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Buchbesprechung

Nachdem das parlamentarische System,
seiner gegenwärtigen politischen Be-
deutung entsprechend, von praktischen wie
historischen Gesichtspunkten aus wieder-
holt literarisch behandelt worden ist, hat
jetzt der polnische Marschall Pilsudski
durch Herausgabe des Werkes „Das un-
parlamentarische System, Eindrücke,
Winke und Fingerzeige" eine fühlbare
Lücke im staatsrechtlichen Schrifttum
ausgefüllt.

Das Werk zerfällt, wie schon der
Titel besagt, in 3 Abschnitte. Die un-
parlamentarischen Eindrücke werden bei
dem temperamentvollen Verfasser zu
einer etwa 200 Seiten starken An-
sammlung unparlamentarischer Aus-
drücke, die er in praxi bei seinem hier
theoretisch behandelten System an-
zuwenden pflegt. Wir nennen daraus:
Lumpenkerle, Schweineschneider, Hunde-
knochen, politische Bettnässer, Wanzen-
gesindel, klitschiger Hühnerdreck . . .
können aber leider mit Rücksicht auf
unsere Leser die weitere Bereicherung
des unparlamentarischen Wortschatzes

nur ourcy.anoeuien. — Lne

Winke des 2. Abschnittes pflegt der
Marschall, wie er erzählt, mit Hilfe der
Absätze seiner juchtenledcrnen Schaft-
stiefel zu erteilen, wozu er überzeugend
ausführt, daß Volksvertretern das Ge-
treten-Werden doch als eine Art Symbol
ihrer Würde und deshalb als etwas
durchaus Schmeichelhaftes erscheinen
muß. — In der Einleitung zu den
Fingerzeigen erfahren wir Näheres über
Größe und Bau der Pilsudskischen
Handflächen, er rühmt sich einer durch
Training gestählten Knöchelform und
gibt Abbildungen der von ihm getragenen
scharfiantigcn Ringe, die er bei ge-
wissen, im unparlamentarischen System
begründeten Prozeduren nach innen zu
drehen pflegt.

Alles in allem ein durchaus kon-
sequentes, schlagkräftiges, umfangreiches
Buch, das sich durchaus nicht so be-
quem in die Tasche stecken läßt, wie der
erlauchte Verfasser es mit seinen Parla-
mentariern auch weiterhin hofft tun zu
können. jtoflel.

Alkohol als Wahlparole

Stets war es unbegrenzt
In seinen Möglichkeiten.

Für Völkerglück und Länderwohl
Ist bei der Wahl im Kapitol
Dort jetzt entscheidend als Symbol
Der Alkohol.

Es war der Stimmenkauf
Leicht für die Demokraten.

Sie stellten eilend auf
Als ihren Kandidaten
Zum Vizepräsidententhron,

Den Alkoholikern zum Hohn,

Den trocknen Temperenzlersohn,

Herrn Robinson.

Drauf, wie das denn so kam,

Man von den Prominenten
Herrn Smith in Aussicht nahm
Als ersten Präsidenten.

Doch plötzlich hieß es: Was ist das?
Herr Smith trinkt mittags gern ein Glas
Und sitzt auch abends noch am Faß?
Herr Smith ist naß!

Die Demokraten sind
Zunächst gar sehr erschrocken,

Denn das weiß jedes Kind:

Herr Robinson ist trocken.

Und fast schien ihnen schon gewiß
In der Partei ein tiefer Riß.

Doch nein, es ist kein Hindernis
Der nasse Smith.

Sei, Wähler, lieb und brav,

Du brauchst Dich nicht zu quälen,
Kannst ruhig „half and half“

Als Demokrate wählen.

Denn sei es Bier, sei's Limonad',

Sei's Bürger, sei es Sozi, — Rat
Weiß sich zuletzt in jedem Staat
Der Demokrat! «tniiii«.

^aienzweifel

Professoren der Madrider Akademie
sind der bisherigen historischen Annahme
entgegengetreten, daß der bekannte Don
Carlos, Philipps II. Sohn, einer Ver-
giftung zum Opfer gefallen sei. Zur
Entscheidung des Streites hat ein Mit-
glied beantragt, das Skelett des Jn-
fanten auf Arscnikspuren zu untersuchen.

Dem Ungebildeten fällt dabei auf,
daß der Gelehrte nur an die Spezial-
möglichkeit einer Arsenikvergiftung denkt.
Wie steht es, wenn der Knabe Karl —
der nach einer weiteren historischen An-
nahme im Hochsommer verschieden sein
soll — einem andern gefährlichen Gifte
zum Opfer gefallen ist, z. B. einer
verdorbenen — sauren Gurke? d. -. h

Der Politiker

Wohin ich heuer fahre?

Dir sei's vertraut:

Erst andren in die Haare,

Dann aus der Haut! ad«.

Bei 40° Hitze!

»Mensch, bei dieser Affenhitze laufen Sie im dicken pelz herum!"

»Mein Herr, ich bin Kommunist, und bin deshalb gewöhnt, immer bas Gegenteil von
dem zu tun, was sonst normale Menschen zu tun pflegend
 
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