geworden.

Drum glaubt den Worten des Kanzlers nicht,
Den tendenziösen, dolosen!

So gute Deutsche sind die zwei,

Wie ich, und keine Franzosen!"

Nnd als der fromme Pater Weik
Mit Staunen dies gelesen,

Sprach er zu Stoffel: „Confrater, wir sind
Falsch unterrichtet gewesen.

Wir glaubten, es wären aus Deutschland längst
Die Jesuiten vertrieben,

Allein die schlausten,.so scheint es mir,

Sind doch zurückgeblieben."

kladderadatsch.
 
Annotationen