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Müller. 35et is nich schlecht, det is zum Piepen.

Schultze. Wat denn?

Müller. Die Schose mit die Tänzerin Pawlowa von det
russische Ballett. Die hat sich mit'n Hausbesitzer
in England jezankt.

Schultze. Nu un wenn schon?

Müller. Der hat jesagt: Sie pfeift uff die Verträge, wieder
Deutsche Kaiser. Un da hat sie den Hausbesitzer
wegen Injurien verklagt, weil er ihr mit'n Kaiser
verjlichen hat.

Schultze. Det is aber ooch een komischer Verjleich; der
stimmt nich. Denn der Kaiser hat'n Verstand in'n
Kopp, aber die Pawlowa hat ihren in die Beene.

Müller. Der elsässische Abjeordnete Weil! is in die fran-
zösische Armee injetreten.

Schultze. Na also! Denn sind wir den Kerl los! Weil
Weill bei die Franzosen weilt, werd' ick mir nich
uffrejen!

Müller. Im Iejenteil! Sie werden eben Keile mit
Weille kriejen! w.

Die „New Park Times" veröffentlichen einen Aufruf
an die Nordamerikaner. Darin heißt es: „Die Welt darf
und kann Deutschland nicht gewinnen lassen. Wenn England,
Frankreich und Rußland es nicht allein schaffen können,
dann muß Italien mit seinen zwei Millionen heran! Der
Holländer, der Schweizer, der Däne, der Grieche, der ganze
Balkan müssen mit, um den Kampf ein für allemal zu
erledigen." Die Liste ist nicht vollständig. Es fehlen noch Nor-
wegen und Schweden, Spanien, Luxemburg, Liechtenstein und
Monako. Aber soll denn der Deutsche Kaiser gleich Kaiser von
ganz Europa werden? Einige Staaten müßten doch im Interesse
der Kultur von der deutschen Barbarei verschont bleiben.

Der Kellner als Staatsoberhaupt

m. br. Gewisse Zeitungen machen darüber hämische Glossen,
daß der General Diego Euttierez, der zum Präsidenten
der Republik Mexiko erwählt wurde, noch vor sechs Jahren
in seiner Eeburtsstadt Oviedo in Spanien — Kellner
in einem Kaffeehause gewesen wäre! Wie töricht, an dem
früheren ehrenwerten Beruf des wackeren Generals Anstoß
zu nehmen!

Wir können der Republik Mexiko zu ihrer umsichtigen
und klugen Wahl aus vollem Herzen gratulieren, und zwar
aus folgenden triftigen Gründen:

Diego Euttierez wird es nie unterlassen, beizeiten —
reinen Tisch zu machen.

Er wird allen Leuten gegenüber, die ihm zahlungs-
fähig erscheinen, ein zuvorkommendes und durchaus höf-
liches Benehmen zur Schau tragen.

Den Staatsfrack wird er stets mit genügender
Würde und Grazie zu tragen wissen.

Er wird den Inhalt des Brotkorbes für jeden so
bemessen, wie es ihm dienlich ist und die Zeitumstände es
erlauben.

Diego Guttierez dürfte aber auch zu gelegener Zeit
die Energie zeigen können, einmal gründlich „abzurechnen".

Der einzige Übelstand vielleicht wäre, daß er hier und
da die Würde seiner Stellung vergessen und aus alter
Gewohnheit ein kleines Trinkgeld nehmen könnte! — Was
hätte das aber zu sagen, wenn er als tüchtiger „Ober" die
Republik Mexiko auf eine derartige wirtschaftliche Höhe
bringt, daß sie auf den Ruf der Gläubiger: „Zahlen!" hört.

Gold

Und groß, gewaltig kam das Weltgericht.

Und drüben an der Themse stand ein Wicht,

Ließ in der Tasche seine Sovereigns klimpern,

Und, ohne nur zu zucken mit den Wimpern,

Sprach er: „Wieviel der Völker Blut auch fließt,

Wir machen das Geschäft: denn England schießt
Mit Silberkugeln." Und dann ging er, Haufen
Von Menschen für das Vlutwerk einzukaufen.

Und über beide Erdenhälften rollt
Das bleiche Silber und das blut'ge Gold.

Woher er's nahm? Wer fragt in diesen Tagen?

Doch seine Schlachten läßt er damit schlagen,

Und Humbug ist ihm Deutschlands Opfermut:

Er hat in seinen Adern Gold statt Blut.

Gold! Jeder Tag erzählt, wie unsre Jungen
Mit seinem Völkerkehricht sich gerungen.

Sie fegen aus; doch stets der Unrat wächst.

Mit seinem goldnen Zauberstabe hext
Der kalte Wicht sich immer neue Massen...

Und dabei hört' ich, daß in unseren Gassen
Es Menschen gäbe, die im Eisenschrank
Das deutsche Gold noch hegten bar und blank
Und wollten's — selbst um unsrer Helden Leben —
Aus Angst und Eier dem Vaterland nicht geben.
Wir haben Blut genug und ohne Sold,

Wir haben Hold wie England, reichlich Gold,

Wenn alle nur wie unsre Grauen denken.

Wer's nicht tut, soll wie Judas sich erhenken! a. ei

D Die holländische Zeitung „Tijd" brachte die Nachricht,
daßdieDeutschen ihre Toten in belgischenHochöfen verbrennen.

Das ist noch nicht alles. Die Hungersnot ist in Belgien
und dem übrigen Deutschland so groß, daß die Deutschen
junge Weiber und Kinder, deren Fleisch noch zart ist, in
die Hochöfen werfen und sie gebraten wieder herausziehen,
um sich von ihnen zu nähren. Statt Brot essen sie die
Schlacke der Hochöfen. Da auch die Wasserleitungen sowie
die Flüsse und Seen überall zusammengeschossen sind, so
schmelzen sie in den Hochöfen Stahl und trinken die flüssige
Stahlmenge zur Stillung ihres Durstes.

Der abgewiesene Weihnachtsvorschlag des Papstes

„Ja — meine Herren, dürfte ich dann wenigstens zu
— Weihnachten 1915 — einmal anfragen?"

Verantwortlicher Schriftleiter: Paul Warnckc in Klein-Glienicke bei Potsdam. — Verlag von A. Hosmann & Comp., Berlin SW. 68. — Druck von Hcmpel & Co. G. nt. b. H., Berlin.

Hierzu drei Beilagen

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