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Koch, Julius [Hrsg.]
Das Heidelberger Schloß (Tafeln) — Darmstadt, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.1635#0002
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VORWORT.

Während all der Wandelungen, welche die Pflege der Kunst in Deutsch-
land innerhalb der letzten hundert Jahre erfahren hat, wurde wohl
kaum einem Denkmal aus früherer Zeit das allgemeine Interesse
reichlicher zugewandt, als dem Heidelberger Schlosse.
Der über den Ruinen schwebende Zauber der Romantik begeisterte zu dich-
terischen Lobgesängen; die geschichtlichen Erinnerungen, welche mit ihnen in Ver-
bindung stehen, veranlassten gelehrte Forschungen verschiedenster Art. Die Er-
kenntniss aber, dass der stolze Fürstensitz zum Besten gehört, was die vaterländische
Kunst hervorgebracht hat, sicherte dem Baudenkmal das energische Eintreten
sachkundiger Kreise für seine Erhaltung. In Wort, Bild und Schrift, allerdings
sehr häufig auch mit entgegenstehenden Ansichten, je nach dem Gefühlsstandpunkt
des Einzelnen, wurden immer und immer wieder Anstrengungen gemacht, um die
Frage, wie die noch vorhandenen künstlerisch werthvollen Theile der Ruinen für
die Nachwelt zu erhalten seien, ihrer Lösung näher zu bringen.
Als letzte, zu gleicher Zeit als weitgehendste Unternehmung in diesem
Sinne ist wohl die Anordnung von Untersuchungen und Aufnahmen von Seiten
des badischen Staats zu betrachten. Die warme Theilnahme Sr. Königlichen Hoheit
des Grossherzogs von Baden und die Fürsorge Grossherzoglicher Regierung veran-
lassten die Landstände im Jahre 1883 und den folgenden, ansehnliche Mittel zu
bewilligen, um die für nöthig erachteten Arbeiten in Angriff nehmen zu können.
Das Ministerium der Finanzen, dessen specieller Obhut das Baudenkmal anvertraut
ist, ernannte eine »Baukommission für das Heidelberger Schloss«, deren Vorsitzender
der Grossherzogliche Baudirector, z. Z. Prof. Dr. J. Durm, ist. Im Schlosse selbst
wurde ein Baubureau errichtet und dasselbe beauftragt, mittelst genauer Aufnahmen
und Untersuchungen den gegenwärtigen Zustand der Ruinen festzustellen.
Es ist verständlich, dass in erster Linie die Herstellung von Zeichnungen
in mehr oder minder grossem Maassstabe als geeignetes Mittel zur Erreichung
des gewünschten Zweckes betrachtet wurde. Aufgrabungen zur Untersuchung der
Fundamente und des Baugrundes gingen damit Hand in Hand. Prof. Dr. A. Schmidt
in Heidelberg unterstützte das Baubureau bei Untersuchung des Baugrunds in
geologischer Beziehung; Bildhauer Prof. A. Heer in Karlsruhe stellte seine Fach-
kenntnisse bei Beurtheilung der Sculpturen zur Verfügung. Im Laufe der letzten
HEIDELBERG, im August 1887.

vier Jahre wurden nun zunächst die künstlerisch werthvollsten Bauten untersucht
und aufgenommen. Die Fahnden des Otto-Heinrichs-Baues und des Friedrichs-
Baues wurden in einzelne Abtheilungen zerlegt und in 7io natürlicher Grösse,
die zugehörigen Ornamente und Architekturdetails zum grossen Theil in Natur-
grösse, sowie die Uebersichtszeichnungen im Maassstab 1 :40 gezeichnet. Nur wo
es der Deutlichkeit wegen unvermeidlich ist, soll die Beschreibung ergänzend
eintreten. Die Beschädigungen, welche im Laufe der Zeit durch rohe Gewalt
und die zerstörenden Einflüsse der Witterung an den Bauten entstanden sind,
wurden durch besondere Vermerke in die Zeichnungen eingetragen. Grundrisse
und Situationspläne sind mit dem trigonometrischen Netz der Landesvermessung
in Verbindung gebracht und die Höhen der Gebäude auf den Normalnullpunkt
bezogen. In ähnlicher Weise sind, bezw. werden die übrigen Theile des Schlosses
aufgenommen.
Durch besondere Genehmigung des Grossherzoglichen Finanzministeriums
wurde es den Vorständen des Schlossbaubureaus ermöglicht, die gewonnenen
Materialien, insoweit sie sich hierzu eignen, zur Herausgabe vorliegender Mono-
graphie zu benützen.
Eine nicht unerhebliche Anzahl zum Theil sehr schöner Arbeiten über das
Heidelberger Schloss ist bereits veröffentlicht. Graimberg und Pfnor mit tüchtigen
Stichen, Sauerwein und Fritsch mit guten Photographien bezw. Lichtdrucken haben
den entschiedenen Beifall der Sachverständigen gewonnen. Wenn wir es gleich-
wohl unternehmen, nach so würdigen Vorgängern mit einer grösseren Publikation
vor die Welt zu treten, so geschieht dies in der Zuversicht, dass wir in der
Lage sind, über genaue und nach jeder Richtung hin zuverlässige Aufnahmen
und Zeichnungen zu verfügen, welche uns ermöglichen, ein durchaus richtiges
Bild der gegenwärtigen Schlossruinen in ihrer Gesammtheit und in ihren einzelnen
Theilen zu geben. Je nach dem Interesse, welches die einzelnen Bauten gewähren,
sollen dieselben mit mehr oder minder grosser Ausführlichkeit durch gute Licht-
drucke, nach unsern Originalzeichnungen, dargestellt werden. Zur Kenntniss der
baulichen Entwickelung des Schlosses werden wir in einer besonderen, den Tafeln
beigegebenen Abhandlung die durch unsere eingehenden Untersuchungen der
Ruinen gewonnenen Resultate niederlegen.

DIE HERAUSGEBER.
 
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